Knapp zwei Wochen nach dem Großbrand eines Lagers mit Chemie-Abfällen in einem Vorort der westpolnischen Stadt Zielona Góra, 40 Kilometer hinter der deutsch-polnischen Grenze, haben Feuerwehrleute und Spezialisten mit der Beseitung der gefährlichen Abfälle begonnen.
„Ich will nicht sagen, die Situation ist gut, aber sie ist unter Kontrolle“, sagte Mitte der Woche der Wojewode des Lebuser Landes (Lubuskie) Władysław Dajzcak, der Vertreter der Warschauer Regierung in der Region. Rund 200 Tonnen der Rückstände des gefährlichen Abfalls seien bisher vom Brandort in eine Abfallaufbereitungs- und Verbrennungsanlage weggeschafft worden.
Keine Gefahr für die Oder
Auch 120 Tonnen verseuchtes Löschwasser seien sicher entsorgt worden, informierte die Stadt Zielona Góra auf ihrer Website. Nach dem Brand war mit Ölen und Schwermetallen belastetes Löschwasser in einen nahen Bach sowie in Fischteiche und teilweise in ein angrenzendes Feuchtgebiet gelangt, weiter sei das giftige Wasser jedoch nicht gelangt. Die Feuerwehr hatte Barrieren aus Sand und Stroh gelegt. Angesichts der Befürchtung, dass die Oder betroffen werden könnte, in die der Bach 30 Kilometer flussabwärts mündet, gibt es damit Entwarnung. Die chemisch belasteten Gewässer würden von beauftragten Spezialisten gesäubert, teilte der Stadtpräsident mit.
Auch die Luftbelastung rund um den Brandort sei nicht gefährlich, so die Umweltinspektion. Die Konzentrationen von aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Benzolen, Ethylbenzolen, Xylolen und Toluen seien im Normbereich, ergaben Messungen der vergangenen Tage. Bereits am Tag nach dem Feuer teilte die Behörde mit, dass keinerlei Werte über der Norm liegen.
Gartengemüse nicht zum Verzehr empfohlen
Allerdings sollen Anwohner der betroffenen 2500-Einwohner-Ortschaft Przylep und eines Nachbarorts kein Gemüse aus dem eigenen Garten verzehren und kein Wasser aus eigenen privaten Brunnen trinken, so lautet bis auf Weiteres die amtsärztliche Empfehlung. Die Stadt sowie die staatliche Umweltinspektion lassen aktuell Wasser- und Bodenproben im weiteren Umfeld des Brandorts untersuchen.
Die Marschallin der Wojewodschaft, Elżbieta Polak, ist überzeugt, dass die Gefährdung für Gesundheit und Umwelt seit dem Brand von der Stadt und zentralstaatlichen Stellen heruntergespielt wird. Sie lässt für die Wojewodschaft eigene Wasserproben von einem Labor nehmen und analysieren.
Am 22. Juli war an der illegalen Lagerstätte mit giftigen Abfällen ein gigantisches Feuer ausgebrochen. Mehr als 370 Feuerwehrleute waren beim Löschen beteiligt. Lacke, Druckerfarben, Kohlenwasserstoffe, medizinische Abfälle, Schwermetalle und andere Chemikalien sollen sich seit zehn Jahren in der Halle befunden haben und sorgten für eine große giftige Rauchwolke. Eigentlich war die Stadt seit Langem in der Pflicht, das von einer aufgelösten Firma hinterlassene Abfalllager zu beseitigen. Illegale Lager mit gefährlichem Abfall gibt es in Polen viele Dutzend. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, wie es zu dem Brand in Zielona Góra kam.