Vor einem Jahr hat Christian Schulz noch für einen kleinen Familienbetrieb als Gebäude-Elektroniker gearbeitet. Jetzt ist der 32-Jährige aus Rehfelde bei Strausberg Brandmeister bei einer der größten Werksfeuerwehren Deutschlands. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Es ist toll, das Hobby zum Beruf machen zu können“, schwärmte Schulz am Freitag vor dem Airport Center am Hauptterminal des künftigen Großflughafens BER, wo er gemeinsam mit 17 weiteren Männern sein Abschlusszeugnis erhalten hat.
Elf Monate dauerte der Kurs
Erstmals hat die Flughafengesellschaft in einem elfmonatigen Kurs Feuerwehrleute selbst ausgebildet. Sanitäter-Kurs, Rettungsschwimmer-Lehrgang, Unterricht an der Drehleiter sowie diverse Maschinisten-Seminare gehörten neben dem klassischen Brandbekämpfer-Handwerk zum Portfolio der Ausbildung.
Die Absolventen kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen. „Was uns verbindet, ist die Leidenschaft für die Feuerwehr“, erzählt der Jahrgangsbeste Thomas Stähr aus Eggersdorf bei Müncheberg, dort Ortswehrführer und gelernter Kaufmann. Besonders spannend am neuen Flughafen-Job findet er den Umgang mit Gefahrstoffen und Spezialtechnik.
Löschfahrzeug mit 1400 PS
Selten ist zum Beispiel die Kombination von LHF und DLK in einem Fahrzeug, um es mal fachmännisch zu sagen, also von Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug und Drehleiter-Wagen. Nur an Flughäfen gibt es zudem die mächtigen FLF, von denen bei jeder Alarmierung vier Stück ausrücken. Die Rede ist von Flugfeldlöschfahrzeugen, die trotz 50 Tonnen Gewicht dank ihres 1400-PS-Motors sehr schnell auf bis zu 140 Stundenkilometer beschleunigen können.
Bei einem Flugzeugbrand zählt jede Sekunde
Das ist notwendig, weil die Flugfelder am BER riesig sind und beim Löschen verunglückter Maschinen buchstäblich jede Sekunde zählt. Maximal 180 Sekunden darf es am BER planmäßig dauern, bis die Löschkräfte ein brennendes Flugzeug erreichen, betont Andreas Klupsch, der Leiter der Flughafenfeuerwehr.
Um diese Zeit zu schaffen und mögliche Unglücksorte überall an den vier Kilometer langen Landebahnen schnell zu erreichen, gibt es am BER drei Feuerwachen. Die Wache West zum Beispiel, besetzt mit 33 Einsatzkräften, befindet sich in der Nähe der Selchower Messehallen ganz am Ende der südlichen Landebahn.
295 Feuerwehrleute, darunter drei Frauen
Nach der BER-Eröffnung werden an den Wachen West, Ost und Nord insgesamt 62 Feuerwehrleute pro Tag Dienst haben. Mit jenen 90 Kollegen, die nach der Tegel-Schließung an den BER wechseln, verfügt die Flughafenfeuerwehr in Schönefeld dann über 295 Kräfte, darunter drei Frauen.
Sie arbeiten in 24-Stunden-Schichten, was für die Einsatzkräfte attraktiv sei, erzählt Feuerwehrchef Klupsch. „Sie fahren zehnmal im Monat zum Flughafen. Ihr Dienst besteht aus acht Stunden Arbeit, acht Stunden Bereitschaft und acht Stunden Ruhezeit.“ So bleibe Freizeit und genug Raum für ihr Engagement daheim bei der freiwilligen Feuerwehr, das trotz Job am BER weitergehe, erzählt Andreas Klupsch, seines Zeichens Ortswehrführer in Waldsieversdorf.
Heikle Notlandung eines Bundeswehr-Jets
An den Berliner Flughäfen arbeitet er seit fast 30 Jahren, erst in Tempelhof und seit 1998 in Schönefeld. Einen Feuerwehreinsatz, bei dem es um das Überleben von Flugzeuginsassen ging, hatte der 54-Jährige in all den Jahren glücklicherweise nicht. Heikel sei zuletzt die Notlandung eines defekten Bundeswehr-Jets vor anderthalb Jahren gewesen.
Auch hoffentlich ohne Katastrophen werden die jungen Brandmeister am BER genug zu tun haben, ist sich der 21-jährige Leon Hellwig aus Panketal, gelernter Möbeltischler, sicher. Der BER mit seinen vielen Straßen und Gebäuden ist schließlich wie eine Stadt, da wird es durchaus Autounfälle, Brände und Einsätze wegen auslaufender Gefahrstoffe geben.
Ein Löschfahrzeug mit vier Achsen
Auf Flugfeldern kommen Spezialfahrzeuge zum Einsatz, die viel Wasser transportieren können und trotzdem schnell sind. Jene Flugfeldlöschfahrzeuge (FLF) gibt es am BER von den Firmen Rosenbauer („Panther“) und von Ziegler („Z8“). Insgesamt acht FLF sind nach Eröffnung des BER zeitgleich im Dienst. Sie verfügen über vier Achsen, die alle angetrieben werden. Die Motorkraft liegt bei rund 1400 PS. Das Vollautomatikgetriebe beschleunigt von null auf 80 Stundenkilometer in rund 20 Sekunden. Die jeweils rund eine Million Euro teuren Fahrzeuge fassen je nach Ausführung 12.000 bis 19.000 Liter Löschmittel, die bei Bedarf innerhalb sehr kurzer Zeit abgegeben werden können, um zum Beispiel brennende Triebwerke schnell zu löschen. Rund 8000 Liter können pro Minute abgegeben werden. In den Kabinen haben bis zu fünf Einsatzkräfte Platz. Die Großlöschfahrzeuge sind rund zwölf Meter lang, drei Meter breit und fast vier Meter hoch. Im 1,80 Meter hohen Fahrerhaus kann man sogar stehen.