Im Landkreis Havelland bestehen 131 Kindertagesstätten, davon 73 in kommunaler und 58 in freier Trägerschaft. 18 Einrichtungen entstanden in den letzten acht Jahren. Doch genügt das offenbar nicht, um den gesetzlich verankerten Rechtsanspruch auf Kitabetreuung zu erfüllen. Der Landkreis muss diesbezüglich offenbar Initiative ergreifen. Per Kreistagsbeschluss will sich die Verwaltung dazu beauftragen lassen, „Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, Städten und Gemeinden, freien Trägern sowie Investoren aufzunehmen, mit dem Ziel zusätzliche Plätze in Kindertagesstätten (Kitaplätze) im Landkreis Havelland kurzfristig zu schaffen“.
So steht es in einer vom Dezernat II (Soziales, Jugend und Gesundheit) ausgefertigten Beschlussvorlage, die in der nächsten Woche in zwei Kreistagsausschüssen diskutiert wird. Ferner steht darin: „Damit übernimmt der Landkreis Aufgaben, die dem Grunde nach den Städten und Gemeinden obliegen. Der Landkreis präferiert die Zusammenarbeit mit freien Trägern, die die erforderlichen Einrichtungen errichten und betreiben werden.“
Der Landkreis Havelland steht in der Pflicht, da er als örtlicher Träger der öffentlichen Jugendhilfe – gemäß dem brandenburgischen Kitagesetz (KitaG) – verdonnert ist, die Kindertagesbetreuung zu gewährleisten. Doch per Gesetz steht ihm im Regelfall nur die Kita-Bedarfsplanung als Instrument zur Verfügung. In dieser werden lediglich erforderliche Kapazitäten beziffert. Letztlich sind es die Städte und Gemeinden, die erforderliche Immobilien zur Verfügung stellen müssten.
Kein Mangel an freien Trägern – aber 428 unversorgte Kinder in Falkensee, Wustermark, Brieselang und Dallgow-Döberitz
An freien Trägern, die eine Kita betreiben oder sogar auch errichten wollen, soll es nicht mangeln. Wenn aber die Gemeinde oder Stadt kein Grundstück (mit oder ohne Gebäude) zur Verfügung stellt, würden die Bedarfe nicht gedeckt. Das sei auch der Fall, wenn der Träger die Kita selbst errichten will (oder einen Investor an der Seite hat) und keine Refinanzierungsvereinbarung mit der Standortgemeinde zustande kommt.
Laut dem von Wolfgang Gall geleiteten Dezernat II habe sich die Anzahl der betreuten Kinder zwischen 2013 und 2022 regelmäßig erhöht: von etwa 10.000 auf etwa 13.000. Aktuell soll es insgesamt 428 unversorgte Kinder (Krippe/Kindergarten) in der Stadt Falkensee sowie den Gemeinden Brieselang, Wustermark und Dallgow-Döberitz geben.
Ein hoher Bedarf besteht auch in Form einer Integrations-Kita im mittleren Havelland, also in und um Nauen. Bisher bestehen Einrichtungen dieser Art nur in der Kreisstadt Rathenow und in Falkensee. Gerade für Kinder mit besonderem Förderbedarf gebe es lange Wartelisten, wie es heißt.
Milow und Großwudicke – in der Gemeinde Milower Land laufen aktuell zwei Kita-Projekte
Im westlichen Havelland ist Kita-Bau aktuell ein großes Thema in der Gemeinde Milower Land. Am Bahndamm 20 in Milow wurde im November 2022 der Grundstein für eine Krippe gelegt. Bauherr Felix Menzel (SPD), Bürgermeister der Gemeinde, glaubt an einen Betriebsstart noch in der Vorweihnachtszeit 2023. Der Neubau stellt eine Erweiterung der von der Gemeinde betriebenen Kindertagesstätte dar, die sich auf der anderen Straßenseite, in der Inge-Sielmann-Grundschule befindet. Der Ü3-Bereich (Kindergarten) wird dort verbleiben.
Am Bahndamm 20, nahebei ist ein neues Wohngebiet, entstehen fünf Gruppenräume für je zehn U3-Kinder. Im Bedarfsfall könnte die Krippe erweitert werden. Seit 2018 wächst in der Gemeinde der Bedarf. Während in Milow bereits gebaut wird, befindet sich in Großwudicke der Ausbau der dortigen Kita noch in Vorbereitung. Wie Menzel zuletzt sagte, sind die Planungsunterlagen fertig und können eingereicht werden.