Was für ein kurioser Fußball-Nachmittag im Stadion An der Alten Försterei! Die Fans des 1. FC Union Berlin erlebten am Samstag einen XXL-Test der besonderen Art gegen Zweitligist Holstein Kiel. Ein kurioses Eigentor der Eisernen, das dem Platzwart zugeschrieben wurde sowie ein Fan, der als Linienrichter einspringen muss – so viel kuriose Unterhaltung wird in einem Testspiel nur selten geboten.
In sportlicher war es dagegen ein enttäuschender Nachmittag. Union Berlin kassierte gegen Kiel eine 1+:2 (0:1)-Niederlage und bot zwei Tage vor der Abreise ins Trainingslager nach Österreich vor 13 014 Zuschauern eine über weite Strecken überschaubare Leistung.
So fielen die Tore bei Union Berlin gegen Holstein Kiel
Die Fans sahen gleich zu Beginn das kurioseste Tor des Tages. Ein flacher Rückpass von Josip Juranovic sprang kurz vor Union-Torhüter Frederik Rönnow noch einmal auf, Rönnow traf bei seinem Abwehrschlag ins Leere – Kiel führte plötzlich mit 1:0 (8.). Der Liveticker der Eisernen schob übrigens das kuriose Tor auf einen „Platzfehler. Ohne Mist“ und meinte: „Sorry an die Greenkeeper, aber den müssen wir euch unterschieben.“ Sozusagen ein Eigentor durch den Platzwart. Das 2:0 für Kiel erzielte Fiete Arp in der 95. Minute. Sheraldo Becker verkürzte in der 111. Minute per Foulelfmeter auf 1:2.
So ging Union Berlin ins Spiel gegen Holstein Kiel
Gespielt wurde bei diesem XXL-Test nicht über zweimal 90 Minuten, sondern über viermal 30 Minuten, in Summe also 120 Minuten. Deshalb konnte Union-Trainer Urs Fischer mehr Spielern als sonst Wettkampfpraxis geben. Der von Hertha BSC gekommene Neuzugang Lucas Tousart durfte von Beginn an ran. Er bildete gemeinsam mit dem diesmal als Kapitän fungierenden Rani Khedira die Mittelfeld-Zentrale. Und: Das obilagtorische „Fußballgott“ von den Union-Fans bei der Mannschaftsvorstellung gab es bei seinem Debüt ebenfalls für den Ex-Herthaner.
Der Kieler Steven Skrzybski musste dagegen ausgerechnet beim Duell mit seinem Ex-Verein passen. Er hatte von 2000 bis 2018 die Nachwuchsmannschaften der Eisernen durchlaufen und war zum Stammspieler bei den Profis gereift. Nach Gastspielen bei Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf ist der 30 Jahre alte Stürmer seit 2021 in Kiel unter Vertrag. Skrzybski fehlte aufgrund einer Rippenprellung.
So lief das Spiel Union Berlin gegen Holstein Kiel
Der 1. FC Union konnte sich in der Offensive gegen die sehr robust auftretenden Gäste zunächst nur selten durchsetzen. Für Holstein Kiel war es die Generalprobe vor dem Saisonstart in der 2. Liga. Am 30. Juli legt der Tabellenachte der vergangenen Saison bei Eintracht Braunschweig los.
In der ersten Pause nach 30 Minuten wurde es dann erneut kurios: Weil sich Schiedsrichter Max Burda verletzt hatte, wurde im Stadion ein Zuschauer mit Schiri-Erfahrung gesucht. Union-Fan Gunnar Mielenz sprang kurzfristig als Linienrichter ein. Der Mann vom Friedrichshagener SV pfeift normalerweise in der sechstklassigen Berlin-Liga. Aber immerhin konnte weitergespielt werden. Linienrichter Felix Bickel übernahm für Max Burda als Schiedsrichter.
Erst nach dem Seitenwechsel nach 60 Minuten kam Union Berlin besser ins Spiel und erarbeitete sich auch Torchancen. Morten Thorsby und Janik Haberer trafen kurz vor Schluss nur Latte sowie Pfosten und verpassten knapp den Ausgleich. Insgesamt konnten die Gastgeber aber nicht an die gute Leistung beim 3:0-Testspielsieg gegen Rapid Wien am Mittwoch anknüpfen.
Statistik zum Spiel Union Berlin gegen Holstein Kiel
Union Berlin – Holstein Kiel 1:2 (0:1)
Union Berlin (1. Halbzeit): Rönnow – Jaeckel, Knoche, Leite – Juranovic, Khedira, Roussillon – Tousart, Aaronson – Fofana, Behrens.
Union Berlin (2. Halbzeit): Busk – Jaeckel (91. Kemlein), Knoche (91. Doekhi), Heintz – Trimmel, Kral (91. Thorsby), Skarke – Haberer, Laidouni – Siebatcheu, Becker.
Holstein Kiel: Dähne – Sterner (91. Rosenboom), Johansson (91. Komenda), Kleine-Bekel, Rothe (91. Wagbe) – Erras (61. Holtby) – Ivezic (61. Schulz), Sander (91. Niehoff), Simakala (76. Remburg) – Pichler (76. Porath), Machino (91. Arp).
