Der Name ist Programm. Die Oppo-Tochter realme bringt zwei neue Modelle mit neuem Chip auf den Markt und platziert selbstsicher ein GT im Namen. Das steht in der Automobilbranche für komfortabel ausgestattete und leistungsstarke Sportwagen. Will das zum Segment der Mittelklasse passen, in dem die Chinesen von Hause aus eigentlich zu finden sind?

Preis Mittelklasse, Performance Oberhaus

Ein ganz klares Jein! Denn fängt man beim Preis an, kratzt vielleicht das GT mit seinen knapp 500 Euro in der Komplettausstattung an der Oberklasse. Die noch etwas neuere GT Master Edition - ebenfalls maximal aufgerüstet - kostet mindestens einen Hunderter weniger und ist damit ganz klar Mid-Range, wie es so schön auf dem Weltmarkt heißt. Bei einem Blick in die aktuellen AnTuTu-Charts, immerhin das Nonplusultra der Android-Benchmarks, finden sich beide Handys derzeit in der Spitzengruppe derselben. Die Master-Edition beherrscht dabei die Kategorie, der sie eingangs zugeordnet wurde. Das GT rangiert auf dem dritten Platz aller Android-Phones, knapp hinter nubia Red Magic 6 Pro sowie ROG Phone 5 (Test) - beide fast doppelt so preisintensiv. In Sachen Performance also scheint die „Gran Turismo“-Anleihe nicht reines Marketing.

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Gleiches gilt fürs Display. Hier ist bei beiden Modellen ein 6,43 Zoll AMOLED von Samsung mit einer Full HD+Auflöung verbaut, das tatsächlich mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz arbeitet. Damit lässt sich nicht nur wunderbar zocken, sondern alle Anwendungen laufen butterweich. Obwohl es angesichts der üppig dimensionierten Akkus gar nicht notwendig wäre, reguliert der CPU nach Notwendigkeit, wie flott der Bildschirm arbeitet, um Strom zu sparen. Und auch die hauseigene Bedienoberfläche realme UI 2.0 auf Basis von Android 11 gehört zum Besten, was man haben kann - anwenderfreundlich, individualisierbar und übersichtlich.

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Bei der Stromversorgung gehörten realme-Phones schon länger zum Maß aller Dinge. Da stehen die GT-Ausgaben in nichts nach. Zwar sind die 4500 bzw. 4300mAh (Master) Speicher nun nicht mehr so herausragend im Vergleich zur Konkurrenz, doch dank des 65W SuperDart Charge lassen sich die Handys in knapp einer halben Stunden wieder befüllen. Das rechtfertigt die Bezeichnung GT voll und ganz. In Sachen Schnelligkeit erfüllen beide Smartphones die Erwartungen, die der Name verspricht.

Neuer Prozessor

Aber auch bei der Ausstattung gibt es nicht wirklich Enttäuschungen. Das GT erhielt als erstes Handy in Europa den nigelnagelneuen Qualcomm Snapdragon 888 5G implantiert, was die vorderen Ränge bei AnTuTu erklärt. Der Qualcomm Snapdragon 778G 5G der Master Edition ist zwar etwas langsamer, aber immer noch Klassenprimus. Allerdings muss der User hier mit maximal acht GB RAM auskommen, während das GT bis zu 12 GB bietet. Beim internen Speicher sind es dann bis zu 256 GB, die verbaut wurden. Erweiterungen in beiden Fällen nicht möglich, was mancher kritisch anmerkt. Dafür dürfen zwei Sim-Karten im Slot untergebracht werden.

Triple-Kamera mit Street-Modus

Bei beiden Modellen setzt die Kameraeinheit von Sony auf Dreiteilung: Die Hauptlinse löst mit 64 MP auf, dazu gesellen sich ein Ultraweitwinkel- und ein Makro-Element. realme arbeitet bei den normalen Aufnahmen mit Pixel-Binning, setzt also mehrere Aufnahmen zu einer zusammen. Das liefert vor allem bei normalen und guten Lichtverhältnissen sehr ordentliche Bilder, wenngleich die Farbintensität meist am oberen Ende der Poppigkeit rangiert. Geschmackssache. Man kann auch direkt den 64MP-Modus nutzen, dann sind Kontrast und Schärfe einen Deut besser, allerdings sind Zusatzmodi wie Zoom beispielsweise abgeschaltet. Das GT Master bietet insgesamt etwas mehr Foto-Modi als das normale GT, etwa Street, der mit namhaften Fotografen des Genres entwickelt worden ist. Die Front- oder Selfie-Kamera bekam beim neueren Modell ein Update und löst nun mit 32 MP doppelt so hoch auf wie beim GT. In Sachen Video liegen beide Kontrahenten dann wieder gleich auf und ermöglichen Aufnahmen von bis zu 4K mit 60 fps. Dazu soll ein zweistufiger Bildstabilisator für besonders ruhige Bilder sorgen.

