Der Kurs von Tesla-Aktien purzelt. Am Donnerstag fiel der Wert unter 180 Euro, vor einem Jahr lag dieser mit 351,33 Euro pro Aktie noch knapp beim Doppelten. Diese Entwicklung hat auch mit dem neuesten unternehmerischen Abenteuer des Tesla-Chefs Elon Musks zu tun. Der gebürtige Südafrikaner wird sonst von treuen Fans als innovativer und kreativer Geschäftsmann gefeiert.
Doch seit seiner mehr oder weniger freiwilligen Übernahme des sozialen Netzwerks Twitter liefert Musk der Öffentlichkeit eine bizarre Show. Einige Tesla-Aktionäre scheint das zu verschrecken. Was ist passiert und was bedeutet das für Tesla in Grünheide?

Elon Musk kauft Twitter für 44 Milliarden US-Dollar

Elon Musk gilt schon seit Jahren als reger Nutzer des Nachrichtendiensts, der insbesondere für Politiker, Wissenschaftler und Journalisten eine wichtige Plattform ist. Im Frühjahr begann der 51-Jährige jedoch öffentlich zu hinterfragen, wie viel Redefreiheit Twitter seinen Usern lasse. Anfang April wurde er zunächst mit neun Prozent größter Twitter-Aktionär und unterbreitete noch im selben Monat ein Kaufangebot in Höhe von über 40 Milliarden US-Dollar.
Seine Übernahme-Pläne zog er im Juli zurück, doch Twitter-Anwälte pochten auf vertragliche Verpflichtungen, sodass Musk am 27. Oktober Twitter-Chef wurde. Seither geht es turbulent zu – sowohl für Mitarbeiter, Werbekunden als auch Elon Musk selbst.

Mitarbeiter bei Twitter müssen „mehr hardcore“ sein

Während der Aktienkurs für Tesla-Aktien sinkt, müssen die noch verbliebenen Mitarbeiter bei Twitter bis Donnerstag eine Entscheidung treffen. Wollen diese bei ihrem Arbeitgeber bleiben, müssen sie per Klick auf einen Link das Einverständnis geben, dass sie Überstunden mit hoher Intensität zustimmen. „Wir müssen extrem hardcore sein“, heißt es in dem Mailing, das mit „Elon“ unterschrieben ist. Wer damit nicht einverstanden sei, erhalte drei Monatsgehälter als Abfindung – werde damit also gekündigt.
Schon vor knapp zwei Wochen hatte Twitter etwa 3700 Mitarbeiter entlassen. Auch diese wurden per Mail darüber informiert. Nur drei Tage später meldeten jedoch mehrere Medien, darunter das amerikanische Nachrichtenunternehmen Bloomberg, dass einige der gekündigten Mitarbeiter wieder zurückgeholt werden sollten, da ihnen aus Versehen gekündigt wurde.

Zuckerbrot und Peitsche für Werbekunden

Musk selbst rühmt sich als Vertreter absoluter Redefreiheit. Seine Twitter-Übernahme weckte jedoch Befürchtungen einer zu lockeren Inhaltsregulierung auf der Plattform, sodass Hassrede oder Fake News entfesselt verbreitet werden könnten. Tatsächlich ermittelte das Network Contagion Reserach Institute Anfang November, dass antisemitische und rassistische Hassrede auf Twitter plötzlich rasant anstiegen.
Elon Musk richtete sich anschließend mit einem Schreiben an Werbekunden, dass Twitter kein Schreckensort werden würde, „wo alles ohne Konsequenzen gesagt werden kann“. Allerdings legten General Motors sowie auch Volkswagen und andere große Werbekunden eine Pause bei ihrer Anzeigenschaltung ein. Musk gab offen zu, dass Twitter aktuell Verluste mache und drohte später auf Twitter jene Kunden zu „benennen und bloßzustellen“, sollten diese sich weiter zurückziehen.
Nach Einführung eines neuen Geschäftsmodells sah sich der Meinungsfreiheits-Befürworter jedoch gezwungen, noch stärkere Einschränkungen vorzunehmen.

