Strom- und Gaskunden in Brandenburg haben in den vergangenen Wochen vielfach Post von ihrem Energieversorger bekommen und nicht selten eine Überraschung erlebt, denn die Preise sind gesunken. Die Entwicklung an den Energiebörsen kommt mittlerweile auch bei den Strom- und Gaskunden in der örtlichen Grundversorgung an. Im Mai, Juni und Juli wollen deutschlandweit insgesamt 91 Strom- und 80 Gasgrundversorger ihre Tarife, wie das Vergleichsportal Verivox am Montag (22.05.) mitteilte.
In Brandenburg haben bereits die Unternehmen EWE, EnBW und einige Stadtwerke angekündigt, die Preise zu senken.
Tarife liegen oft noch über der staatlichen Preisbremse
Allerdings liegt der Großteil der Grundversorgungstarife sowohl für Gas als auch für Strom aber weiterhin über den staatlichen Preisbremsen, während Neukundentarife deutlich günstiger sind. „Die Zeit der Rekordpreise in der Energiekrise ist vorbei“, erklärte das Vergleichsportal. Insgesamt jedoch bleibe das Preisniveau hoch – zumindest in der Grundversorgung. Der Arbeitspreis bei Stromverträgen liege hier bei durchschnittlich 45,78 Cent pro Kilowattstunde. Bei Gas sind es demnach 15,57 Cent.
Beim Anbieter EWE liegt der Arbeitspreis ab 1. Juli 2023 je nach Verbrauch zwischen 39,23 und 55,3 Cent pro Kilowattstunde. Rund 120.000 Erdgaskunden und 60.000 Stromkunden hat EWE in Brandenburg. EWE-Gaskunden zahlen dann einen Arbeitspreis zwischen 13,92 und 14,83 Cent pro Kilowattstunde.
Staatliche Preisbremsen gelten weiter
Die staatlichen Preisbremsen liegen bei 40 Cent pro Kilowattstunde für Strom und zwölf Cent für Gas. Liegt der Preis für Verbraucher darüber, übernimmt der Staat einen Großteil der Differenz. Laut Verivox liegen nach wie vor knapp 80 Prozent aller Strom- und fast 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung über den Preisbremsen.
Auch die Preise bei Neukundentarifen sowohl bei den Grundversorgern als auch bei alternativen Anbietern sanken den Angaben zufolge weiter. „Durch einen Wechsel aus der Grundversorgung kann ein Haushalt über 500 Euro an Stromkosten einsparen – und muss darüber hinaus keine staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen“, erklärte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Grundversorger müssen Kunden akzeptieren
Grundversorger sind die Unternehmen, die in einer Region die meisten Kunden mit Energie beliefern. Sie sind in fast allen Fällen verpflichtet, örtlich Verbraucher als Kunden zu akzeptieren. Dieser Grundversorgungstarif lag in der Energiekrise teils deutlich unterhalb des Preisniveaus anderer Verträge, seit diesem Jahr ist er aber in den meisten Fällen wieder teurer. Wie hoch die Entlastung tatsächlich ausfällt, hängt vom Verbrauch und der genauen Vertragsgestaltung ab, erklärt Jochen-Christian Werner, Pressesprecher der Erdgas Mark Brandenburg GmbH (EMB). Einige Kundinnen und Kunden seien bereits per Post oder E-Mail über eine Preissenkung informiert worden. Nicht immer würde der Arbeitspreis unter die Preisbremse sinken – bei Laufzeitverträgen würden die Preise angepasst, in einzelnen Fällen könne es sogar zu einer Erhöhung kommen.
Kunden in der Grundversorgung können grundsätzlich jederzeit nach einer Frist von zwei Wochen in einen anderen Tarif wechseln. In der Regel übernimmt der neue Anbieter die Kündigung. Nach Angaben der Bundesnetzagentur für das Jahr 2021 waren 24 Prozent der Stromkunden im Grundversorgungstarif. Beim Gas waren es 16 Prozent. Für 2022 liegen bislang keine Daten vor, der Anteil dürfte jedoch gestiegen sein.
Wann ein Wechsel lohnt
Wie sollten sich Brandenburgerinnen und Brandenburger verhalten, die noch höhere Preise zahlen müssen? Lohnt sich ein Wechsel? Wenn man nicht in einem Vertrag mit längeren Laufzeiten steckt und die Möglichkeit zum Wechsel hat, kann sich ein Wechsel lohnen, so Experte Rico Dulinski von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Auf den bekannten Vergleichsportalen könnten sich Verbraucher einen Überblick über die aktuelle Marktsituation verschaffen, wo es für Neukunden zahlreiche Angebote unterhalb der Preisbremsen gibt.
Worauf Verbraucher achten sollten
Wichtig sei, ein Angebot auszuwählen, das zur Person und zum Verbrauch passt: Die Angebote reichen nämlich von langfristig laufenden Verträgen mit entsprechender Preisgarantie bis zu Verträgen ohne Laufzeiten und ohne Preisgarantie, so Dulinski. Und hinsichtlich der Preisgestaltung gäbe es Angebote mit niedrigen Arbeits- und hohen Grundpreisen sowie Angebote mit höheren Arbeits- und niedrigeren Grundpreisen. Wer sich nicht regelmäßig mit dem Thema beschäftigen möchte, könne Laufzeitangebote wählen. Und bei einem hohen Verbrauch habe der Arbeitspreis den größeren Anteil am Gesamtpreis.