Die Burg im malerischen Friedland muss noch etwas warten. Zum „Warm-up“ geht es stattdessen in die Zukunft am Ostkreuz. In dem zwischen langem Berliner Kreuzbahnhof und hohen Plattenbauten gelegen Kulturzentrum gab es am Donnerstagabend einen ersten musikalischen Vorgeschmack auf „Jenseits von Millionen“.
Am 4. und 5. August lädt das Benefiz-Festival erneut in die Niederlausitz für ein fein kuratiertes Musik- und Kulturprogramm in idyllischer Kulisse.
„Es ist jedes Mal wie eine Klassenfahrt“
Im Veranstaltungskalender der Region hat sich „Jenseits von Millionen“ längst als feste Größe etabliert. Feierten zur Debüt-Ausgabe 2009 noch knapp 50 Besucherinnen und Besucher in Friedland, wuchs ihre Zahl über die Jahre auf mehrere Hundert. Vergangenes Jahr seien knapp 650 Tickets verkauft worden, sagt Eileen Scheier, Vorsitzende von „anderes Festival“, dem ehrenamtlichen Verein hinter „Jenseits von Millionen“. Trotz des Wachstums habe das Festival aber nichts von seinem familiären Charakter eingebüßt, sagt sie am Rande des Warm-ups. „Es ist jedes Mal wie eine Klassenfahrt.“
Der harte Kern des Vereins, rund 15 Mitglieder, von denen viele in Berlin leben und arbeiten, plant das ganze Jahre an dem Festival. Doch geht es erstmal in die heiße Phase und den Aufbau, werden die helfenden Hände meist schnell mehr. Selbst viele Friedländer packen mit an. „Die Beziehung zu dem Ort ist geblieben“, sagt Eileen Scheier.
Vom klassischen Indie-Festival zum Genre-Mix
Alles beim Alten also? Nicht ganz. Denn Inflation und gestiegene Kosten machen auch dem Veranstaltungsteam von „Jenseits von Millionen“ zu schaffen. Egal ob mobile Toilettenkabine, Bauzaun, Energie – „es ist alles teurer geworden“, sagt Eileen Scheier. Die Einsparmöglichkeiten sind bereits ausgeschöpft, das Team mache alles selbst, was selbst machbar ist. Wo sie in fünf Jahren sind, wisse sie nicht, sagt die Vereinsvorsitzende. „Ich bin froh, wenn wir von Jahr zu Jahr hüpfen.“ Doch die Tendenzen im Ticketvorverkauf seien positiv, meint Scheier.
In der Berliner Zukunft haben die Vereinsmitglieder am Ticketschalter kurz vor dem ersten Set jedenfalls gut zu tun. Genau wie Samira Wacker, die sich um die Bands kümmert. Dass die sphärischen Flying Foxes, das elektronische Disco-Pop-Duo Wildes und der träumerische Indie-Pop von Frau Lehmann zu hören sind, kann durchaus als Kompaktausgabe jener Line-Ups verstanden werden, mit denen sich „Jenseits von Millionen“ auch überregional einen Namen gemacht hat.
Dabei wurde das Team einem selbstgesetzten Anspruch durchaus gerecht: „Wir wollen die Leute erreichen, die schon seit Jahren aufs Festival gehen, aber gleichzeitig die Jugend, die nachkommt, mitnehmen“, beschreibt Wacker die Booking-Philosophie. Und tatsächlich hat sich „Jenseits für Millionen“, das als klassisches Indie-Festival begann, mit den Jahren für verschiedene Genres geöffnet. Mittlerweile beinhaltet das Line-Up auch Elektro-Sets und Punk-Bands.
Festival mit Händchen für Newcomer
Immer wieder bewies „Jenseits von Millionen“ dabei ein glückliches Händchen für Newcomer. So spielte schon 2018 das Chemnitzer Indie-Pop-Trio Blond in Friedland. Die für ihre Musik wie für ihren Feminismus viel gefeierte Band veröffentlicht diesen Monat ihr zweites Album. Vor fünf Jahren hatte sie lediglich zwei EPs und ein paar Singles vorzuweisen. Auch die Stuttgarter Post-Punker „Die Nerven“ traten vergangenes Jahr vor der Burgkulisse auf – auch ihnen kann man gerade beim Durchbruch zusehen. Im August mit dabei: die Punkband Lucie and the Sluts, Nalan und Kata Pult. „Wir haben keine Checkliste. Am Ende geht es uns darum, Bands zu booken, für die wir brennen“, sagt Vereinsmitglied Theresa Graf über die Auswahl.
Neben der Musik wird es erneut eine Lese-Bühne geben. Anders als in den Jahren zuvor, wird diese nun in der Kirche in Friedland sein, verrät Samira Wacker beim Warm-up. Welche Autorinnen und Autoren dort lesen, werde allerdings erst noch bekannt gegeben.
Blu:Boks Brandenburg als Spendenzweck
Neben der Kulturförderung in Brandenburg steht beim Benefiz-Festival „Jenseits von Millionen“ auch die Unterstützung sozialer Projekte im Fokus. Zwei Euro von jedem verkauften Festivalticket, sowie alles, was nach Abzug der Festivalkosten an Geld übrig bleibt, kommt einem Spendenzweck zugute. Dieses Jahr fiel die Wahl auf Blu:Boks Brandenburg, einem kulturellen Bildungsort für Kinder und Jugendliche im Landkreis Oder-Spree.
Ist das Warm-Up in der Berliner Zukunft ein Indikator, dürfte auch die diesjährige Ausgabe von „Jenseits für Millionen“ gut besucht werden. Einem Eindruck konnte man sich jedenfalls kaum verwehren: eine Klassenfahrt hat doch etwas für sich. Das gilt besonders, wenn die Musikauswahl stimmt.
„Jenseits von Millionen“ 2023
Dieses Jahr findet das Benefiz-Festival „Jenseits von Millionen“ am 4. und 5. August statt. Veranstaltungsort ist die Burg Friedland (Pestalozzistr. 3, 15848 Friedland).
Tickets:
● Kombi-Festivalticket (69 Euro, zzgl. VVK-Gebühr)
● limitiertes Fünf-Freundeskreis-Ticket (300 Euro, zzgl. VVK-Gebühr)
● Förderticket (für alle, die ein bisschen mehr ausgeben können und wollen)
● Tagestickets sind ab Juli erhältlich
● Frühes Vögelchen-Tickets sind bereits ausverkauft
Erhältlich sind die Tickets im Online-Shop von „Jenseits von Millionen“
Ergänzend zum Vorverkauf wird es auch eine Abendkasse geben.
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