Eine Flut von Elon Musks auf Twitter

Anfang November kündigte Musk ein Abonnement-Modell an. Nach diesem soll Twitter in den USA für acht Dollar pro Monat seinen Kunden einen blauen Haken hinter ihrem Usernamen sowie mehr Sichtbarkeit auf der Plattform bieten. Bislang diente der blaue Haken als (kostenloses) Mittel zur Verifikation für Personen des öffentlichen Lebens, um diese von Fake Accounts abzugrenzen.
Mit dem neuen Geschäftsmodell versprach Musk „den Journalismus zu demokratisieren“, wurde allerdings davor gewarnt, dass Nachahmer damit ein leichteres Spiel hatten. Die Lektion folgte direkt nach dem Launch: Plötzlich wurde Twitter mit einer Horde Elon Musk-Imitatoren überflutet, die aufgrund des blauen Hakens erst auf dem zweiten Blick vom Original zu unterscheiden waren.
Doch auch offizielle Marken oder Politiker wurden wortwörtlich durch den Dreck gezogen. Ein offiziell wirkender Nintendo-Account twitterte eine Mario-Figur, die den Stinkefinger zeigt. Dramatische Auswirkungen hatte das Katz- und Mausspiel jedoch für einen Insulin-Hersteller, dessen Aktienkurs fiel, nachdem ein verifiziert wirkender Nachahmer-Account verkündet hatte, das Diabetes-Medikament Insulin sei plötzlich kostenlos.
Musk drohte mit Sperrungen der Accounts, wer nicht kenntlich mache, dass es sich um eine Parodie handele. Das Abo-Modell liegt zunächst auf Eis und soll bis Ende November überarbeitet werden.

Aktionäre verunsichert, mehr Häme für Tesla

Der Umgang mit seinen Mitarbeitern sowie die überstürzten Geschäftsentscheidungen haben Kratzer am Glanzbild des genialen Geschäftsmannes hinterlassen. Und welche Auswirkungen dies auf Musks bislang bekanntestes Unternehmen nimmt, lässt sich an der Tesla-Aktie beobachten. Anleger waren ohnehin schon verärgert, dass Musk mehrfach Tesla-Papiere in Milliarden-Höhe für die Twitter-Übernahme veräußerte. Zudem verbreitet sich immer mehr Häme über Tesla-Autos. Auf Tiktok wurde ein Video 370.000 Mal geteilt. In diesem beschwert sich ein Autotester über die schlechte Qualität.
@car_connoisseur PLEASE. SOMEONE TELL ME WHY THIS IS SO BAD!?! This Plaid was over $120k!!! #tesla #teslatok #car #cars #carsoftiktok #funfacts ♬ Anti-Hero - Taylor Swift
Tatsächlich könnten Tesla-Autos bald günstiger werden. Laut Teslamag.de erwarten Analysten Preissenkungen, wie sie gerade in China beim Model 3 und Model Y zu beobachten sind. Knacke die Gigafactory in Grünheide einmal die 5000 produzierten Autos pro Woche, könnte sich dieser Trend in Europa fortsetzen. Zudem wird die Konkurrenz – insbesondere durch China – auf dem Markt für Elektroautos ebenfalls immer größer.
Was heißt das nun für die Gigafactory in Grünheide, wenn Tesla auf dem Abwärtskurs ist? In Europa stehen alle Zeichen auf Wachstum. Giga Berlin will seine Produktion langfristig auf eine Million Autos pro Jahr verdoppeln, wofür ein zweites Werk entstehen soll. Die Bäume auf dem Gebiet werden aktuell gerodet. Allerdings wird Tesla dafür mehr Mitarbeiter benötigen. Doch was sich aktuell bei Twitter abspielt, könnte langfristig auch am Image von Tesla als Arbeitgeber kratzen – immerhin gelten in Europa und Deutschland deutlich strengere Arbeitsgesetze.
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