Stefan Zierke, SPD-Bundestagsabgeordneter aus der Uckermark, hat sich viel Mühe gegeben, den Brandenburgern das ab 1. Mai bundesweit geltende 49-Euro-Ticket schmackhaft zu machen. Er hat eine lange Liste aufgestellt, wie viel Geld insbesondere Pendler in Berlin-Brandenburg künftig sparen können, wenn sie denn das neue Deutschlandticket abonnieren. Und in der Tat werden Vielfahrer mit Bus und Bahn finanziell weitaus besser zurechtkommen als bisher – auch wenn sie nur im eigenen Land unterwegs sind.
Wer aus dem Tarifbereich C in die Berliner Innenstadt pendelt, spart ab Mai monatlich 58 Euro (aktueller Preis pro Monat: 107 Euro). Wer beispielsweise aus Eberswalde in die Hauptstadt pendelt, wird monatlich 93,40 Euro sparen (aktueller monatlicher Preis für Berlin ABC und einen Landkreis: 142,40).

Vielfahrer sparen besonders

Wer noch eine größere Distanz zurücklegt und zum Beispiel aus Prenzlau oder Frankfurt (Oder) nach Berlin pendelt, spart 127,70 Euro im Monat. Für Menschen, die innerhalb der kreisfreien Städte Bandenburg an der Havel, Cottbus oder Frankfurt (Oder) im Tarifbereich ABC reisen, ergibt sich eine Ersparnis von 17 Euro monatlich (aktueller Preis: 66 Euro). Selbst für den Tarifbereich ABC in Potsdam gibt es noch eine Einsparung von 16,40 Euro (aktueller monatlicher Preis: 65,40 Euro).
Infografik: Großstädter wollen eher für 49-Euro-Ticket zahlen | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
Wer bisher beispielsweise nur für den Landkreis Elbe-Elster eine Monatskarte besitzt, zahlt jetzt noch 93,60 Euro. Mit dem Deutschlandticket ab 1. Mai bleiben ihm dann 44,60 Euro pro Monat mehr in der Tasche. Wer sich innerhalb von zwei Landkreisen bewegt, zum Beispiel in Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel, oder in einem Landkreis und einer kreisfreien Stadt, beispielsweise Spree-Neiße und Cottbus, spart ab 1. Mai monatlich 61,40 Euro gegenüber dem aktuellen Preis von 110,40 Euro. Bei noch größerem Bewegungsraum – für das gesamte Netz des Verkehrsverbundes Berlin und Brandenburg (VBB) kostet die Monatskarte aktuell 213,60 Euro – beträgt die Ersparnis mit dem Deutschlandticket sogar 164,40 Euro im Monat.
Für die überwiegende Mehrzahl der Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs in Brandenburg, vor allem für die Berufspendler, ist das Deutschlandticket also ein finanzieller Gewinn. Doch wie steht es um Geringverdiener, Arbeitslose, Empfänger von Bürgergeld oder Senioren mit kleinen Renten? Und wie um Schüler, Studenten und Auszubildende?
Während Berlin zurzeit noch das 29-Euro-Ticket für den AB-Bereich anbietet und seit 1. Januar ein Sozialticket zum Preis von 9 Euro eingeführt hat, gehen die Brandenburger bislang leer aus.

Nachfrage zu Tarifstruktur bleibt unbeantwortet

Auf eine Nachfrage, inwieweit im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) an einer neuen Tarifstruktur gearbeitet werde, erklärte das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg: „Berlin und Brandenburg bilden einen Verkehrsverbund über zwei Länder hinweg. Das ist in Deutschland einzigartig. Dabei müssen die Interessen von Metropolraum und ländlichen Räumen auf einen Nenner gebracht werden. Das betrifft auch die Ausgestaltung der Tarife im VBB-Gebiet insgesamt, aber auch die Auswirkungen auf die VBB-Tarife aufgrund des Deutschlandtickets. Daher stehen beide Länder mit dem VBB dazu im stetigen Austausch.“ Erst wenn die Details zur Ausgestaltung des Deutschlandtickets feststünden, sei „ein vertiefter Dialog der Länder Brandenburg und Berlin zu Fragen der weiteren Tarifgestaltung möglich“, erklärte Simone Engler, stellvertretende Pressesprecherin des Ministeriums abschließend. Eine gleichlautende Anfrage an die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz blieb unbeantwortet.
Die Linken im Brandenburger Landtag sprechen von einer Verweigerungshaltung seitens der SPD-geführten Landesregierung. Sie sei nicht bereit, weiteres Geld in die Hand zu nehmen, um entsprechend günstige Tarife zusätzlich zum Deutschlandticket im VBB-Gebiet zu installieren.

SPD-Landesgruppe plädiert für vergünstigtes Ticket

Die Brandenburger Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion sieht das offenbar anders aus. Sie plädiert für ein „vergünstigtes 29-Euro-Ticket für Gruppen wie Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende, Senioren, Ehrenamtler und Nutzer bestehender Sozialtarife“. Landesgruppen-Sprecher Stefan Zierke ist sich sicher: „Eine nachhaltige Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn sie den ländlichen Raum und die Bedürfnisse aller Menschen in den Blick nimmt“.
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