Das 49-Euro-Ticket soll alle in Deutschland verstärkt dazu bringen, auf Verkehrsmittel umzusteigen, die weniger umweltbelastend sind. Doch geht es dabei nicht nur um das eigene Land. Nutzen können die Reisenden den neuen Fahrschein auch in anderen Staaten, die an Deutschland angrenzen – beispielsweise in Frankreich, Österreich, Schweiz und in Dänemark.
Auch an die östlichen Nachbarn haben Bund und Länder gedacht und Tschechien und Polen miteinbezogen. Allerdings muss man bei der Fahrt ins Brandenburger Nachbarland vorsichtig sein, weil dort Besonderheiten zu beachten sind.

Das 49-Euro-Ticket nach der Grenze nur für den Bus gültig

„Das Deutschland-Ticket gilt in Polen nicht für den Regionalverkehr mit der Bahn“, betont die Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Elke Krokowski, im Gespräch mit diesem Nachrichtenportal. Aber zumindest mit dem Bus geht es mit dem Deutschlandticket weiter über die Grenze. „Fahrgäste können die Busse der Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt (Oder) nach Slubice, der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG) nach Krajnik Dolny und der DB Regio Bus Ost nach Gubin nutzen“, macht die Vertreterin der Organisation klar.
In der Praxis sieht das so aus:
  • Von Frankfurt fährt der Bus 983 in knapp zwei Minuten direkt über die Oder nach Slubice. Die Strecke wird täglich befahren, zwischen Montag und Freitag alle 29 Minuten und am Wochenende jede Stunde.
  • Wer mit der UVG nach Polen will, nimmt den 492er, steigt am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Schwedt ein, landet dann erst an der Grenze und schließlich in Krajnik Dolny, das etwa fünf Kilometer entfernt im polnischen Hinterland liegt. Die Fahrt, die sowohl unter der Woche als auch am Samstag dreimal pro Tag angeboten wird, dauert laut Plan eine Viertelstunde.
  • Ähnlich sieht es in Guben aus: Dort nimmt man vom Busbahnhof aus den 895er, der unter der Woche alle halbe Stunde fährt und innerhalb von fünf Minuten in der polnischen Partnerstadt Gubin ist. Am Wochenende gibt es allerdings gar keinen Bus.

Wie steht es mit Stettin und Swinemünde?

Weiter kommt man mit dem 49-Euro-Ticket nach Polen leider nicht. Wer beispielsweise von Berlin oder Brandenburg aus in Stettin oder Swinemünde eine Stippvisite machen will, muss wie gehabt die alten Verkehrsstrecken nehmen – beispielsweise von Schwedt aus in den Bus oder in die Bahn einsteigen. Und dafür noch einmal extra zahlen.
Allerdings kann man von Ahlbeck auf Usedom mit dem DB Regio nach Swinemünde fahren und dabei das 49-Euro-Ticket nutzen. Zwei weitere Möglichkeiten, damit ins polnische Nachbarland zu fahren, bieten die Regionalbahnen Odeg und Trilex in Sachsen. Ihre Züge gelangen von Hirschfelde und Hagenwerder nach Krzewina Zgorzelecka beziehungsweise von Görlitz in die polnische Partnerstadt Zgorzelec.
Alles in allem bleibt das Angebot in Polen aber mager. Ein Grund dafür liegt darin, dass der VBB, der den Geltungsbereich des Tickets für Berlin-Brandenburg ausgehandelt hat, dort auf sehr viele Ansprechpartner trifft. Denn jenseits der Oder gibt es keine Verkehrsverbünde wie in Deutschland. So muss sich der VBB mit vielen einzelnen lokalen Eisenbahn- und Stadtverkehrsgesellschaften auseinandersetzen.

Unübersichtliches Mini-Angebot verwirrt die Reisenden

Dazu gehören die regionalen Zug-Betreiber POLREGIO in Warschau, die Niederschlesischen Bahnen (Koleje Dolnoslaskie) in Legnica, die Stadtverkehrsverwaltung ZDiTM in Stettin sowie die städtischen Verkehrsbetreiber MZK in Gorzow Wielkopolski und in Zielona Gora.
Doch nicht nur in Polen gibt es viele Akteure, die in das Verkehrsangebot eingebunden sind und es damit unübersichtlich machen und begrenzen, sondern auch hierzulande. „Wir sind nur der Dienstleister und handeln nach dem Nahverkehrsplan des Landkreises Uckermark“, antwortet Stefanie Otto von der UVG auf Anfrage dieses Nachrichtenportals. „Und der ist der Aufgabenträger und bestellt den Umfang der Bedienung“, so die Vertreterin der Organisation.
Und so ist das Angebot, mit dem 49-Euro-Ticket nach Polen zu fahren, nicht gerade üppig. Und trotzdem denkt derzeit noch niemand daran, es irgendwann einmal auszuweiten. „Stand heute ist nicht bekannt, dass noch weitere Strecken geplant sind“, sagt Elke Krokowski vom VBB.

In welchen Ländern das 49-Euro-Ticket noch gilt

●Tschechien
Zittau – Hradek nad Nisou (mit dem Bahnbetreiber Trilex)
Bärenstein – Vejprty (Trilex)
Seifhennersdorf – Varnsdorf – Zittau (Trilex)
●Dänemark
Niebüll − Dagebüll (NEG)
Niebüll – Tønder (NEG)
●Frankreich
Berg (Pfalz) – Lauterbourg (DB Regio)
Schweighofen – Weissembourg (DB Regio / Vlexx)
●Niederlande
Kaldenkirchen – Venlo (Eurobahn)
●Österreich
Pfronten-Steinach – Vils – Reutte (Tirol) – Ehrwald – Griesen (DB Regio)
Freilassing – Salzburg Hauptbahnhof (DB Regio, ÖBB, Bayerische Regiobahn)
Kiefersfelden – Kufstein (DB Regio)
●Schweiz
Weil am Rhein – Basel (DB Regio)
Erzingen – Trasadingen – Schaffhausen – Thayngen – Bietingen (DB Regio)
Zell im Wiesental – Lörrach – Basel SBB (SBB)
Quelle: jeweilige Verkehrsunternehmen