Tore: 0:1 Juranovic (8., Eigentor), 0:2 Arp (95.), 1:2 Becker (111., Foulelfmeter); Schiedsrichter: Dr. Burda (ab 31. Bickel); Zuschauer: 13 014.
Holstein Kiel: Dähne – Sterner (91. Rosenboom), Johansson (91. Komenda), Kleine-Bekel, Rothe (91. Wagbe) – Erras (61. Holtby) – Ivezic (61. Schulz), Sander (91. Niehoff), Simakala (76. Remburg) – Pichler (76. Porath), Machino (91. Arp).
Tore: 0:1 Juranovic (8., Eigentor), 0:2 Arp (95.), 1:2 Becker (111., Foulelfmeter); Schiedsrichter: Dr. Burda (ab 31. Bickel); Zuschauer: 13 014.
Union Berlin gegen Holstein Kiel – die Stimmen
Urs Fischer (Trainer Union Berlin): „Wir hatten zwar viel Ballbesitz, haben aber zu oft quer gespielt. Außerdem hat uns die Effizienz vor dem Tor gefehlt. Wir haben nicht präzise genug gespielt und uns zu wenig bewegt. Dennoch waren gute Ansätze da. Wir haben hinten nicht viel zugelassen.“
Janik Haberer (Union Berlin): „Man hat gesehen, dass Kiel schon einen Schritt weiter ist als wir. Sie waren bei ihrer Generalprobe griffiger in den Zweikämpfen. Für uns waren die zurückliegenden drei Wochen sehr intensiv und anstrengend. Aber in den zweiten 60 Minuten hat man schon einige Automatismen bei uns gesehen. Darauf können wir im Trainingslager aufbauen.“
Sheraldo Becker (Union Berlin): „Es war ein Spiel mit vielen Chancen. Aber letztlich haben wir das Spiel verloren. Wir hatten trotzdem eine gute Intensität. Das Positive ist: Wir haben uns Chancen herausgespielt.“
So geht bei Union Berlin weiter
Am Montag reisen die Eisernen ins Trainingslager nach Bramberg am Wildkogel in Österreich. Im Salzburger Land stehen zwei Testspiele auf dem Programm (28. und 29. Juli). Die Generalprobe vor dem ersten Pflichtspiel steigt dann wieder im Stadion An der Alten Försterei: am 5. August gegen den italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo (15.30 Uhr).
Und sonst noch bei Union Berlin?
Union Berlin hat den Streamingdienst Paramount+ als neuen Hauptsponsor gewonnen. Der neue Schriftzug prangte gegen Kiel zum ersten Mal auf den Trikots der Eisernen. Zudem ist er ab sofort auf Werbebanden im Stadion und auf den digitalen Kanälen des Vereins sichtbar.
„Mit Paramount+ konnten wir einen renommierten internationalen Partner für uns gewinnen“, sagte Jan Boysen, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Union. Laut „Bild“ zahlt Paramount+ etwa fünf Millionen Euro pro Jahr. Das Berliner Versicherungs-Unternehmen Wefox als bisheriger Hauptsponsor bleibt dem auch weiterhin erhalten.
Torsten Mattuschka im Video-Interview
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Union Berlin – die Neuzugänge
- Mikkel Kaufmann (22, Karlsruher SC, Mittelstürmer)
- Alex Kral (25, FC Schalke 04, defensives Mittelfeld)
- Brenden Aaronson (22, Leeds United, offensives Mittelfeld)
- David Datro Fofana (20, Mittelstürmer, FC Chelsea)
- Lucas Tousart (26, Hertha BSC, defensives Mittelfeld)
Union Berlin – die Abgänge
- Sven Michel (32, FC Augsburg, Mittelstürmer)
- Paul Seguin (28, FC Schalke 04, zentrales Mittelfeld)
- Levin Öztunali (27, Hamburger SV, zentrales Mittelfeld)
- Kevin Möhwald (29, KAS Eupen, zentrales Mittelfeld)
- Tim Maciejewski (22, SV Sandhausen, rechtes Mittelfeld)
- Tymoteusz Puchacz (24, 1. FC Kaiserslautern, linker Verteidiger)
- Lennart Grill (24, VfL Osnabrück, Torwart)
- Niko Gießelmann (31, Zukunft offen, linker Verteidiger)
- Timo Baumgartl (27, PSV Eindhoven, Innenverteidiger)
Union Berlin – die Testspiele
- Mittwoch, 12. Juli: FSV Luckenwalde – Union Berlin 0:2 (0:2)
- Samstag, 15. Juli: Zalaegerszegi TE FC – Union Berlin 3:2 (2:1)
- Mittwoch, 19. Juli: Union Berlin – Rapid Wien 3:0 (0:0)
- Samstag, 22. Juli: Union Berlin – Holstein Kiel (15 Uhr)
- Freitag, 28. Juli: Testspiel im Trainingslager in Bramberg
- Samstag, 29. Juli: Testspiel im Trainingslager in Bramberg
- 5. August: Union Berlin – Atalanta Bergamo (15.30 Uhr)