Es war eine kurzfristig organisierte Aktion und wurde zum vollen Erfolg. Die Stadtverwaltung von Seelow hat nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands kurzerhand am Montag entschieden, am Dienstag beim Markttag eine Spendenaktion zu veranstalten. Der Bitte um Geld kamen viele Seelower nach. Nun ist auch klar, wohin es geht.
Verfrühter Start und gleich 500 Euro
Robert Nitz, der Hauptamtsleiter der Stadt Seelow, strahlt. Er hatte frühmorgens um 9 Uhr eigentlich die Aktion eröffnen wollen. Doch wie der der MOZ berichtete, waren schon kurz nach dem Aufbau des Standes der Stadtverwaltung die ersten Spender vor Ort. „8.10 Uhr haben wir daher schon begonnen“, so Nitz. Der Zulauf sei gleich groß gewesen. Besonders gefreut habe er sich über einen Geldgeber, der 500 Euro gab. Eine Spendenquittung wollte er dafür nicht, sein Name wurde ordnungsgemäß in Listen geführt. Verraten will Robert Nitz den Namen des Spenders nicht.
Seelow sammelte schon 2002 für Betroffene des Elbehochwassers
Solch’ große Summen blieben die Ausnahme über den Tag. Bürgermeister Jörg Schröder, aktuell im Urlaub, hatte in seinem Aufruf am Wochenbeginn schon darauf gehofft, dass viele Kreisstädter dem Aufruf der Verwaltung folgen werden – kamen bei der ersten Aktion der Stadt nach dem Elbehochwasser 2002 stolze 6000 Euro zusammen. Auf die Unterstützungsbereitschaft der Seelower nach der Hochwassersituation nun in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Sachsen mit massiven Schäden, Chaos und Zerstörung setzte die Stadtverwaltung nun erneut und bat ausschließlich um Geld, da die Sammelstationen schon viele Sachspenden erhalten hatten. Zweier-Teams aus dem Rathaus betreuten den Stand über den Tag. Und zum Durchatmen kamen zur Mittagszeit auch nicht Ines Baerbock, Sachbearbeiterin im Ordnungs- und Standesamt mit Bauamts-Kollegin Ines Oldinski. Strammen Schrittes erschien Brigitte Schilling am Stand, steckte zehn Euro in einen der beiden hölzernen Spendenstöcke. Deren gläserne Fronten machten klar, hier ist schon viel Geld drin. „Die zehn Euro tun mir nicht weh“, erklärte die Seniorin.
Listen für deutsche Gründlichkeit
„Viele Menschen kommen gezielt her“, erklärten die Frauen der Stadtverwaltung. Notiert wurden in Listen die Namen der Spender nebst Unterschrift, wer eine Spendenquittung wollte, hinterließ zudem die Anschrift. „Die Spendenquittungen werden nachgeschickt“, erklärte Ines Baerbock. Etliche Bürger nutzten dies für die Steuererklärung. Beliebt waren aber auch die Kugelschreiber der Stadt mit dem Seelow-Schriftzug – die mit ausgegeben wurden.
Erinnerungen an Kriegszeiten werden wach
Gern ihr Portmonee öffnete auch Ursula Hanf. Zehn Euro wanderten in den Spendenstock. „Ich bin ja Umsiedlerkind, habe nicht vergessen, wie uns damals geholfen wurde“, erklärte die Seniorin. Nach den Bildern über die aktuelle Flutkatastrophe wollte sie helfen. Daher kam der Aufruf der Stadtverwaltung gerade recht. „Die Leute da drüben haben ja fast alles verloren, das ist schon schlimm. Wenn jeder etwas gibt, ist vielen geholfen“, betonte die Seelowerin.
„Ich mache mit, weil es mir gut geht, finanziell und menschlich. Ich kann zufrieden leben, will gerne was abgeben, an Menschen, denen es nicht so gut geht“, stellte Ingrid Schröder nach ihrer Zehn-Euro-Spende klar. Auch ihre Tochter Sylke Kiepke spendete diese Summe und erinnerte an die Hochwasserzeiten der Region, als massenhaft Hubschrauber von Neuhardenberg starteten. Udo Schulz, der gegenüber vom Markt arbeitet, kam für seine Zehner-Spende ebenfalls vorbei. Ihm war es ein Grundbedürfnis, die Aktion für die Flutopfer jetzt zu unterstützen, sagte er.
Schon 100 Spender bis zur Mittagszeit
Laut der Listen waren zur Mittagszeit bereits gut 100 Spender am Stand gewesen. Die meisten gaben zehn Euro, einige mehr, so die Mitarbeiter der Verwaltung. Die Spendensäulen waren sichtbar gut gefüllt. Wenig später steckte Jens Lawrenz, vom Hochwasser bei Lebus damals selbst betroffen, 150 Euro in den Spendenstock. Gern wolle er helfen, erklärte der Chef vom Frizz.
Großspende von Firma BauWerk
Andreas Werk, Inhaber der Ingenieur-Firma BauWerk aus Seelow, kam mit seiner Tochter und Mitarbeiterin Julia Werk, sogar mit einem großen Spendenscheck vorbei. 500 Euro übergaben sie an Hauptamtsleiter Robert Nitz. „Wir sind ja aus der Baubranche, sehen das Drama aktuell mit Besorgnis, wenn Häuser einfach zusammenstürzen. Wir wollten bei der außergewöhnlichen Situation gerne helfen“, erklärte der Firmenchef. Robert Nitz strahlte erneut und dankte für die Groß-Spende.
Spendensumme geht nach Rheinland-Pfalz
Der Hauptamtsleiter verriet auch, wohin das Spendengeld der Seelower Aktion gehen soll. „In den Bereich Vulkaneifel, genauer in die Verbandsgemeinde Daun. Dort reden wir noch mit den zuständigen Behörden, damit das Geld auch genau dort ankommt, wo Hilfe nötig ist“, so Nitz. Um 17.30 Uhr endete die Spendenaktion. Der Hauptamtsleiter zählte fix den Endbetrag aus – und verkündete der MOZ, dass insgesamt 12.139,95 Euro an diesem Tag auf dem Marktplatz durch 210 Spender zusammen gekommen seien. „Dafür großen Dank an alle, die dies ermöglicht haben.“ Weiterhin nehme Seelow gern Geld für Flutopfer an – per Überweisung.
Spendenkonto: Stadt Seelow, IBAN: DE96170540402008253123; Verwendungszweck: Sammelspende der Stadt Seelow für Hochwasser-Opfer 2021
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