Auf den ersten Blick hat es das Schicksal mit den Kristallkindern aus Petershagen nicht gut gemeint. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Engagierte Menschen zaubern den schwerstkranken Kindern manchmal sogar ein Lächeln ins Gesicht. Und wenn das passiert, ist es für das Betreuungspersonal und die Mitglieder eines neu gegründeten Vereins Lohn ihrer Arbeit.
Sieben Kinder werden direkt in den Räumen der Kristallkinder Intensivpflege GmbH in der Wilhelm-Pieck-Straße 157-159 betreut. Hinzu kommen vier Kinder in der ambulanten Pflege. Sie sind alle zwischen einem Jahr und zwölf Jahre alt. Insgesamt 70 Mitarbeitende sind rund um die Uhr für die Kinder in einer 1:1-Betreuung im Dreischichtsystem im Einsatz.
Für die medizinische Betreuung der Kinder kommen finanziell die Krankenkassen auf. Da ist einiges notwendig – wie Beatmungsgeräte, Monitore oder andere lebensnotwendige Technik.
Sieben Kinder wohnen in der Einrichtung in Petershagen. Jedes Kind hat ein eigenes Zimmer, das neben medizinisch notwendiger Ausstattung ganz individuell eingerichtet ist. Bei Anton „wächst ein Baum“ die Wand entlang, die Blätterkrone entfaltet sich an der Decke des Zimmers. „Die Deckengestaltung ist ein Thema, dass wir demnächst angehen wollen. Da die Kinder mehr als andere liegen müssen, ist hauptsächlich die Zimmerdecke in ihrem Blickfeld“, erzählt Stefanie Rogall, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Kristallkinder Intensivpflege GmbH.

Kontakt zum Verein

Der Verein Püppilotta ist unter der E-Mail [email protected] oder telefonisch über 033439 546394 erreichbar.
Spendenkonto
Sparkasse Märkisch-Oderland
IBAN: DE40 1705 4040 0020 0714 18
Paypal
Namen und Anschrift im Verwendungszweck hinterlassen, wenn eine Spendenbescheinigung erwünscht ist.
Einige Kinder wirken apathisch. „Das täuscht“, stellt Antje Hösel klar und fügt hinzu: „Sie nehmen die Dinge wahr, zeigen Emotionen nicht so wie andere Kinder. Manchmal ist es nur das Zucken des Mundwinkels, das einem Lächeln gleichkommt, oder ein Glanz in ihren Augen. Um das zu bemerken, muss man die Kinder sehr gut kennen.“ Und wenn Therapiehund Balou, ein sanftmütiger Labrador, mit den Kindern kuschelt, dann geht ihre Herzfrequenz ganz weit runter. Ein Zeichen, dass es den Kristallkindern richtig gut geht.
Besondere Momente: Musiktherapeutin Anita Ratai spielt Flöte und Juna singt auf ihre Art mit.
Besondere Momente: Musiktherapeutin Anita Ratai spielt Flöte und Juna singt auf ihre Art mit.
© Foto: Dirk Schaal
Bei Juna ist ihre Freude manchmal offensichtlicher. Sie leidet unter anderem unter dem Down-Syndrom. Als Musikpädagogin Anita Ratai ganz individuell eingehend mit ihr eine Musikstunde macht, gerät die Zehnjährige in Verzückung. Die Flötentöne haben es ihr angetan. Wenn die Musiktherapeutin darauf spielt, bewegt Juna schnell ihren Kopf und singt auf ihre ganz eigene Art dazu. „Das ist wichtig, dass wir den Kindern solche Angebote machen, damit ihr Tagesablauf möglichst viel Abwechslung bietet“, sagt Sozialpädagogin Sarah Müller.
Was für gesunde Kinder Normalität ist, spielen, bewegen, beobachten oder individuelle künstlerische Unterhaltung, das ist für die Kristallkinder ohne fremde Hilfe unerreichbar. Die Musiktherapeutin, die Begegnungen mit Tieren, die besondere Innenraumgestaltung, Arbeitserleichterungen für die Betreuenden oder Ausflüge, die mit erheblichem Aufwand verbunden sind, werden nicht von den Krankenkassen finanziert. Dazu bedarf es in erster Linie Spenden.
Püppilotta: das Maskottchen der Kristallkinder Intensivpflege Berlin-Brandenburg und des gleichnamigen Vereins
Püppilotta: das Maskottchen der Kristallkinder Intensivpflege Berlin-Brandenburg und des gleichnamigen Vereins
© Foto: Dirk Schaal
Und da kommt der neu gegründete Verein Püppilotta ins Spiel. Püppilotta ist das Maskottchen der Kristallkinder. Bunt sieht die Puppe aus, ein wenig wie Pippi Langstrumpf – so weit wie möglich soll auch die Geschichte in den Alltag der Kristallkinder einfließen können.
„Mal sind es die kleinen Wünsche, die wir als Verein umsetzen wollen – mal ist es ein Kurzurlaub an der Ostsee oder ein Ausflug mit der ganzen Gruppe“, berichtet die Vereinsvorsitzende Silke Schick.

Ein Tierparkbesuch wird zur großen Herausforderung

Kleine Dinge mit großer Wirkung sind zum Beispiel die Besuche von Musiktherapeutin Anita Ratai oder von Therapiehund Balou. Ein Besuch im Tierpark ist dagegen nur mit sehr viel personeller und finanzieller Unterstützung möglich. Das gesamte notwendige medizinische Equipment wie die Beatmungsgeräte muss ebenso mit wie die Rollstühle und spezielle Kinderwagen. „Wir haben das auch schon mit der Bahn gemacht, aber das ist dann auch ein enormer zeitlicher und personeller Aufwand, sodass nicht viel Zeit für den eigentlichen Besuch bleibt“, erzählt Antje Hösel. Allein ein alternativer Fahrdienst dafür schlägt mit bis zu 1000 Euro zu Buche.
Ein großes Ziel von Mitarbeitenden und Verein ist es, dass die Kinder so ganz allein mit ihren Betreuern in einen Kurzurlaub fahren können. Juna zog es für drei Tage an die Ostsee, nun möchte Anton gern zu einer Auszeit an den Schwielowsee.Deshalb möchte Silke Schick mit ihrem Verein die finanzielle Grundlage dafür schaffen, dass die Wünsche der Kristallkinder und anderer gleichalteriger Betroffenen aus der Region wahr werden können.