Am frühen Mittwochmorgen haben sich ein Kriminaltechniker und ein Sachbearbeiter der Kriminalpolizei für wenige Minuten im ältesten und größten Gotteshaus von Eberswalde umgeschaut, in dem am Montagmorgen aus nach wie vor ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen war. „Es werden weitere Spezialisten der Kriminaltechnik benötigt“, sagte Bärbel Cotte-Weiß von der Pressestelle der Polizeidirektion Ost, die nicht ausschließen wollte, dass sogar das Landeskriminalamt eingeschaltet wird.
„Unser aller Ziel ist es, die Gottesdienste am Heiligen Abend und zu Weihnachten wieder in der Kirche abhalten zu können“, betonte Christian Mehnert, der dem Gemeindekirchenrat der evangelischen Stadtkirchengemeinde vorsteht. Aber ob dies klappe, hänge von mehreren Faktoren ab: vom Zeitpunkt der Freigabe durch die Polizei, von der Einschätzung der Versicherung und nicht zuletzt davon, ob es gelinge, für die ersten Maßnahmen zur Bauwerkssicherung rechtzeitig genug Fachfirmen zu binden.
Feuchtigkeit in Altar und Orgel
Noch ist nicht entschieden, ob die Versicherung überhaupt zahlt und welchen Anteil sie trägt, wenn es darum geht, die Folgeschäden des Brandes zu beseitigen, die vor allem durch Ruß und Löschwasser entstanden sind. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnen und Umwelt haben die Eberswalder Volksvertreter am Dienstagabend auf Antrag der CDU-Fraktion entschieden, der Kirchengemeinde eine Soforthilfe von 50 000 Euro zu überweisen, wenn diese denn gebraucht werde. Die Beschlussempfehlung kam allerdings erst nach langwieriger Debatte und mit nur vier Ja-Stimmen zustande. Fünf Stadtverordnete haben sich enthalten, zwei dagegen gestimmt. Gerade wegen des erheblichen Feuchtigkeitseintrages in das Holz unter anderem von Altar und Orgel seien Trocknungsarbeiten dringend erforderlich, hatte der Fraktionsvorsitzende Uwe Grohs den Vorstoß begründet.
Die CDU hat ihren Antrag auf Soforthilfe in die laufende Debatte zum Doppelhaushalt 2020/2021 eingebracht, was zur Folge hat, dass das Geld frühestes Anfang Januar überwiesen werden könnte. Und auch nur, wenn der Etat bis dahin verabschiedet ist.
Zu den glühendsten Unterstützerinnen des Zuschusses gehörte Eberswaldes Baudezernentin Anne Fellner – und dies nicht bloß, weil sie bekennende Christin sei. „Die Maria-Magdalenen-Kirche ist überdies städtebaulich und kulturhistorisch unglaublich wichtig“, sagte sie.
Gastwirt sammelt Spenden
Hingegen sprach sich Thomas Krieg (AfD), Vorsitzender des Ausschusses, gegen die finanzielle Hilfe aus. „Von den 50 000 Euro würde ich lieber weitere Gehwege sanieren lassen, anstatt damit die Kirche als reichste Immobilienbesitzerin Deutschlands zu unterstützen“, befand er.
Wenn das Wahrzeichen Eberswaldes nach einem Brand nicht genutzt werden könne, sei dies furchtbar, sagte Thomas Steinberg, der die Szenekneipe Mundtshof betreibt und eine private Spendensammlung für die Maria-Magdalenen-Kirche initiiert hat. Seit Montagabend hat der Gastwirt an seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt eine Spendenbox zu stehen. „Bis Dienstagabend sind so bereits 60 Euro zusammengekommen“, teilte er mit. Die Aktion werde bis zum Sonntag, dem letzten Tag des Marktes, fortgesetzt, kündigte Thomas Steinberg an, der gegen Nachahmer nichts einzuwenden hätte.