Das halbe Oderbruch ist an diesem Sonnabend auf den Beinen. An allen Zufahrten in Neutrebbin agieren Security. Es gibt kein Reinkommen ins Dorf. Die Pkw-Kolonnen werden um das Zentrum herum zu den Parkflächen geleitet. Der große Festumzug kurz vor Mittag ist der erste Höhepunkt. Angeführt wird er vom Fanfarenzug Berlin-Marzahn. Michael Rubin, Detlef Olle und Edgar Petrick haben als Moderatoren von der Kanzel aus den besten Blick, erklären den vielen Zuschauern die 38 Bilder, die von Kommunen des Bruchs gestaltet wurden.
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Sportvereine, Karnevalisten, Landwirte, Handwerker, Jäger, Gewässer- und Deichverband, Unternehmen, Vereine – sie alle präsentieren die Vielfalt des Oderbruchs. Vorne weg der Alte Fritz, dem Neutrebbin als größtes Kolonistendorf seine Existenz verdankt. Seine Majestät kommt standesgemäß mit Kutsche, dargestellt von Horst Petermann. Der reiste extra aus Bremen an. Petermann ist Mitbegründer der Interessengemeinschaft Alter Fritz Neutrebbin und bis heute seinem einstigen Heimatort eng verbunden.
Auf einem Hänger winken die Ehrengäste den Darstellern zu. Zu ihnen gehören Brandenburgs Justiz- und Europaminister Steffen Ludwig (Linke), Landrat Gernot Schmidt (SPD) sowie die Landtagsabgeordneten Simona Koß (SPD), Kristy Augustin (CDU), Marco Büchel (Linke) und Franz Wiese (AfD). "Der Zug beweist, dass dieses Oderbruch sehr lebendig und alles andere als langweilig ist", lobt Minister Ludwig nach dem Umzug. Er gratuliert, auch namens des Schirmherrn, Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), zur gelungenen Fest-Premiere. Ludwig schlendert im Anschluss mit Bürgermeister Werner Mielenz und Amtsdirektor Karsten Birkholz über das traumhafte baumreiche Festgelände zwischen Friedensplatz und Liebesinsel. Dort sichern unzählige Helfer nicht nur die Versorgung der riesigen Besucherschar. Künstler, Handwerker, Einrichtungen, Verbände und Vereine präsentieren ihre Produkte und Leistungsangebote. Auf den beiden Bühnen läuft bis abends ein Non-stop-Unterhaltungsprogramm. Auch das bestreiten zum Teil Akteure aus dem Oderland. Gekommen sind Freunde aus der Partnergemeinde Zabor mit Bürgermeister Robert Sidoruk.
Landrat Gernot Schmidt ist stolz auf "seine Oderbrücher". Das Oderbruch sei seit der Trockenlegung immer ein Landstrich gewesen, in dem Menschen zuwandern und die Region bereichern. Die Trockenlegung sei eine technologische Meisterleistung gewesen, die heute undenkbar wäre. "Hier lebt der Geist des Zusammenstehens und der Toleranz", sagt Schmidt.
Auf der Hauptbühne versichert Minister Ludwig dem Oderbruch die weitere Unterstützung bei der Bewerbung um das europäische Kulturerbesiegel. "Sie haben einen interessante Geschichte", sagt Ludwig. Die sei es wert, vielen erzählt zu werden. Werner Mielenz übergibt an Simone Ackermann aus Golzow den Staffelstab. Denn dort findet 2021 der 2. Oderbruchtag statt. Der Letschiner Bürgermeister Michael Böttcher wirbt in seiner Oderbruchtracht dafür, mit gemeinsamer Stimme zu agieren. Nur dann könne die Kulturlandschaft erhalten bleiben. Letschin richtet 2023 den Oderbruchtag aus.