Seit fünf Jahren wird darum gerungen, welche Verkehrsachsen in der Region Berlin-Brandenburg ausgebaut werden und für welche Verkehrsmittel. Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) verkündeten am Montag im Berliner Technikmuseum die Grundsatzentscheidungen für den Prignitz-Express und für die Wiederbelebung der Potsdamer Stammbahn.
Neuruppin erhält nicht die Direktanbindung in die Berliner Innenstadt
Für den Nordwesten des Landes und vor allem für die Stadt Neuruppin steht damit fest, dass es die lange geforderte Direktanbindung an die Berliner Innenstadt nicht geben wird. Die Strecke zwischen Hennigsdorf und Berlin-Gesundbrunnen neben der bestehenden S-Bahn zu bauen, wäre zu aufwendig und zu teuer, lautete die Begründung. Jarasch sprach von Kosten bis zu einer Milliarde Euro. Außerdem hatte es in nordwestlichen Berliner Stadtteil Reinickendorf Proteste gegen die entsprechenden Ausbaupläne gegeben.
S-Bahn-Ausbau wird noch Jahre dauern
Stattdessen soll die S-Bahnverbindung nach Hennigsdorf ausgebaut und im 10-Minutentakt betrieben werden, kündigte die Senatorin an. Auf Nachfrage räumte sie ein, dass diese Pläne erst zu Beginn des kommenden Jahrzehnts umgesetzt werden können. An der anschließenden Verlängerung der S-Bahn nach Velten wird festgehalten.
Beermann ergänzte, dass Neuruppin bis 2026 mit zwei Zügen je Stunden Richtung Berliner Umland angebunden wird. Die Züge werden über den westlichen Berliner Außenring, also über Spandau in die Berliner Innenstadt geleitet, was eine länger Fahrzeit bedeutet als die von der Region immer wieder geforderte Direktanbindung aus dem Nordwesten nach Berlin-Gesundbrunnen.
Potsdamer Stammbahn kommt als Regionalbahn
Die zweite Grundsatzentscheidung betrifft die Potsdamer Stammbahn, die historische Anbindung der Havelstadt an Berlin, die nach Kriegszerstörungen und Mauerbau unterbrochen war. Die Berliner Grünen hatten lange Zeit eine Nutzung der Strecke für eine neue S-Bahnlinie favorisiert. Brandenburg und die Bahn drängten auf einen Ausbau für die Regionalbahn. Und diese wird jetzt auch kommen. Beermann betonte, dass damit die Ost-West-Verbindung mit dem Regionalexpress 1 entlastet werden kann.
Die Stammbahn soll in Berlin geteilt werden. Ein Teil der stündlich vier Züge je Strecke verkehrt durch den Nord-Südtunnel zum Hauptbahnhof. Darüber hinaus soll eine vorhandene Strecke ab Steglitz über den Südring zum Südkreuz und weiter zum Ostkreuz geführt werden. Dieser Streckenabschnitt muss jedoch erst noch elektrifiziert werden.
Geplant sind fünf neue Haltepunkte auf der Stammbahn: Europapark Dreilinden, Kleinmachnow-Düppel, Zehlendorf, Rathaus Steglitz und Schöneberg. Zwischen Südkreuz und Ostkreuz könnte Neukölln noch einen Bahnhof erhalten. Auf Nachfrage räumte Beermann ein, dass mit einer Realisierung allenfalls in der zweiten Hälfte der 30er zu rechnen sei. Sowohl Jarasch als auch Beermann betonten, dass für das gesamte Vorhaben i2030 ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes erforderlich ist. Es gehe nicht um Fördermittel, der Bund müsse für den wichtigen Bahnknoten selbst als Investor auftreten, so die gemeinsame Forderung beider Länder.