Corona-Warn-Apps, gestiegene Videosprechstunden bei Ärzten und Therapeuten: Die Corona-Pandemie hat dem Gesundheitswesen einen digitalen Schub versetzt.
Durch digitale Lösungen wie beispielsweise die Behandlung über den Bildschirm werde das Infektionsrisiko für Ärzte und Personal reduziert, das sei ein Vorteil der Telemedizin, so Eckhard Nagel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth.
Bei der 16. Brandenburger Landeskonferenz „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ der AOK Nordost und der Landesregierung am Mittwoch (digital) will Nagel über die Folgen der Corona-Pandemie für die Digitalisierung in dem Bereich berichten.
Durch den Einsatz digitaler Funktionen könne das Vertrauen der Menschen in solche Angebote wachsen. Nagel sieht aber auch Nachteile: So könne die Digitalisierung sozial benachteilige Patienten von der Versorgung ausschließen. Beispielsweise könnten nur diejenigen die Corona-Warn-App nutzen, die auch ein Smartphone besitzen. Videobehandlungen könnten eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Behandlungen im unmittelbaren Kontakt zwischen Arzt oder Therapeut und Patient sein. Probleme bei der Internetverbindung störten mitunter das Gespräch.
Aus Sicht der AOK hätten Arztpraxen und Krankenhäuser durch neu eingeführte „Apps auf Rezept“ und die elektronische Patientenakte die Chance, digitaler zu werden.
Nonnemacher: Digitalisierung der Gesundheitsämter in Pandemie wichtig
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hält die Digitalisierung der Gesundheitsämter vor allem mit Blick auf die Corona-Pandemie für einen ganz wichtigen Schritt. „Ziel ist es, durch Digitalisierung vorhandene Ressourcen auf die aktuelle Bekämpfung und Verhütung von Infektionskrankheiten beim Menschen zu konzentrieren“, sagte sie in einem Video-Statement zur 16. Brandenburger Landeskonferenz „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ am Mittwoch.
Bund und Länder seien sich darin einig, dass die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag dazu leiste, die Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes erfolgreicher zu gestalten und Verfahren zu beschleunigen.
Für die technische Modernisierung der 19 Gesundheitsämter im Land erhält Brandenburg vom Bund rund 1,5 Millionen Euro. Eine erste Tranche von 30 000 Euro sei ausgezahlt worden, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Mit dem Geld wurden demnach Meldesoftware für den Abgleich der Corona-Daten zwischen den Ämtern und dem Robert Koch-Institut eingeführt und bestehende Systeme verbessert.
Mit Bezug auf die Impfstrategie sagte Nonnemacher, deren Umsetzung sei „momentan meine größte Sorge im Amt“. Sie sei eine besondere Herausforderung in den letzten und den kommenden Wochen. Aktuell gehe es darum, die Impfung von weiteren Bevölkerungsgruppen wie Grundschullehrern und Erziehern und in den Arztpraxen vorzubereiten.
Ab kommender Woche soll - neben dem Impfen in den Zentren, durch die mobilen Teams in Pflegeheimen und den Kliniken - in einem Modellversuch zunächst in fünf Praxen geimpft werden, noch im März soll diese Zahl dann auf 50 Praxen erhöht werden. Davon sollen vor allem Menschen profitieren, die an einer schweren Erkrankung oder Behinderungen leiden und bei denen ein sehr hohes, hohes oder erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Verlauf nach einer Corona-Infektion besteht.