Womöglich hat Felix Kummer recht. Vor ein paar Jahren sagte wohl wirklich kaum jemand: „Ein Soloprojekt von dem Typen von Kraftklub, das ist das, worauf wir alle Bock haben.“ Heute allerdings sieht die Sache anders aus. Schließlich zog eben jener Typ als Kummer trotzdem solo aus, brachte mit „KIOX“ ein Nummer 1-Album raus, ging auf Tour, landete mit dem „Letzten Song“ einen Zeitgeist-Pandemie-Hit – nur, um dann ein Ablaufdatum auf das Projekt zu klatschen: den 17. September 2022.
An jenem kühlen Samstag (und dem Freitag davor) sagte der Rapper in der Parkbühne Wuhlheide mit einem Doppelkonzert „Bye, Bye“. Es war der fulminante Schlusspunkt dreier intensiver, wechselhafter und letztlich enorm erfolgreicher Jahre Solokarriere. Ein Kamerateam des rbb begleitete Kummer während dieser emotionalen 48 Stunden. Herausgekommen ist eine dreiteilige Konzert-Doku, die ab 5. Mai in der ARD Mediathek abrufbar ist und ab 9. Mai im rbb ausgestrahlt wird.
Mehr als nur Eindrücke aus dem Backstage-Bereich
Doch „Bye, Bye Kummer“ enthält mehr als nur Eindrücke aus dem Backstage-Bereich und Kamerafahrten über die vollen Ränge der beiden allerletzten Konzerte. Die Doku zeichnet im Rückblick auf die kurze „KIOX“-Phase das Porträt eines Musikers, der sich trotz des Erfolges von Kraftklub erst überwinden musste, das schützende Kollektiv der Bandkollegen zu verlassen, um eigene Musik zu machen. Dass dabei von Anfang an das Ende Teil des Konzepts war, davon berichtet Kummer selbst: „Ich mag es, dass man in einer Zeit, in der alles verfügbar ist, Dinge tut, die nicht immer da sind.“
Ein Mantra, dem auch der eigens zum Album-Release eingerichtete Pop-Up-Store in Chemnitz folgte, von dem die Auftaktfolge erzählt. Lediglich drei Tage lang wurde dort nur eine Platte verkauft: „KIOX“. Inspiriert war die Idee, genau wie der Titel des Albums, vom einstigen Plattenladen, den Kummers Vater einst auf dem Chemnitzer Sonnenberg betrieb, so der Musiker in der Doku. Die eigens für den Laden aufgelegten physischen Ausgaben von „KIOX“, die danach nicht mehr hergestellt wurden, gingen so zahlreich über die provisorische Ladentheke, dass das Album auf Platz 1 der deutschen Charts landete.
An die Stelle von Euphorie tritt Ernüchterung
Die anfängliche Euphorie des überraschenden Erfolgs wich jedoch rasch Ernüchterung. Statt des geplanten Tourstarts beginnt der Lockdown. „Ihr werdet es schon geahnt haben: Die KIOX Tour muss komplett verschoben werden“, bestätigte Kummer im März 2020 über die sozialen Medien.
Doch auch nachdem ein Jahr darauf zaghaft erste Konzerte wieder stattfinden konnten, hing über vielen Terminen noch die Furcht vor einer kurzfristigen Absage. Dass er seine Kraftklub-Kollegen damals nicht an seiner Seite hatte und die Entscheidung über Konzertabsagen alleine treffen musste, sei schwergefallen, gesteht Kummer in der Doku und führt so das Bangen vieler Performer während der Pandemie vor Augen.
34.000 Fans waren Teil des kollektiven Abschieds
Es war dieser Mix aus Freude und Wehmut, der das Kurzzeit-Projekt prägte – und bis zum Schluss blieb. Spürbar entladen hatte er sich auf den letzten beiden Konzerten in Berlin. Dort waren neben 34.000 Fans auch zahlreiche Wegbegleiter Kummers Teil des kollektiven Abschiednehmens. Neben Gastauftritten von Henning May von AnnenMayKantereit, Nura, Nina Chuba und Fred Rabe, kam auch Max Raabe für den gemeinsamen Song „Der Rest meines Lebens“ überraschend auf die Bühne. Doch nicht nur das dortige lichtgewaltige Geschehen hielt das Kamerateam fest. Immer wieder nimmt es die Zuschauer mit in die Fanreihen, wo bei einigen die jahrelange Konzert-Vorfreude in Abschiedstränen mündete.
Die meisten von ihnen dürften sich jedoch schnell wieder beruhigt haben. Denn auch nach den beiden allerletzten Konzerten seiner Solokarriere war Felix Kummer nicht plötzlich weg. Im Gegenteil. Keine Woche später veröffentlichte er mit Kraftklub bereits ein neues Album und ging erneut auf Tour – diesmal mit seinen Bandkollegen. Die kurze „KIOX“-Ära wird dennoch als ein recht einmaliges Experiment der deutschen Musiklandschaft in Erinnerung bleiben. Und als ein gelungenes Hoch auf die Vergänglichkeit.
„Bye, Bye Kummer“ im TV
Die dreiteilige Konzert-Doku ist ab dem 5. Mai 2023 in der ARD Mediathek zu sehen. Das rbb Fernsehen sendet die Folgen 1 und 2 am Dienstag, den 9. und 16. Mai, um 23.30 Uhr. Folge 3 wird in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai um 0 Uhr gezeigt.
Zusätzlich zur Doku erscheint auch der 90-minütige Mitschnitt des letzten Konzerts ab 5. Mai in der ARD Mediathek. Im rbb Fernsehen ist das Konzert in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai um 00.15 Uhr zu sehen.
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