"Der Straussee hat seine frühere Pufferfunktion verloren", erläuterte der Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes Stöbber-Erpe, Thomas Arnold, den Mitgliedern des Stadtverordnetenausschusses für Klima und Umwelt am Dienstagabend. Der Straussee hat aus seinen oberirdischen Zuflüssen – der Kleinen Babe und dem Roter-Hof-Graben – Oberflächenwasser aufgenommen und je nach Füllstand an den Postgraben überlaufen lassen, der maßgeblich das Annafließ speiste.
Die Hintergründe:

Plan über den Haufen geworfen

Auf der Grundlage dieses Ausgangszustandes ist 2004 die agrarstrukturelle Entwicklungsplanung für die Sanierung und Renaturierung des Annafließes erarbeitet worden. 2005 wurde mit der Umsetzung begonnen. Zwei Planungsbüros haben seinerzeit das gesamte Einzugsgebiet in einer Größe von 5621 Hektar analysiert. Die dabei festgestellte negative Wasserbilanz besonders im Jahr 2003 erkläre das sommerliche Austrocknen des Annafließes, hieß es damals bei der Vorstellung im Bau- und Umweltausschuss.
Mit der Umsetzung sollte der Landschaftswasserhaushalt als Ganzes mit Grundwasserneubildung und Wasserspeicherung sowie die ökologische Funktion der Gewässer entwickelt werden. "Diese gesamte Planung ist nach diesem Wendepunkt über den Haufen geworfen", resümierte Thomas Arnold, "die statistischen Grundlagen von damals haben diese Situation von heute nicht vorhersehen lassen."
Seine Schlussfolgerung: Zu allererst müssten jetzt Maßnahmen angegangen werden, die den Wasserstand des Sees stabilisieren und wieder anheben. Da hatte er die Mitglieder des Klima- und Umweltausschusses ganz auf seiner Seite. Mehr noch: Sie hätten ihn gern gleich eingebunden in die fachliche Leitung der Strausseerettung. Doch Arnolds Maßnahmeplan sah zunächst vor, das Gutachten der Dresdener Firma Ecosax abzuwarten, und für den Wasser- und Bodenverband sah er nur marginale Möglichkeiten zur Einwirkung auf den Wasserstand: Man könne bei Notwendigkeit die oberirdischen Zuflüsse von Versandung und anderer Fließhindernissen befreien.
Alle Maßnahmen am Annafließ, so wurde ausgiebig erwogen, hätten keinerlei direkten Einfluss auf den Strausseewasserstand. Thomas Arnold machte den Strausbergern auch keinerlei Hoffnung darauf, dass sein Zweckverband im Zuge etwaiger "freiwilligen Aufgaben" oder "Dienstleistungen für Dritte" praktisch zur Stabilisierung des Straussees beitragen könne. Selbst ein von Sibylle Bock (SPD) herausgehobenes Fachwissen könne er nicht in den Dienst dieser Sache stellen, weil durch Zuwachs an Mitgliedern und Fläche bei gleicher knapper Kopfzahl keine personelle Kapazität frei wäre.

Rückhaltebecken als ein Weg

Als der Straussee noch angesammeltes Oberflächenwasser zeitversetzt an das Annafließ abgab, hatte er quasi die Funktion eines Regenrückhaltebeckens. Thomas Arnold sieht in Regenrückhaltebecken einen Weg, bei Starkregen Wasser zu speichern, den Wasserhaushalt zu verbessern und großflächige Versiegelungen im Zuge des Wohnungsbaus im Einzugsbiet des Straussees zu kompensieren. Eine Beschlussvorlage der CDU, die im Plan von 2004 enthaltenen Maßnahmen umzusetzen, wurde nur andiskutiert.

Einfluss der Wasserförderung

Die Gutachter des Dresdener Büros Ecosax haben erstmals das entwickelte mathematische Modell zur Einschätzung des Einflusses der verschiedensten hydrologischen Faktoren auf den Wassersand des Straussees genutzt. Dadurch konnten sie den Anteil der seit 2014 gestiegenen Förderung von Trinkwasser in das neue Wasserwerk Spitzmühle am Sinken des Pegelstandes berechnen, berichtete Fachbereichsleiter Heinz-Dieter Gransee: Er betrage 25 Prozent, das heißt, drei Viertel des Wasserverlustes müssten den klimatischen Verhältnissen und der großen Verdunstungsfläche zugeschrieben werden. js