Im Hof-Theater in Bad Freienwalde gibt es seit dem 29. Juli nur noch glückliche Menschen. Das Amiga-Musical „Die Legende vom heißen Sommer“ ist anlässlich des 70. Jubiläums der Gründung des DDR-Schlager-Rock-Pop-Labels Amiga entstanden und seine Uraufführung fand in Dresden statt. Ende Herbst wird dort die 150. Vorstellung über die Bühne gehen und ist damit eine der erfolgreichsten Inszenierungen in den 10 Jahren des Bestehens des Dresdner Komödien-Theaters.
Es sieht ganz so aus, dass das Hof-Theater in Bad Freienwalde, welches bis zum 27. August komplett ausverkauft ist, den Dresdner Erfolg wiederholt. Aber hinter jedem Erfolg steckt ein kreativer Geist und ein solcher war am 10. August im Hof-Theater Bad Freienwalde Ehrengast: Jörg Stempel, verantwortlicher Manager für Amiga bei Sony Music Entertainment.
Warum Amiga heute bei Sony ist
Die Treuhand hat das Label Amiga nach der Wende für eine D-Mark an einen Kieler Autohändler verscherbelt. Nach der Wende war es für alle ehemaligen VEB schwer, unter den neuen Bedingungen Fuß zu fassen. Investitionsbereitschaft seitens des neuen Eigners, aber auch das Engagement der Medien, um das Erbe der Pop-Kultur bundesweit vorzustellen, hielten sich in Grenzen. Schon 3 Jahre später – nach der Insolvenzanmeldung des Autohändlers – wurden die Rechte des Amiga-Kataloges zunächst an BMG Ariola München verkauft.
Mit der Konzentration der großen Plattenfirmen am Markt und dem Zusammenschluss von BMG und Sony Music Germany landeten schließlich alle Amiga-Aufnahmen bei Sony. Diesen Weg hat Jörg Stempel, welcher schon beim VEB Deutsche Schallplatten redaktionell für Amiga tätig war, seit 1993 als verantwortlicher Label-Manager begleitet. Stempel, der um den Wert dieser musikalischen Schatztruhe wusste und weiß, hat Amiga gegen viele Widerstände dauerhaft gesichert.
Matthias S. Raupach spielt im Stück Jörg Stempel
Deshalb unsere erste Frage an ihn, wie ihm die Übernahme der Dresdner Inszenierung durch das Hof-Theater Bad Freienwalde gefallen hat? „Der Abend im Hof-Theater war – ähnlich wie in Dresden – sehr unterhaltsam“, ist seine Antwort. Den Grund dafür sieht er vor allem in der Auswahl der Songs, deren Qualität und Originalität.
Im Stück ist Amiga-Bewahrer Jörg Stempel als Bandleader John, dargestellt von Matthias Raupach, die treibende und wirkungsvolle Bühnenpräsenz. Auf die Frage, ob Matthias Raupach, welcher auch die Regie führt, am Stück viel geändert hat, kommt von Jörg Stempel ein klares „Nein – und das ist auch gut so!" Trotzdem gibt es einen Hauptunterschied zwischen der Dresdner und der Hof-Theater-Inszenierung, erklärt Stempel: „Alle Songs werden in Dresden von einer Live-Band begleitet. Im Hof-Theater wird zwar live gesungen, aber die Songs kommen vom Band.“
Zuschauerstimmen zur Dresdner Inszenierung auf YouTube:
Empfohlener Inhalt der Redaktion
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt
Sie erklären sich damit einverstanden, dass Ihnen externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Was die Interpretation der Sänger Daniel Hauser, Alina Schaumburg, Tina Schöltzke und Matthias S. Raupach angeht, ist seine Einschätzung eindeutig: „Die Darsteller liefern sehr gute Interpretationen der Amiga-Songs ab, und das Publikum hat das durch den entsprechenden Applaus gewürdigt. Insgesamt muss ich sehr begrüßen, dass sich dieses doch relativ kleine Theater an die im Vergleich zu Dresden opulente Aufführung herangewagt und mit ihren Mitteln sehr gut umgesetzt hat. Dass alle Vorstellungen im Vorverkauf bereits ausverkauft waren, zeigt einmal mehr das Interesse an populärer Musik aus der DDR, die zum Thema Erinnerungskultur hier in Bad Freienwalde eine würdige Plattform gefunden hat.“
Für die Zukunft lebendig halten
Bleibt die Frage, ob eine solche Erinnerungskultur nur für die ältere oder auch für die nachfolgenden Generationen von Interesse ist? Jörg Stempel sieht hier ein wichtiges Wirkungsfeld für die Zukunft: „Das Label Amiga und seine Musik-Produktionen gilt es nicht nur zu erhalten, sondern auch mit Charme und Humor in die Jetzt-Zeit zu transportieren. Das ist eine wichtige und zentrale Aufgabe vor allem der Medien – egal ob Hörfunk, analoges und digitales Fernsehen oder Kino. Das gilt es immer wieder neu anzuregen – mit Ideen und viel Durchhaltevermögen.
Deshalb gilt ein besonders Lob dem Engagement des Hof-Theaters in Bad Freienwalde, mit Dank an Matthias Raupach, den Intendant des Hauses, an sein musikalisch perfektes Ensemble und an das treue Publikum, welches bei allen Vorstellungen bislang mit seinen emotionalen Reaktionen gezeigt hat, dass ‚Die Legende vom heißen Sommer‘ sehr gut bei ihm angekommen ist!“ Dass Jörg Stempel für neue Amiga-Theater-Ideen mit dem Hof-Theater im Dialog bleiben will, ist ein Zugewinn für Bad Freienwalde.