Leni ist gerade aus dem Knast entlassen worden – unter Auflagen. Mit dem verdeckten Ermittler Robert soll sie den ehemaligen DJ und jetzigen Drogendealer Viktor dingfest machen. Als Lockvogel sozusagen, weil sie selbst einmal gedealt hat und Viktor noch kennt.
Was sich zunächst übersichtlich anhört, entpuppt sich in Christoph Hochhäuslers Wettbewerbsbeitrag „Bis ans Ende der Nacht“ jedoch als recht vertrackte Angelegenheit. Denn die Gleichung auf dem Papier lässt den menschlichen Faktor außen vor. Leni und Robert waren nämlich mal ein Paar, als Leni noch Lennart hieß und noch in Freiheit lebte. Nun gibt sich Robert alle Mühe, auch Leni zu akzeptieren – die alten Gefühle sind noch da. Doch richtig gelingen will es ihm nicht, zum Kummer von Leni.
Timocin Ziegler (l-r), Schauspieler, Thea Ehre, Schauspielerin, und Christoph Hochhäusler, Regisseur, kommen zum Photo Call des Films "Bis ans Ende der Nacht" (Till the End of the Night), der im Wettbewerb der Berlinale läuft.
Timocin Ziegler (l-r), Schauspieler, Thea Ehre, Schauspielerin, und Christoph Hochhäusler, Regisseur, kommen zum Photo Call des Films "Bis ans Ende der Nacht" (Till the End of the Night), der im Wettbewerb der Berlinale läuft.
© Foto: Monika Skolimowska/dpa
Sie trägt eine Fußfessel, ist also ständig auf dem Radar von Roberts Vorgesetzten aus dem Drogendezernat und wird auch von Robert mit Argusaugen überwacht. Ständig kappeln sich die beiden, und das wird nicht besser, als sie sich Viktor und seiner Freundin Nicole annähern. Denn auch hier gilt: Ein Gangster kann sich als durchaus liebenswürdiger Zeitgenosse erweisen.

Film noir oder Melodram?

So schwankt Hochhäuslers in einem schummerigen Frankfurt am Main spielendes Werk zwischen Film Noir und Melodram und kann sich nicht recht zwischen beiden Genres entscheiden. Denn um große Gefühle geht es zweifelsohne – nicht zuletzt bemüht der Soundtrack Herzschmerz-Schnulzen von Hildegard Knef über Zarah Leander.
Es geht um Macht, Dominanz und Freiheitsliebe. Robert ist eine einigermaßen verkrachte Existenz, Leni dagegen lebensfroh und eine denkbar ungeeignete Spionin, weil sie nicht lügen kann. Dazwischen funkt der nicht unsympathische, wenn auch berufsbedingt misstrauische Drogenboss, der mal den Beziehungsvermittler spielen muss, aber auch seine zwielichtigen Geschäfte pflegt.
Rivalisierende Gangster, Verfolgungsjagden und mal taffe, mal verständnisvolle Cops setzt es ebenso wie Filmzitate von New Hollywood bis hin zu Rainer Werner Fassbinder. Der große deutsche Regisseur war 1978 seiner Zeit weit voraus, als er in seinem Melodram „Ein Jahr mit 13 Monden“ bereits das Schicksal einer transsexuellen Heldin inszenierte.
Doch es ist nicht jeder ein Fassbinder, der ein Fassbinder sein will. Pure Genrefilme sind Hochhäusler früher besser gelungen, sei es über dubiose Machenschaften von Konzernen oder junge Möchtegerngangster. Immerhin überzeugt sein Darstellerensemble, aus dem Thea Ehre mit Charme, Schmerz und Chuzpe hervorsticht und ihre Figur Leni mit mehr doppeltem Boden ausstattet, als Figuren und Zuschauer ihr zugetraut hätten.
„Bis ans Ende der Nacht“ läuft am 25.2. um 12.45 Uhr in dr Verti Music Hall und um 15 Uhr im Haus der Berliner Festspiele und am 26.2. um 22 Uhrhh in der Verti Music Hall. Alles zur Berlinale finden Sie auf unserer Themenseite.