In der Oderland Stickerei in Frankfurt (Oder) können sich Kunden unter anderem Kleidung und Taschen besticken lassen. Und nebenan, im Laden Oderland Stoffe von Stefan Mäcker, stehen Stoffe in verschiedenen Farben und Mustern sowie Nähmaschinen und Nähutensilien zum Verkauf. Die meisten Kunden dort, sagt der Unternehmer, würden zu Hause ihre eigenen Kreativprojekte umsetzen, unter anderem Kinderkleidung. Für den Mediengestalter gilt: Selbst angefertigte Kleidung ist nachhaltiger und vom Schnittmuster bis zur Passform viel individueller. Viele Kunden würden direkt mit den Kindern kommen.
Seinen Wunsch, selbstständig zu werden, hat Stefan Mäcker im November 2019 realisiert. Für ihn war dies kein optimaler Start, kurz danach begann die Corona-Pandemie: „Wir müssen jetzt zwei Jahre nachholen“, sagt der Unternehmer und meint damit auch seine Mitarbeiter, zwei Teilzeitkräfte. Zusammen entwerfen sie Logos, Bilder oder Aufschriften. „In der Stickerei arbeite ich zu 90 Prozent für andere Werbeagenturen.“ Doch auch Pokale oder Wimpel für Sportturniere können individuell bedruckt oder bestickt werden. Und mit den drei 3D-Druckern lassen sich plastische Projekte verwirklichen.
Nach der Umschulung wächst der Wunsch nach etwas Eigenem
Wegen gesundheitlicher Probleme entschied sich der gelernte Heizungsbauer 2002 für eine Umschulung zum Mediengestalter. 15 weitere Jahre blieb Stefan Mäcker in dem Frankfurter Unternehmen. Nicht ganz freiwillig wurde ihm immer mehr Verantwortung übertragen. Mit der Zeit entwickelte sich der Wunsch nach etwas Eigenem. So gründete Mäcker im Sommer 2019 mithilfe der IHK Ostbrandenburg und der Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder), die Stefan Mäcker Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, die Oderland Stickerei. „Das mit der IHK ging von heute auf morgen“, sagt der 43-Jährige. Seine Kunden bestärkten ihn mit dem Wunsch in die Selbstständigkeit. Eine Besonderheit sei die langjährige Freundschaft zu Anja Krämer. Als Stefan Mäcker seine Lehre zum Mediengestalter abschloss, fing sie im selben Unternehmen mit ihrer Ausbildung an. Beide pflegten über Jahre hinweg den Kontakt. Heute ist Anja Krämer eine seiner Mitarbeiterinnen.
Mit welchen Hürden und Zeitaufwand eine Unternehmensgründung und ein Online-Geschäft verbunden sind, hat der Unternehmer oft erlebt. „Ich kann nicht sagen, ich mache heute nicht auf, weil gestern zu lang war“, sagt Stefan Mäcker. Einmal musste er wegen eines Termins ein paar Stunden früher schließen. „Prompt standen danach fünf Leute vor der Tür und haben gesagt, dass ich letztens nicht da war“. Käme sowas häufiger vor, spreche sich schnell rum, dass das Geschäft unzuverlässig geführt werde. Das könne einem den Ruf und das Geschäft ruinieren.
Kunden nehmen Stoff gern in die Hand
Trotz des Online-Geschäfts kommen die meisten Kunden direkt in den Laden der Oderland Stickerei. „Viele Farben kriegst du mit dem Foto nicht eingefangen“, erklärt Stefan Mäcker den Hauptgrund. Vor Ort können die Kunden das Material in die Hand nehmen und sich selbst einen Eindruck von Farbe und Qualität verschaffen. Auch bei speziellen Anfertigungen und Wünschen seien persönliche Gespräche immer besser als Online-Bestellungen.
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Sein Beruf mache ihm sehr viel Spaß. Es sei ein Mix aus Kreativität und Handwerk. „Man sitzt nicht nur den ganzen Tag vor dem Rechner“, begründet Stefan Mäcker. Zudem sieht er jedes Mal das Endprodukt, welches er mit entworfen habe, kann jeden Produktionsschritt begleiten. Des Weiteren habe er die Möglichkeit, immer etwas Neues auszuprobieren. „Man ist da immer wieder erstaunt, was man mit den Maschinen zaubern kann“, schwärmt er.
Mäcker bedauert, dass zu wenig nach Bedarf ausgebildet wird
Für Mäcker überwiegen die Vorteile der Selbstständigkeit, weil sie Freiheiten in der Gestaltung mit sich bringen. Er macht sich aber auch Gedanken über den aktuellen Fachkräftemangel. Nach seiner Erfahrung werde oft das ausgebildet, was weniger gebraucht werde und es werde das gebraucht, was nicht ausgebildet werde. Ein Teufelskreis, denn ein Unternehmen bräuchte gut ausgebildete Arbeitskräfte. „Da reicht es nicht, sich nur Aushilfen in den Laden zu stellen“, findet er. Wer Mediengestalter werden möchte, müsse neben Kreativität und Interesse solide Kommunikationsfertigkeiten mitbringen. Der 43-Jährige argumentiert dies damit, dass jeder Kunde anders sei. „Manch einer weicht nur Millimeter von seinen Wünschen und Vorstellungen ab, andere Kunden sind offen für neue Vorschläge und Konzepte“. Für Stefan Mäcker ist wichtig, dass am Ende dem Kunden das Produkt gefalle.
Sein Wissen und seine Erfahrung möchte Stefan Mäcker an andere weitergeben. Er bietet immer wieder Praktikanten eine Möglichkeit, sich an den Beruf heranzutasten. Und der 43-Jährige plant, einen Ausbilderschein abzulegen. Bemerkt hat er inzwischen, dass die Ausbildung heutzutage moderner ist als zu seiner Zeit. Mittlerweile gäbe es Medienberater oder Mediengestalter in Print und Digital sowie in Bild und Ton. Diese Unterschiede kannte Stefan Mäcker in seiner Ausbildungszeit nicht. Meistens fassen Mediengestalter in Großstädten Fuß und arbeiten bei Verlagen oder in Agenturen. Er kennt aber auch ein anderes Beispiel: „Ein damaliger Lehrling ist heute zum Beispiel Spielzeughersteller“, erzählt der Unternehmer.
Vom Azubi zum Unternehmer
★ Wer etwas erreichen will, muss studieren – so lautet ein Vorurteil. In der Brandenburger Wirtschaft zeigt sich: Auch eine Ausbildung kann eine gute Voraussetzung sein, um es zum Chef einer erfolgreichen Firma zu schaffen. In Kooperation mit der IHK Ostbrandenburg stellen wir einige Beispiele vor.