„Es ist schon komisch“, gab der zweitplatzierte Mario Lars zu: „Das letzte Mal war es hier noch knüppeldickevoll mit Menschen, jetzt ist geschlossene Gesellschaft.“ Gemeint hatte er die coronabedingt begrenzte Teilnehmerzahl bei der Preisverleihung zum 2. Hoppegartener Cartoon-Wettbewerb „Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand“, dem er die Ehrung vor Zuschauermengen beim Brandenburg-Tag 2016 voranstellte, bei der er das Goldene Hufeisen als ersten Preis entgegennehmen konnte.
Trotzdem waren die drei Preisträger gut drauf, allen voran Siegerin Annika Frank. „Das ist mein allererster Preis, ich freue mich riesig“, gestand die 28-Jährige fast schüchtern, aber mit einem Lächeln, das ganz sicher Eis zum Schmelzen bringen kann. Erst vier Minuten vor Einsendeschluss hat die Mannheimerin ihre beiden Wettbewerbsbeiträge abgeschickt: „Eigentlich wollte ich es schon viel eher losschicken, aber dann kam mir noch die Idee mit dem Atemlos.“ Und genau diese Karikatur machte das Rennen in der Rennbahngemeinde.

Fachfrau für Comicforschung

Annika Frank hat Kultur und Wirtschaft in Mannheim und Hongkong studiert. „Das ist eine Kombination aus Germanistik, BWL und Kulturwissenschaften“, erklärt sie. Nach ihrem Master-Abschluss ist sie dort als Dozentin tätig und arbeitet gerade an ihrer Promotion zum Thema Comicforschung.
Das Thema Wiedervereinigung ist für die junge Frau, die die Teilung nie miterlebt hat, trotzdem ein Thema. „Meine Oma hat früher in Meißen gelebt. Da waren Ost und West oft Familiengespräch.“ Genau beobachtet Annika Frank politische Entwicklungen, deren Hintergründe und Auswirkungen. „Wenn man Karikaturen machen möchte, die den Zeitgeist treffen sollen, dann gehört das einfach dazu“, begründet sie.

Karikaturen sind harte Arbeit

Das Radio darf bei ihr während der Arbeit dudeln, auch Hörbücher laufen als Hintergrundgeräusch, wenn sie am liebsten nachts den spitzen Stift schwingt oder digital arbeitet. „Da würden wir uns nie in die Quere kommen, ich arbeite lieber tagsüber und da läuft oft der Fernseher im Hintergrund“, erzählt Mario Lars lachend, ein Karikaturist, der schon viele Jahre zur deutschen Elite zählt. Im Gegensatz zu Annika Frank, die im „Immer-dabei-Skizzenbuch“ ihre geistigen Gedankenblitze festhält, erarbeitet sich Lars seine Themen. Was da an Ergebnissen genauso locker und witzig wie der Karikaturist selbst daherkommt, dahinter steckt Arbeit – „harte Arbeit“, wenn man dem Mecklenburger Glauben schenken möchte.

Schafe wären beinahe Hühner geworden

Auch die Berlinerin Antje Püpke ist keine Unbekannte in Hoppegarten. Im Kunstschaufenster war eine Arbeit von ihr zu sehen und beim Publikumspreis zum ersten CartoonWettbewerb wurden ihre Smartphone-Eltern Dritte. „Ich male schon, so lange ich denken kann. Als ich noch ganz klein war, habe ich mal meine Mama nackig im Liegestuhl gemalt. Das hat sie gar nicht mitbekommen, das Bild habe ich aber immer noch“, verriet die 53-Jährige schmunzelnd. Ihr Wettbewerbsbeitrag, die gestapelten Schafe – fünf weiße symbolisieren die neuen Bundesländer, das Dunkle die alten –, wären beinahe Hühner geworden. „Mittendrin hätte die Merkel gestanden, aber davon bin ich abgekommen“, verriet die Berlinerin.

Cartoon-Wettbewerb fast wie Olympia

Ob es in vier Jahren wieder einen Hoppegartener Cartoon-Wettbewerb geben wird, das ließen die Organisatoren Gabriele und Raymund Stolze, offen. „Unsere Sponsoren, die Sparkasse und Container-Habicht, haben auch weiterhin ihre Unterstützung zugesagt. Aber ein besonderes Ereignis fehlt uns noch“, sagt Raymund Stolze augenzwinkernd. Doch da entgegnete Mario Lars in lockerer Gesprächsrunde, dass man da schon etwas finden werde. Und wenn nicht, dann wird einfach eine turnusmäßige Wiederholung eingeführt: „Schließlich macht man es bei Olympia oder Fußball-Weltmeisterschaften, die dem Cartoon-Wettbewerb fast ebenbürtig sind, genauso.“

Ausstellung im Foyer des Rathauses geöffnet

Ohne großes Brimborium hat dann auch die Ausstellung mit 94 Arbeiten aller 62 Wettbewerbsteilnehmer im Foyer des Rathauses eröffnet, die dort zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen ist. Maske ist Pflicht, auch weil herzhaftes Lachen besonders viele Aerosole freisetzen soll.
Gleichzeitig können Besucher bis zum 5. November vor Ort über den Besucherpreis abstimmen.