Von 5G bis WiFi 6

In Sachen Konnektivität sind beide Modelle top. 5G ist mit an Bord und funktioniert, da, wo vorhanden, bestens. Mit WiFi 6 ist auch hier ein neuer Standard im Angebot. Dazu gibt es Bluetooth 5.2 und natürlich NFC. Damit ist der User bestens für die Zukunft gerüstet. Und dies weltweit. Denn neben GPS, kann ebenso mit Glonass, Beidou, Galileo oder QZSS navigiert werden. Licht-, Annäherungs-, Beschleunigungssensor sowie Gyrometer finden sich. In Sachen Ausstattung wird das gesamte Paket geboten, auch bei der Sicherheit. Sowohl Fingerprint wie auch Gesichtserkennung funktionieren sicher und super schnell.

Für Gamer empfohlen

Apropos: Wer sich eines der beiden Modelle vor allem fürs Zocken zulegen will, darf sich freuen. Denn beide GTs haben auch Gene eines Gaming-Handys in sich. So kann im Game Space die Performance dreistufig eingestellt und ein Großteil der CPU-Leisung für das Spiel reserviert werden. Das geht zwar zu Lasten von Empfang und Akku, unterstützt aber gerade die hohe Bildwiederhol-Frequenz, die die Mobiles bieten. Für eine möglichst geringe Latenz sorgt dabei zudem die Display-Abtastrate von 360 Mal pro Sekunde. Unterschiede gibt’s dann beim Sound. Während das GT Stereo-Lautsprecher bietet, kann die Master Edition nur mit zwei Mono-Speakern aufwarten. Dennoch verweist realme auf die HiRes-Audio Zertifizierung. Kurzum, der Sound ist gut, wie er für ein Handy sein muss. Wer mehr möchte, kann allerdings dank der mittlerweile seltenen 3,5-mm-Klinke seine Kopfhörer direkt anstöpseln, was die Qualität der Ausgabe dann deutlich steigert.

Glas- oder Koffer-Design

Und wo wir schon bei Unterschieden sind, die gibt es natürlich im Design über die eigentlichen Abmessungen hinaus. Die neueste Version des GT kommt so im 3-D-Glas-Body sehr edel daher. Dazu verheißt die Gorilla-Verpackung Beständigkeit gegenüber mechanischen Einflüssen - Fingerabdrücke gehören nicht dazu. Die Master Edition beschreitet da einen gänzlich anderen Weg. Hier ist, wie bei allen realme-Modellen, eine Displayschutz-Folie werksseitig verbaut. Ob sich darunter auch Gorilla-Glas befindet, verraten die Chinesen nicht. Die Oberfläche des Bildschirms erweist sich im Alltag aber als sehr robust. Auf der Rückseite regiert Kunststoff. Bei der Voyager-Grey-Variante heißt der jedoch veganes Leder. Die Rückfront hier wurde vom Industrie-Designer Naoto Fukasawa entworfen und lehnt sich ans Aussehen von Hartschalenkoffern an. Ganz ehrlich, sieht tatsächlich edel aus und hat eine sehr schmeichelnde Haptik. Zudem ist die Design-Rückseite unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen und nicht so glatt wie die Glasvarianten des „großen“ Bruders.

Ausreichend Handy für Normalos

Nun fragt sich sicher mancher, wo realme denn nun gespart hat, um bei dem doch recht kompletten Angebot in Sachen Technik und Ausstattung preislich im Mittelfeld konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Postionen sind jene, die man bei der Oppo-Tochter schon immer ausmachen konnte. Es gibt kein induktives Laden und vor allem fehlt eine IP-Zertifizierung gegen Staub und Feuchtigkeit. Und teure Werbekampagnen wie bei den Platzhirschen im Smartphone-Sektor leistet sich realme ebenso wenig. Am Ende des Tages allerdings braucht wohl kein Normalo mehr Handy, als es das GT bzw. die Master Edition bieten. Im direkten Vergleich muss man für sich entscheiden, ob die derzeitige Performance-Spitzenposition gegenüber fast allen Android-Geräten des GT die mindestens 100 Euro mehr rechtfertigen, zumal das Master die besser Selfie-Kamera zu bieten hat. Denn auch mit dem etwas schwächeren CPU ist man augenblicklich Klassenprimus.

realme GT / GT Master Edition

Display: 6.43" Samsung Super AMOLED; 120 Hz
Chip: Snapdragon 888 5G / Snapdragon 778G 5G
Speicher: 128 oder 256 GB nicht erweiterbar
SIM-Karte: Duo
Konnektivität: 5G, WiFi 6, BT 5.2, NFC
Kamera: Sony 64MP Triple Camera
Front-Kamera: 16 MP / 32 MP
Akku: 4500 mAh / 4300 mAh
Gewicht: 186g / 180g
Preis: ab 450 € / ab 300 €