Material ist ein großes Thema im Werk der Künstlerin, die vorrangig Performance und Installationen macht. Eine Performance sei ja im Prinzip nichts anderes als das Austesten von Material, sagt sie.
Sie erprobt, durchdringt dabei den jeweiligen Stoff und dessen Möglichkeiten – Ytong-Steine, Latex, Autoreifen – intensiv. Mit Klang, mit Bewegung und mit ihrem eigenen Körper. Mal tanzt sie Steine klein, mal steckt sie sich in Reifen und rollt über Schutt oder schwingt die Peitsche. Dabei entstehen verblüffende, faszinierende, teils verstörende Bilder zwischen Theater, Tanz, Musik und Bildender Kunst. Oft nimmt sie dafür Dinge, die herumliegen ("Ich hol mir keinen Marmor aus Carrara"), aber sie testet auch mal neuartige Stoffe.
Strack ist eine Vielfach-Begabte – sie hat jahrelang professionell Flamenco getanzt, hat ein Gespür für Rhythmus, spielt so gut Flöte, dass sie das fast studiert hätte, kennt sich mit Motoren, Nähmaschine und Schweißgeräten aus. Schön ist sie auch noch.
Nur komponieren, "das kann ich nicht", sagt die 52-Jährige achselzuckend. Die Melodie der aktuellen Performance "Sonate für Pumpen und Tüten" stammt deswegen von ihrem Nachbarn, einem ehemaligen Musiker der Gruppe Spliff.
Strack wohnt seit dreieinhalb Jahren in Birkenwerder (Oberhavel). Mit ihrem Lebensgefährten, ebenfalls Künstler, hat sie dort ein Haus renoviert. Nach vielen Jahren in Mitte hatten sie genug von der Großstadt. Jetzt gibt es – im Haus, im großen Garten und im Schuppen – Platz für Material und die Beschäftigung damit. Eine Praxis hat sie auch noch; quasi nebenbei arbeitet sie als Heilpraktikerin.  "Das hat sich so ergeben, aus der Beschäftigung mit dem Körper", sagt sie. Und sie hat mehrere Jahre an der Kunsthochschule Weißensee unterrichtet.
Wie geht es ihr denn damit, zwischen so vielen Stühlen? "Ich empfinde das nicht so. Eher sitze ich AUF vielen Stühlen. Und da sitzt man recht bequem, finde ich".
Schon an der Akademie der Bildenden Künste in München hatte sie kein Problem damit, sich eben nicht auf dem für sie vorgesehenen Platz einzurichten. "In den 80er-Jahren gab‘s da nur alte Männer, die wollten, dass ich male und zeichne. Ich  konnte das gut", sagt sie, "aber das war‘s nicht." In der Bibliothek der Akademie entdeckte sie ein Regal mit dem Schildchen "Frauen" und las sich durchs Schaffen von Rebecca Horn und Kolleginnen. "Das interessierte mich."
Sie nahm dann zwei Urlaubssemester, fuhr mit Freunden nach Mexiko: Sie spielten Theater, Strack baute Requisiten. Als sie wiederkam, fing sie an, auch an der Akademie mehr zu experimentieren. Die Professoren im Studiengang Bildhauerei seien nicht begeistert gewesen, hätten das aber "hingenommen". Parallel baute sie Installationen für Schaufenster, um ihr Studium zu finanzieren. Und macht das bis heute.
Kommerz und Kunst – sie hat kein Problem damit, diese Kategorien fließend zu halten: Sachen aus dem Schaufenster haben es schon in Performances geschafft und umgekehrt. Auch die Wildtiere – angefertigt für einen Optiker in München – vertragen sich im Atelier sehr gut mit der Arbeit "3. Rang rechts, Reihe 2, Platz 6 - 8", die auf den Transport zur Kunstpreis-Ausstellung in Neuhardenberg wartet. Wie so vieles bei ihr, das sich organisch zu überschneiden und zu befruchten scheint. Dabei ist Harmonie überhaupt nicht ihr Ziel. Was sie in der Kunst interessiert? "Wenn es kippt".

Brandenburgischer Kunstpreis

Die Vorauswahl zum Brandenburgischen Kunstpreis 2020 ist abgeschlossen. Alle ausgewählten Werke werden ab Anfang Juli in einer Ausstellung in Neuhardenberg gezeigt. Der Kunstpreis selbst sowie der Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für ein Lebenswerk und der Nachwuchspreis des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur werden am 2. August in Neuhardenberg verliehen. Wir stellen bis dahin in loser Folge Teilnehmende der Ausstellung vor. red