Die Pandemie hat bei allen Menschen zu einer starken Veränderung des Alltags geführt. In ihrer Entwicklung waren Jugendliche besonders eingeschränkt. Statt Treffen mit Freunden und Partys gab es Homeschooling und Isolation. Inwieweit haben die Jahre Spuren bei den jungen Leuten in Brandenburg hinterlassen? Sind sie zufrieden oder haben sie Sorgen? Antworten auf diese Fragen gibt die neueste Studie „Jugend in Brandenburg 2022/2023“, die am Montag (18.9.) in Potsdam vorgestellt wurde.
Die Studie wird im Auftrag des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft (MBJS) seit 1991 regelmäßig vom Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam (IFK) an Brandenburger Schulen durchgeführt. Der dritte Teil der Ergebnisse, der jetzt in Potsdam vorgestellt wurde, befasst sich mit der Lebenszufriedenheit, Partizipationsmöglichkeiten und den Umgang mit Krisen. Die Ergebnisse werden mit den Zahlen aus dem Jahr 2017 verglichen.

Optimismus und Zufriedenheit prägen die Stimmung der Jugendlichen in Brandenburg trotz Krisen

Autor der Jugendstudie, Andreas Pöge, erklärte: „Jugendliche in Brandenburg sind insgesamt sehr zufrieden mit ihrem Leben und blicken optimistisch in ihre berufliche Zukunft. Wir können aber beobachten, dass sich die derzeitigen Krisen – zum Beispiel Energiekrise und Inflation – auch auf Jugendliche als Teil der Gesamtgesellschaft auswirken.

Hohe Lebenszufriedenheit und Wertorientierung bei Brandenburger Jugendlichen unter Pandemie-Bedingungen

Lebenszufriedenheit: Die Brandenburger Jugendlichen sind mehrheitlich „zufrieden“ oder „eher zufrieden“ mit allen erfassten Aspekten ihrer Lebenssituation. Hohe Zufriedenheit herrscht insbesondere mit der Wohnsituation (72,4 Prozent), den Freundschaften (68,4 Prozent) und der Beziehung zu den Eltern (68,6 Prozent). Auch in den Bereichen „Finanzielle Situation“ (48,3 Prozent) und „Freizeitmöglichkeiten“ (51,1 Prozent) setzt sich der Trend zu einer leicht steigenden Zufriedenheit weiter fort. Dennoch ist nach wie vor knapp jeder fünfte Jugendliche mit seiner finanziellen Situation „unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“.

Berufsbezogener Optimismus und Beteiligungswünsche: Blick in die Zukunft der Jugend in Brandenburg

Lebensziele: Gesund leben hat für Brandenburger Jugendliche einen besonders hohen Stellenwert. Ähnlich wie in der Jugendstudie 2017 stufen auch in der aktuellen Studie fast drei Viertel der Jugendlichen die Wertorientierung „Gesundes Leben“ als „sehr wichtig“ und mehr als ein Fünftel als „wichtig“ ein.
Das Lebensziel, eine erfüllende Arbeit zu haben (63 Prozent „sehr wichtig“), hat für die Brandenburger Jugendlichen seit langem eine sehr hohe Bedeutung, gefolgt von einem Leben, das Spaß macht (62 Prozent). Deutlich zugenommen haben seit 2017 materielle Aspekte. Von 42,8 Prozent (2017) auf 56,8 Prozent ist der Wunsch „Materiell abgesichert zu sein“ gestiegen. Das Ziel, „viel Geld zu verdienen“, wird von 35,3 Prozent der Jugendlichen als „sehr wichtig“ eingestuft (2017: 24 Prozent).
Berufsbezogene Zukunftserwartungen: 87,5 Prozent der Jugendlichen blicken mit einem „hohen“ oder „eher hohen“ berufsbezogenen Optimismus in die Zukunft (2017: 88,8 Prozent).
Mitwirkungsmöglichkeiten: Die Stadt oder Gemeinde bietet nach Ansicht von gut der Hälfte der Jugendlichen (53,8 Prozent) viele Beteiligungsmöglichkeiten. Allerdings glauben nur 35 Prozent, dass ihre Interessen berücksichtigt werden. Katrin Krumrey, Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes Brandenburg erklärte dazu: „Immer wieder wird mir gesagt, dass Kinder und Jugendliche zwar gehört werden, es mit dem Anhören jedoch endet. Das muss sich ändern, auch wenn das keineswegs heißt, dass Kinder und Jugendliche mit all ihren Wünschen stets durchdringen.“

Brandenburger Jugend und ihre Ängste: Krieg, Inflation und Energiemangel im Fokus

Erleben aktueller Krisen: Am bedrohlichsten empfinden die Jugendlichen „Inflation“ (62,7 Prozent) und „Energiemangel“ (49,2 Prozent). Am wenigsten bedrohlich erscheint die Corona-Pandemie (9,6 Prozent). Was den Krieg in der Ukraine betrifft, so befürchten die Jugendlichen vor allem, dass Atomwaffen eingesetzt werden (69,1 Prozent). Viele Jugendliche befürchten negative Auswirkungen auf die finanzielle Situation ihrer Familie (69 Prozent).
Außerdem befürchten sie, dass der Krieg noch lange andauern wird (68,2 Prozent). Zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen, gehört – verglichen mit anderen Aspekten – zu den weniger beängstigend empfundenen Kriegsfolgen (63,8 Prozent). Dabei besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Befürchtung, weitere Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, und „Fremdenfeindlichkeit“ bzw. Rechtsextremismus.

Repräsentative Studie in Brandenburg

Seit 1991 werden Veränderungen ausgewählter Lebensbedingungen und Einstellungen Jugendlicher im Land Brandenburg in unterschiedlichen zeitlichen Abständen erfasst. Einschließlich der vorliegenden Untersuchung wurden bisher neun Studien durchgeführt. Für die aktuelle Studie wurden von November 2022 bis Januar 2023 insgesamt 3.140 Schülerinnen und Schüler an 36 allgemeinbildenden Schulen und OSZ des Landes Brandenburg befragt. Die Studie ist repräsentativ: Alle Altersgruppen, Schulformen und Regionen sind angemessen vertreten (Ausnahme: Oberspreewald-Lausitz).