Bereits zum Auftakt am Freitagnachmittag gab es eine Überraschung: Kinder der nur ein paar Schritte von der Kirche in Sietzing entfernten Kita „Spatzennest“ hatten zur Einweihung der sanierten Fachwerkkirche ein Lied einstudiert. Und dann läuteten die Glocken und gab es Lobgesang. Hanni und Volkhard Bode sowie Annett Kränig waren kurzfristig für die erkrankte Kreiskantorin eingesprungen. Draußen rauschte der Regen.

„Kneip-p-sisters“ freuen sich über Auftritt

Doch darüber kein böses Wort. Selbst am Sonnabendnachmittag nicht, als viele Sietzinger und andere Gäste, die sonst vielleicht spontan und per Fahrrad gekommen wären, lieber zu Hause blieben. Schließlich war von vornherein klar, dass die ohnehin schon begrenzte Anzahl an Plätzen in dem kleinen Gotteshaus coronabedingt noch einmal reduziert werden musste. Die „Kneip-p-sisters“, ein Frauenchor aus der Märkischen Schweiz, freuten sich über ihren ersten Auftritt nach langer Zeit. Und Pfarrer Arno Leye, dass niemand weggeschickt werden musste.

Schatulle kommt unters Dach

Karl-Heinz Sommerfeld, in Sietzing der Mann mit dem Schlüssel zur Kirche, nahm das Wetter ebenfalls gelassen. „Morgen ist auch noch ein Tag“, war er sich mit anderen Mitgliedern des Freundeskreises Fachwerkkirche Sietzing mit Blick auf die noch leere Schatulle einig, die ihren Platz unterm Dach im Turm finden wird. Ursprünglich sollte sie gemeinsam befüllt werden, doch das wurde erst einmal zurückgestellt.
Doch zurück zum Festgottesdienst, bei dem unter den Gästen unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Georg von der Marwitz, Kenneth Anders, Programmleiter des Oderbruch Museums Altranft, und auch der Regionalhistoriker Reinhard Schmook zu entdecken waren. Sie alle überraschte der Pfarrer sicher auch mit seiner Bitte zum Mitpredigen. „Meinste? Och, schön geworden. Das ist ja ein Ding“, hatte er als Text vorgegeben, der sich zu einem herrlichen Stimmengewirr auch aus den Kehlen der Handwerker entwickelte.

Mehr als ein Ort zum Gebet

Arno Leye erklärte vom Kanzelaltar aus, dass er an dieser Stelle vor einem Jahr noch nicht stehen konnte und die Sietzinger Kirche mehr als ein guter Ort zum Gebet ist.
Superintendent Frank Schürer-Behrmann hatte ein Grußwort geschickt. Die Sietzinger Kirche sei ein architektonisches Kleinod in dem wunderschönen Flächendenkmal von 240 inzwischen oft sanierten Gotteshäusern im Kirchenkreis Oderland-Spree, hieß es darin. Vize-Landrat Friedemann Hanke erinnerte an die schier unlösbar erscheinende Aufgabe, vor der vor allem die Sietzinger gestanden hätten. Die Kirche sei nun sichtbarer Ausdruck dafür, dass Menschen gemeinsam etwas in die Hand genommen haben. Die Kirche sei Mittelpunkt des Ortes und des Lebens, aber auch Zeichen der Entwicklung im ländlichen Raum.

Fast wie Weihnachten

„Wir alle sind stolz“, sagte Bürgermeister Michael Böttcher und hob den Freundeskreis als Motorn hervor. Dessen Vorsitzende Ines Zochert-Köhn war nicht die einzige, die sich angesichts der vielen Geschenke – gedacht als Dank, aber auch zur Einweihung – an Weihnachten erinnert fühlte. Die Kosten der Sanierung bezifferte sie auf mehr als 600.000 Euro. Der überwiegende Teil sind Mittel aus dem EU-Förderprogramm Leader.
Die Letschiner CDU-Landtagsabgeordnete Kristy Augustin regte gerade aus Potsdam kommend an, die Foto-Ausstellung „Gloria. Kirchen in Brandenburg“ ihrer Fraktion vor gut drei Jahren nach Sitzung zu holen. Auch um zu zeigen, was sich vor Ort verändert hat.