Die Liebe zur Stadt Rom ist es, die sie mit Ingeborg Bachmann verbindet, erzählt Margarethe von Trotta auf der Pressekonferenz. Und die Aussicht, dort drehen zu können, war mit ein Grund, warum sie sich für den Film entschieden hat. Auch Ingeborg Bachmann hatte in Rom ihre Wahlheimat gefunden: In der Berlin sei das Wetter zu schlecht und alles zu grau, in Zürich die Leute zu unfreundlich, und Capuccino gibt es dort auch noch nicht, sagt sie an einer Stelle im Film. Aber Italien, das war das Paradies, für viele in ihrer Generation, so Margarethe von Trotta.
Die Idee, die Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch zu verfilmen, die 1958 in Paris beginnt und 1962 schmerzlich endet, als Max Frisch Ingeborg Bachmann für Marianne Oellers verlässt, kam von der Züricher Produzentin. Margarethe von Trotta habe kurz gezögert, aus einem persönlichen Grund, verrät sie während der Pressekonferenz: Sie sei nach dem tragischen Tod der Bachmann von einem Stalker heimgesucht worden, der in ihr die Inkarnation der Dichterin sah und ihr immer wieder Briefe schrieb. Sie hat sie alle verbrannt.
Der Film „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ erzählt nun von einer Liebe, die als Amour Fou beginnt und tragisch endet. 1958 lernen sich die österreichische Dichterin und der schweizer Dramatiker bei einer Premiere in Paris kennen, bald zieht sie zu ihm nach Zürich und dann weiter nach Rom, doch Eifersucht, Rollenbilder, Dominanz und künstlerische Konkurrenz lassen die Beziehung zunehmend toxisch werden. Ingeborg Bachmann wird sich nur schwer von der Trennung erholen.
Margarethe von Trotta, die Grande Dame des deutschen Films und spezialisiert auf große Frauenfiguren wie Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen oder Hannah Arendt, erzählt die Geschichte in Zeitsprüngen: im Rückblick, während einer Reise in die Wüste Ägyptens, die Bachmann mit dem jungen Adolf Opel unternimmt, und dazwischen geschnitten die Reise in die innere Hölle des Beziehungskonflikts.
Getragen wird der Film fast ausschließlich von zwei Schauspielern: Vicky Krieps, unlängst als Kaiserin Sisi zu erleben, die Ingeborg sehr jung, verunsichert, schmal gibt, sehnsüchtig nach einem Halt im Leben, der ihrem Freiheitswillen doch so widerspricht. Und Ronald Zehrfeld, der für die undankbare Rolle des Max Frisch, der seine Freundin lieber am Herd als im Scheinwerferlicht des Literaturbetriebs sähe, Verständnis, am Ende fast Sympathie weckt. Wie viel Aggression das mechanische Klappern einer Schreibmaschine in so einer angespannten Beziehung auslösen kann, wird schmerzhaft spürbar.
Es sei das Lächeln von Vicky Krieps gewesen, das sie bezaubert habe, erzählt Margarethe von Trotta auf der Pressekonferenz. Vielleicht auch die Intelligenz, mit der die luxemburger Schauspielerin davon erzählt, was Wüste für sie bedeute, nämlich Stille und einen Rückzugsort vor den aufgeheizten Gesellschaftsdebatten der Gegenwart. Sie habe sich keine Bilder oder Aufnahmen von Ingeborg Bachmann angesehen, habe versucht, sie von innen her zu verstehen, so Krieps.
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Der Briefwechsel war dem Filmteam nicht zugänglich
Und doch gelingt die Übertragung von Literatur in Film leider nur bedingt: Die Dialoge klingen recht papiern, wo sie auf Originaltext basieren, die Sprache der Literatur übersetzt sich nicht ins Bild. Wer das wahre Drama kennenlernen will, greife zum unlängst erschienenen Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Margarethe von Trotta war dies allerdings nicht vergönnt: Der Suhrkamp-Verlag, bei dem der Briefwechsel erschien, habe ihr keinen Einblick gewährt, erzählt sie auf der Pressekonferenz.
„Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ läuft am 20.2., 12.30 im Zoo Palast 1 und um 16 Uhr in der Verti Music Hall und am 26.2. um 17.30 Uhr im Haus der Berliner Festspiele
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