Der 1. FC Union Berlin surft weiter auf einer riesigen Erfolgswelle, die den Fußball-Bundesligisten schon längst über das ursprüngliche Ziel Klassenerhalt hinausgetragen hat. Stattdessen stehen die Berliner als Tabellenzweiter in der Meisterschaft blendend da und haben sich zudem für das Viertelfinale im DFB-Pokal qualifiziert.
Hinzu kommt das Europapokal-Märchen, dem die Mannschaft am Donnerstagabend mit dem 0:0 beim internationalen Top-Club Ajax Amsterdam ein historisches weiteres Kapitel hinzugefügt hat.
Ajax Amsterdam am Rande der Niederlage
Die Profis des 1. FC Union Berlin waren spürbar stolz, große Ausgelassenheit gab es aber nicht. Ein gutes Zeichen für die kommenden Aufgaben. Den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam in dessen Stadion an den Rand einer Niederlage bringen zu können, war für die Spieler nach den Erfolgen der vergangenen Monate keine allzu große Überraschung mehr. „Wir haben in Leipzig gewonnen, die spielen in der Champions League. Wir können mit allen mithalten“, sagte Abwehrspieler Josip Juranović nach dem 0:0 des Bundesliga-Zweiten im Zwischenrunden-Hinspiel in der Europa League am Donnerstagabend.
„Wir haben viel Selbstvertrauen. Wir wissen, dass wir als Team schwer zu schlagen sind“, sagte sein Mannschaftskollege Danilho Doekhi. Dieses Selbstbewusstsein wird wichtig werden, denn das Team und Trainer Urs Fischer wollen sich nach dem frühen Überspringen der 40-Punkte-Marke bald ein neues Saisonziel geben. Vielleicht sogar schon vor dem Heimspiel gegen Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 (15.30 Uhr/DAZN) am Sonntag.
Welche Ziele strebt das Team nun an? Die Qualifikation für das internationale Geschäft dürfte es mindestens sein, möglicherweise Champions League. Dass Union den Kampf um die Meisterschaft ausruft, erscheint unwahrscheinlich – trotz aller Erfolge und nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer FC Bayern München. Die Berliner sind in diesem Jahr ungeschlagen, gewannen sechs von sieben Spielen.
Union Berlin glaubt an die Heimstärke
Der ebenbürtige Auftritt beim mehrmaligen Europapokalsieger aus Amsterdam war für die Eisernen folgerichtig. Dabei war sogar noch mehr drin als ein Unentschieden. „Wir hatten vier Chancen, die hatten eine vielleicht“, sagte Juranović.
Das Team steigerte sich während der Partie, Ajax fand in der Offensive kaum Lösungen. „Kompliment an die Mannschaft, wie sie das über neunzig Minuten wirklich diszipliniert gespielt hat, sehr viel aufgewendet hat, sehr viele Räume gut zugestellt hat“, lobte Trainer Urs Fischer. Auch wenn Ajax den Ball habe laufen lassen, sei sein Team aktiv geblieben und habe versucht, Balldruck zu erzeugen.
Im Spiel nach vorne taten sich zwar auch die Berliner schwer, kamen aber trotzdem zu einigen guten Gelegenheiten. „Wir hatten die eine oder andere Torchance, wo du am Ende ein Tor hättest erzielen müssen. Das ist leider nicht gelungen. Aber ist sicherlich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel“, sagte Fischer.
Morten Thorsby hatte das krönende Tor sogar vermeintlich erzielt. Doch wegen eines Handspiels wurde es vom Video-Schiedsrichter nicht anerkannt. „Das war etwas Pech“, sagte Doekhi. „Wenn wir 1:0 gewinnen, ist es perfekt.“ Fischer hatte die Szene unmittelbar nach der Partie wie auch seine Spieler noch nicht im Fernsehen gesehen, sagte aber auch: „Aber wir können es ja nicht mehr beeinflussen. Das Spiel ist zu Ende.“
Die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale im Rückspiel im Stadion An der Alten Försterei am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) schätzte Juranović auf 50:50 ein. „Wir können viel Positives mitnehmen“, sagte der Außenverteidiger. Doekhi glaubt an die Heimstärke der Köpenicker: „Jetzt haben wir den Vorteil, dass wir unsere Fans im Rücken haben. Das müssen wir nutzen.“
Im Stadion An der Alten Försterei hat Union von den letzten 22 Pflichtspielen nur zwei verloren. Fischer hatte sich vor der Partie gewünscht, dass sein Team sich die Möglichkeit erhält, im Rückspiel eine Sensation zu schaffen. Die ist nun ganz nah.
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