Ein Mann jenseits der 80 – antriebslos, passiv, missmutig – und seine Frau, ebenfalls über 80 Jahre alt, die den Gemütszustand ihres Mannes beklagt. Heike Preuß kennt das Paar aus ihrer Angehörigengruppe von Demenzerkrankten. Sie müsse der Frau dann in Erinnerung rufen, dass es die Depression ist, die ihren Mann beeinträchtigt, sagt die Mitarbeiterin der Pflege-Brücke Rüdersdorf.
Wenn der Körper im Alter abbaut, beispielsweise das Sehen und Hören schwierig werden oder andere Beeinträchtigungen auftreten, Menschen wenige soziale Kontakte haben und vereinsamen, kann dies zu Depressionen führen. „Menschen mit Altersdepressionen und Demenz gibt es immer mehr“, sagt Karina Schramm. Dies sei der demografischen Entwicklung geschuldet. Nicht selten treten beide psychischen Erkrankungen sogar gemeinsam auf.

Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen

Wenn jemand gar nicht mehr aus dem Bett kommt, nichts isst und trinkt, sagt Karina Schramm, deute dies auf eine Depression hin. Die Sozialgerontologin ist in der Alterspsychiatrie der Immanuel Klinik Rüdersdorf tätig und versorgt mit einem Team aus Ärzten und Psychologen Menschen ab 65 Jahren sowie schwer beeinträchtigte Demenzkranke. Als Mitarbeitende des Sozialdienstes ist sie an der Schnittstelle zwischen stationärem und ambulantem Bereich aktiv und steht in Kontakt zu Angehörigen und kooperierenden Einrichtungen.
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Wird ein älterer Mensch aufgrund seines Verhaltens in die Klinik gebracht, schließt sich zunächst eine Diagnostik an, auf deren Grundlage ein Behandlungskonzept erstellt wird. „Depressionen sind mit Medikamenten gut behandelbar“, sagt Karina Schramm. Daneben gebe es kognitives Training sowie Musik-, Ergo-, Physio- und Psychotherapie als Einzel- oder Gruppenangebote. Zusätzlich zu den stationären und teilstationären Behandlungsmöglichkeiten bildet die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) der Abteilung Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Immanuel Klinik Rüdersdorf ein ambulantes Versorgungsangebot für depressive ältere Menschen an den Standorten in Rüdersdorf und Fürstenwalde.

Hilfe für Angehörige

Eine große Herausforderung, sind sich Karina Schramm und Heike Preuß einig, ist die Entlassung der Alterspatienten in die Häuslichkeit aufgrund der häufig unzureichenden Anschlussversorgung. In diesem Bereich müsse viel mehr getan werden. „Die Angehörigen sind häufig überfordert“, berichtet Karina Schramm, die auch Koordinatorin im Netzwerk Demenz Märkisch-Oderland ist. Nicht selten seien Betroffene von psychischen Erkrankungen aggressiv gegenüber ihrem Umfeld.
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„Wichtig ist es, sich als Angehörige frühzeitig Hilfe und Beratung zu holen“, sagt Heike Preuß. Neben den Pflegestützpunkten können Pflegedienste und Angehörigengruppen Anlaufstellen sein. „Was mir noch wichtig ist“, ergänzt Karina Schramm, „ist die Vorsorge. Jeder sollte sich so früh wie möglich um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung kümmern.“ Informationen dazu gibt es von einer Mitarbeiterin des Sozialdienstes der Immanuel Klinik beim Kiezfest zum Abschluss der Rüdersdorfer Gesundheitstage am 9. September, 10 bis 14 Uhr, im Wohngebiet Brückenstraße.
Am 27. September, ab 13.30 Uhr, findet im Konferenzzentrum der Immanuel Klinik der Rüdersdorfer Demenztag mit Fachvorträgen und Gesprächen statt. Anmeldung unter Tel. 033638 83587 oder per E-Mail an [email protected].