"Viele Rumänen wird die Anreise durch Tschechien und Ungarn wegen der Corona-Pandemie verweigert", beschreibt Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Vereins Beelitzer Spargel und selbst Anbauer, die Situation.
Jakobs, zugleich 1. Vorsitzender des Verbandes des Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstverbandes,  erwähnt, dass in ganz Brandenburg 5000 ausländische Saisonarbeitskräfte benötigt werden, um auf 3500 Hektar Spargel zu ernten. Etwa die Hälfte davon wächst in Brandenburgs größtem Anbaugebiet in Beelitz. "Ein gutes Viertel der Helfer ist im Land, auf die anderen warten wir." Jakobs fordert deshalb eine Art "Passierschein" für sie. Wird ihnen das nicht gewährt oder keine andere Regelung gefunden, befürchten er und seine Kollegen immense Ernteeinbußen.
Passierscheine oder Flugzeug
Es gibt einzelne Familienbetriebe, die die Spargelernte allein bewältigen können. Übergreifend glaubt Jürgen Schulze, Vorstandssprecher des Ostdeutschen Spargelverbandes, dass alle Anbaubetriebe zusätzliche Helfer benötigen. Niemand wisse, wann sich die Situation ändere. Allerdings gibt es positive Nachrichten aus  dem Bundeslandwirtschafts- und dem Arbeitsministerium. "Die Botschaften sollen bemüht sein, dass für die Helfer die Durchreise gewährleistet wird. Das Problembewusstsein in der Politik ist da", so die Erfahrung von Jürgen Jakobs. Mitte der Woche hatte die Bundesregierung angekündigt, Saisonarbeiter auch per Flugzeug ins Land holen zu wollen.
Den Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), Mitarbeiter beispielsweise aus der Gastronomie, die wegen der Pandemie ohne Arbeit sind, als Erntehelfer einzusetzen, sehen die Spargelfachleute unisono kritisch. Zum einen ist da die große Anzahl ausländischer Helfer, die nicht nur zur Spargelernte, sondern in den kommenden Monaten auch beim Pflanzen und Ernten anderer Kulturen unentbehrlich ist.
Zum anderen wäre da die fehlende Erfahrung der neuen Helfer: "Spargelstechen ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die man nicht in ein, zwei Tagen erlernen kann. Es geht dabei hauptsächlich um das Gespür zu erkennen, wo benachbarte Stangen stehen und welche ich stechen kann. Ich brauche große Fingerfertigkeit, um Stangen nicht zu schädigen und darf auch nicht zu tief stechen. Alles kann sich auf die Ernte der nächsten Tage auswirken", erklärt Schulze. Aber, und da zeigt sich der Verband flexibel, man werde prüfen, ob deutsche Helfer bei der Vermarktung oder beim Transport eingesetzt werden könnten. "Es findet sich sicherlich für jeden eine Arbeit. Wir werden für jede helfende Hand dankbar sein."
Auf seine 15 Helfer aus Polen ist  auch Jürgen Giese angewiesen, der in Tempelfelde Spargel anbaut. Seine sieben Hektar wirken auf den ersten Blick gering. "Die Spargelernte macht aber einen Anteil von etwa 40 Prozent meiner Einnahmen aus. Meine Nerven liegen blank", betont der Barnimer. Noch kann er die Ernte hinauszögern, hat noch nicht angehäufelt. Auch das Umdrehen der Folien wäre eine Variante. Liegt die weiße Seite oben, kann das Wachstum des Spargels etwa 14 Tage hinausgezögert werden.
Für Jürgen Jakobs gibt eines große Hoffnung, dass sich zeitnah Lösungen finden. "Die Politik hat betont, dass Deutschland seine autarke Situation der Lebensmittelversorgung sicherstellen will." Landwirtschaft gehöre zur systemrelevanten Infrastruktur.

Infokasten