Hit-affinen Konkurrenten wie Netflix oder Disney die Stirn zu bieten, ist nicht einfach. Schon gar nicht als piefig verschriene öffentlich-rechtliche Sendeanstalt. Schließlich ist Unterhaltung, also eine packende, gerne bildgewaltige Geschichte mit spannenden Charakteren, nur die halbe Miete. Ebenfalls nötig ist Relevanz, die über das Gezeigte hinausweist. Mit „Der Schwarm“, einer Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von Frank Schätzing, glaubt das ZDF eine solch wettbewerbsfähige Kombination gefunden zu haben.
Blick aus den dunklen Tiefen nach oben
Und ja, Spannung hat die achtteilige Serie genug: Wale greifen plötzlich Boote in kanadischen Gewässern an. Eine Invasion von Krabben walzt einen Strand in Südafrika platt. Und in der Nordsee fressen sich Eiswürmer mit riesigen Klauen derart tief ins Sediment, dass sie Tsunamis auslösen. Ozeane und Küsten werden zur Gefahrenzone. An mehr als nur an einer Stelle führt die Kamera den Blick des Zuschauers aus den dunklen Tiefen nach oben. Dorthin, wo die ahnungslosen Opfer treiben.
Alles nur Zufall? Oder steckt mehr hinter den mysteriösen Vorfällen? Um das zu klären, findet sich ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um die Meeresbiologen Sigur Johanson (Alexander Karim) und Charlie Wagner (Leonie Benesch) zusammen. Sie sind sicher: Eine Schwarmintelligenz ist für die sich häufenden Vorfällen verantwortlich. Und sie instrumentalisiert das Meer als Waffe gegen die Menschheit. Nur glauben will ihnen das kaum jemand. So begibt sich die Gruppe im Alleingang auf eine gefährliche Expedition ins ewige Eis. Das Ziel: Kontakt mit der unbekannten Intelligenz aufnehmen.
Frank Schätzing goss die diffuse Angst vor dem Klimawandel in konkrete Manifestationen
Schon 2004, noch bevor der Klimawandel im kollektiven Bewusstsein verankert war, schaffte es Frank Schätzing mit seinem Thriller, die diffuse Angst vor dessen Auswirkungen in konkrete Manifestationen zu gießen. Beim Erscheinen des Buches mag dies bei vielen Lesern noch unverfänglichen Schauer ausgelöst haben.
Heute indes sind es bedrohlich dringliche Analogien, die an Katastrophen wie die Jahrhundertflut im Ahrtal denken lassen. Dass Buch wie Serie auch ein Pandemie-Szenario andeuten, ausgelöst durch einen neuen, tödlichen Erreger, der den Weg über Krustentiere ins Trinkwasser findet, spricht in Zeiten des Coronavirus zusätzliche Sensibilitäten an.
Wechsel zwischen einem halbem Dutzend Handlungssträngen
Der als High End-Format deklarierte Achtteiler, der nun die Serien-Sparte der diesjährigen Berlinale eröffnete, liefert so eine gelungene Mischung aus packend animierten Kalamitäten, die zum Nachdenken über die kurzsichtige Ausbeutung natürlicher Ressourcen und deren Folgen anregt. Doch so verbunden man sich der Natur fühlt, so fremd bleiben manche der zahlreichen Charaktere. Geschuldet ist dies nicht nur dem Herumspringen zwischen einem halben Dutzend Handlungssträngen, die erst zum Ende der Serie hin zusammenlaufen. Auch die dargestellten Liebschaften und Familienbande fühlen sich meist seltsam leer und konstruiert an.
Verzeihen kann man es der 40 Millionen Euro teuren Produktion trotzdem. Auch dank eines talentierten internationalen Ensembles, das von einer großartigen Leonie Benesch („Babylon Berlin“, „The Crown“) getragen wird und bis in kleinere Nebenrollen mit Hochkarätern wie Oliver Masucci („Dark) und Alicia Delaware („Game of Thrones“) besetzt ist.
Die Rechnung der öffentlich-rechtlichen Programmverantwortlichen scheint also aufzugehen: In „Der Schwarm“ trifft Spannung auf Relevanz. Eine gewinnbringende Kombi – nicht nur für das ZDF.
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„Der Schwarm“ – Sendetermine
In der ZDF-Mediathek:
● Mittwoch, 22. Februar 2023, ab 10 Uhr: Folge 1, 2 und 3
● Mittwoch, 1. März 2023, ab 10 Uhr: Folge 4, 5 und 6
● Mittwoch, 8. März 2023, ab 10 Uhr: Folge 7 und 8
Im ZDF:
● Montag, 6. März 2023, 20.15 Uhr: Folge 1 und 2
● Dienstag, 7. März 2023, 20.15 Uhr: Folge 3 und 4
● Mittwoch, 8. März 2023, 20.15 Uhr: Folge 5 und 6
● Donnerstag, 9. März 2023, 20.15 Uhr: Folge 7 und 8