Es gab mal eine Zeit, in der waren Handys zum Telefonieren da – und nur dazu. Damals, 1996, beginnt der Berlinale-Wettbewerbsfilm „Blackberry“. Die Geschichte ist simpel, die Umsetzung ein Genuss: Jay und Doug, ein Tec-Nerd und ein Filmfreak, sind Kumpel, gemeinsam wollen sie mit ein paar Freunden einen Pocket-Link bauen. Das soll das erste „all in one mobile device” zum Telefonieren und Empfangen von E-Mails sein. Sprich der erste Computer im Mobilformat.
Naiv, ohne Marketingkenntnisse und mit einem vermeintlichen Millionendeal für Modems mit Robotics in der Hinterhand, versuchen die beiden Freunde, Kunden für ihr zukunftsweisendes Produkt zu finden. Doch kaum jemand kapiert überhaupt, woran sie glauben: Grenzenlose Kommunikation.
Die Mobilgiganten Robotics verstehen die junge Konkurrenz, doch sie wollen das junge Startup so schnell wie möglich wegfegen. Da machen die Jungs einen Finanzhai widerwillig zu ihrem Kompagnon und schaffen so eines der imposantesten Imperien Canadas.

Dann kommt das IPhone auf den Markt

Mit dem Wachstum ändert sich auch der Charakter des Unternehmens: Der Ton wird rauer und statt gemeinschaftlicher Filmabende, wird 24/7 durchgeackert. „Sie tun das, weil sie am besten Telefon der Welt mitarbeiten wollen“, glaubt Jay, der technische Motor von Blackberry. Da hat der Finanzchef das Unternehmen schon lange nicht mehr im Blick, träumt vom Kauf der NFL. Und dann bringt auch noch Apple das iPhone auf den Markt…
Anders als Biopics über Steve Jobbs steht in diesem Film nicht eine bekannte Person im Vordergrund. Stattdessen wird am Beispiel von Blackberry das Denken einer ganzen Branche seziert. Zwei Kameras mit Riesenobjektiven haben die Handlung zeitgleich aus großer Distanz dokumentiert, sie ermöglichten dem Montageteam die Bilder schnell zu schneiden.
Kanadische Comedians, die auch mal improvisieren, sind die Stars am Set. Und mittendrin Matt Johnson als Superbrain und Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller all in one. Er verkörpert den Cineasten und Blackberry-Mitbegründer Doug.
Cary Elwes (l-r), Jay Baruchel, Glenn Howerton und Regisseur Matt Johnson kommen zum Photocall des Films "BlackBerry". Die Berlinale zählt zu den großen Filmfestivals und dauert bis zum 26. Februar 2023.
Cary Elwes (l-r), Jay Baruchel, Glenn Howerton und Regisseur Matt Johnson kommen zum Photocall des Films "BlackBerry". Die Berlinale zählt zu den großen Filmfestivals und dauert bis zum 26. Februar 2023.
© Foto: Jens Kalaene/dpa
Hierzulande noch unbekannt, wird er nach diesem unterhaltsamen Berlinale-Debut hoffentlich noch häufiger zu Gast sein. Denn er hat mit seinem unterhaltsamen Trip zurück in die 1990er einer Generation von Science-Fiction-Liebhabern ein Denkmal gesetzt. Inspiriert durch die Star Wars Filme haben sie versucht, die technischen Innnovationen von der Leinwand in unsere Welt zu transferieren. Und uns allen damit die grenzenlose Kommunikation geschenkt.
Das auf dem preisgekrönten Sachbuch „Losing the Singnal: The Untold Story Behind the Extraordinary Rise and Specatcular Fall of BlackBerry“ basierende Biopic wird die Berlinale sicher nicht gewinnen. Doch es gibt spannende Einblicke in eine Szene, in der damals recht unbemerkt von der Masse, Tech-Nerds an unsere aller Zukunft gebastelt haben. Nur wenige haben damals das Potenzial erkannt. Zum Glück haben sie nicht aufgegeben.
„Blackberry“ läuft noch mal am 19.2., 18 Uhr, in der Verti Music Hall, 20.2. 13 Uhr im Cineplex Titania und 23.2. 21.30 Uhr im Haus der Berliner Festspiele. Alles zur Berlinale finden Sie auf unserer Berlinale-Themenseite.