Es ist erst wenige Wochen her, seit der Hoppegartener Ortsteil Hönow zum Schauplatz von Konfrontationen rund um einen Auftritt von Björn Höcke, bekennender Rechtsaußen der Partei Alternative für Deutschland (AfD), wurde. Eine größere Protestdemonstration begleitete den Besuch des Kopfes des inzwischen aufgelösten „Flügels“ bei einer AfD-Veranstaltung im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ am 11. September. Am Dienstagabend wurden erneut Plakate und Banner mit antifaschistischen Parolen auf dem Bürgersteig gegenüber der Gaststätte geschwenkt. Die Demo richtete sich gegen eine weitere AfD-Versammlung mit einem höchst umstrittenen, prominenten Gast – Götz Kubitschek. Der Verleger gilt als einer der wichtigsten Vordenker neurechter Kreise.
Anlass der Protestaktion: Götz Kubitschek
„Mit Kubitschek hat man jetzt einen der vielleicht wichtigsten Neofaschisten aus ganz Deutschland hier“, sagte Mitorganisator Samuel Signer vom Verband Märkisch-Oderland der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) zum Anlass der erneuten Protestaktion. Gemeinsam mit der Initiative „Kein Acker der AfD“ und weiteren Verbündeten aus Berlin und Brandenburg, zu sehen waren beispielsweise Flaggen der Antifaschistischen Aktion und der Linken, hatte VVN-BdA dazu aufgerufen, lautstarken Protest kundzutun. „Wir glauben, dass das jetzt vielleicht einer der wichtigsten Treffpunkte der AfD in Berlin-Brandenburg ist“, sagte Signer. „Nachdem die Partei in Berlin nach einer Kampagne kaum noch Räume bekommt, weicht sie auf das Umland aus.“
Etwa 70 Personen waren an den Protesten beteiligt
Wie er betonte und später immer wieder auch in Lautsprecherdurchsagen unterstrichen wurde, gehe es aber nicht um einfache Basisversammlungen, sondern gerade um Veranstaltungen mit prominenten Rechten: „Höcke, früher Kalbitz und jetzt Kubitschek, das sind Leute vom harten Kern, die die AfD immer weiter nach rechts rücken“, sagte Signer. Und der Berliner Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf, der am Dienstag gemeinsam mit der Jungen Alternative als Veranstalter des Treffens im „Mittelpunkt der Erde“ genannt war, sei ebenfalls besonders rechtslastig. Kurz nach Beginn um 18 Uhr war die Protestaktion auf etwa 50 Personen angewachsen, später mochten es um die 70 gewesen sein. Dass man an diesem Abend mitten in der Woche das eigene Ziel von 100 nicht ganz erreichen werde, hatte Signer schon vorab gemutmaßt.
Vorwurf an Gastwirte, eine „Plattform für Hetze“ zu bieten
Gleichwohl, so die über die Straße fliegenden Lautsprecherdurchsagen, die sich mit Sprechchören und Musik abwechselten, wolle man der AfD keine Ruhe gönnen oder hinnehmen, dass sich Hönow zu einem dauerhaften rechten Treffpunkt entwickle. „Das Restaurant macht seine Geschäfte mit Faschisten“, lautete der Vorwurf an die Lokalbetreiber, „es darf nicht normal sein, dass völkische Nationalisten eine Plattform für ihre Hetze bekommen.“ Einzelne Autofahrer und Anwohner bekundeten Zustimmung in Richtung der Gegendemonstranten, aus anderen Fahrzeugen gab es aber auch dezidiert ablehnende Zeichen. Ein Wagen wechselte sogar, als es gerade keinen Gegenverkehr gab, bis jenseits des Mittelstreifens gefährlich die Spur, hielt scheinbar in einer Drohgebärde auf die Demonstrierenden zu. Vor dem Restaurant und in zwei Seitenstraßen hatten knapp 20 Polizeibeamte sichtbar Position bezogen, um beide Seiten zu trennen.
Angespannte wirtschaftliche Lage des Restaurants
Kurz angebunden zeigte sich am Mittwoch auf telefonische Nachfrage Dimitrinka Sali, die Inhaberin des „Mittelpunkt der Erde“: „Wir vermieten lediglich unseren Raum, für uns zählt jeder Euro“, verwies sie auf die angespannte wirtschaftliche Lage der Gastwirte infolge der Corona-Krise. „Ich bin kein AfD-Mitglied“, sagte sie, wollte sich aber nicht näher äußern, warum sie sich mit solch umstrittenen Gästen mit ihrem Lokal ins Zentrum politischer Auseinandersetzungen stelle: „Ich habe kein Problem damit“, so ihr letzter Satz, bevor sie das Telefonat beendete.