„Guten Tag, Coronakontrolle der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern“, hieß es am Dienstag an der südlichsten Abfahrt der Autobahn 19 in Mecklenburg bei Leizen (Mecklenburgische Seenplatte) - auch für Harald Müller. Der 59-jährige Fahrschullehrer und sein 17-jähriger Fahrschüler aus Rathenow in Brandenburg wurde an der Bundesstraße 198 unter die Lupe genommen. „Wir wollen sicherstellen, dass das Einreiseverbot in den Kreis Mecklenburgische Seenplatte, der als Corona-Hochrisikogebiet gilt, auch befolgt wird“, erläuterte Kathrin Jähner als Polizeisprecherin, die mit zehn Beamten angerückt war.

47 Fahrzeuge werden in zwei Stunden kontrolliert

Bei Regen und Temperaturen um null Grad kontrollierten sie, im Beisein von Landesinnenminister Torsten Renz (CDU), in gut zwei Stunden insgesamt 47 Fahrzeuge. Das Gros der Leute, darunter auch Müller, hatte Verständnis dafür - aber auch Fragen.
Am vergangenen Freitag hatte die Seenplatte als erster Kreis in Mecklenburg-Vorpommern die Wochen-Inzidenz von 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner überschritten. Jetzt liegt die Zahl bei 236, eine Reihe von strengeren Regeln traten in Kraft, die die Ministerpräsidenten der Länder zuletzt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten hatten. So gilt an der Seenplatte eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr sowie ein Einreiseverbot ohne „triftigen Grund“ und die 15-Kilometer-Radius-Regel. Die zwei letzten Regeln kontrollierten die Beamten am Dienstag, darunter Polizist Daniel Lehmann.

Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Uckermark sind Risikogebiete

Fahrlehrer Müller diskutierte deshalb mit Lehmann. „Fahrschulen dürfen bei uns gar nicht mehr arbeiten“, sagte der Polizist. Warum der Mann aus Brandenburg denn gerade hier entlang fahre? Es sei „so schön leer“, eine Autobahnfahrstunde und man wolle an der nächsten Tankstelle nur kurz rasten. Zudem sei nicht zu erkennen gewesen, dass es sich um ein Hochrisikogebiet handelt, entgegnete Müller. Dann verzichtete der Rathenower doch auf die Kaffeepause an der „Tanke“ und kehrte um. „Aber wo sollen wir denn hin?“, fragte Müller noch.
Diese Frage dürfte wohl vielen Brandenburgern einfallen, die im nördlichen Nachbarland kontrolliert werden. Inzwischen gehören drei der vier nördlichen Brandenburg-Kreise zur Kategorie Hochrisikolandkreis. Die Inzidenzzahl lag der Prignitz zuletzt bei 347, Ostprignitz-Ruppin 409 und die Uckermark bei 293. Auch das Havelland, wo Müller herkommt, liegt mit 279 über der Seenplatte. In ganz Mecklenburg-Vorpommern lag die Inzidenz zuletzt bei 129,2. Wegen des Einreiseverbots dürfen Brandenburger aber nicht mal zum Einkaufen an die Seenplatte, bekräftigte die Sprecherin der Polizeiinspektion, Diana Mehlberg.

Quarantäne auch für Reisende aus Polen

Wer aus solchen Corona-Hochrisikogebieten wie in Brandenburg ohne triftigen Grund nach Mecklenburg-Vorpommern einreist, muss sogar mit einer mehrtägigen Quarantäne rechnen. Darauf wies Innenminister Renz hin. Das gelte auch für Einreisende aus Polen oder aus anderen Bundesländern. Mit den strengeren Einschränkungen an der Seenplatte sollen Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden, erklärte Renz. Etwa 90 Prozent der Einheimischen trügen die Regelungen mit. Zu einer gewissen Unsicherheit hätten aber sich ständig ändernde Verordnungen beigetragen.
In Leizen konnten bei der stationären Kontrolle bis auf den Fahrlehrer alle gestoppten Fahrer weiter. Ein Mann muss mit einem Transporter, auf dem die Firma nicht mehr erkennbar war, Pakete ausliefern. Ein anderer Fahrer will zum Steuerberater. Den Termin könne man vielleicht auch mal verschieben, rät Polizist Lehmann, lässt den Mann aber durch. Eine Frau muss nach Neustrelitz, wo sie einer Mitarbeiterin ihrer Firma eine Kündigung aussprechen wollte. Auch sie darf passieren - nur der Hund im Auto müsse auch angeschnallt sein.
Derzeit befolgt das Gros der Seenplatte-Bewohner die Regeln, hieß es von der Polizei. Seit Freitag habe es 20 Verstöße gegen Corona-Regeln gegeben, was „sehr gering“ sei. Nun gehen die mobilen Kontrollen wieder weiter - auch da werden Leute aus anderen Kreisen an den Kreisgrenzen zurückgewiesen, sagte Polizeisprecherin Jähner
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