Der Schlüssel zum gesunden, sattgrünen Rasen liegt unter der Erde: Nur wenn die Bodenqualität stimmt, verdrängt der Rasen das Moos und wächst wieder flächig und dicht. Worauf es beim Düngen, Vertikutieren, Mähen und Wässern im Frühling ankommt, das erfahren Sie hier.
Womit fange ich an, wenn ich meinen Rasen nach dem Winter wieder fit machen will?
Zuerst muss der Rasen einmal gemäht werden, auch wenn er über den Winter nicht gewachsen ist. Anschließend prüfen Sie den Säuregrad (pH-Wert) des Bodens und kalken bei Bedarf. Danach braucht der Rasen idealerweise einen organischen Dünger. Vertikutieren sollten Sie – wenn es denn wirklich nötig ist – erst etwa sechs Wochen nach der Düngung, damit sich der Rasen in der Zwischenzeit erholen kann.
Wieso habe ich so viel Moos im Rasen?
Schatten, Nährstoffmangel, Staunässe durch verdichteten Boden, zu tiefes Mähen und saurer Boden sind die häufigsten Gründe. Wer daran etwas ändert, wird auch weniger Moos im Rasen haben. Regelmäßige Bodenpflege durch Bodenverbesserer gehören ebenso dazu wie zweimal jährlich ein hochwertiger organischer Rasendünger.
Wann ist es sinnvoll, den Rasen zu vertikutieren?
Vertikutieren dient vorrangig der Belüftung des Bodens und der Entfernung von Rasenfilz, einem dichten, undurchdringbaren Teppich aus abgestorbenen Halmen der Gräser. Wichtig ist es, nicht zu tief und nicht zu früh im Jahr zu vertikutieren.

Nicht zu früh vertikutieren

Die Bodentemperatur sollte möglichst im zweistelligen Bereich liegen, damit die Gräser entstandene Lücken schnell schließen können. Vertikutiert man zu früh, begünstigt das vor allem das Wachstum von Unkraut im Rasen.
Mein Rasen wächst trotz sonniger Lage nur schwach und ich habe oft Rasenfilz. Was hilft?
Rasenfilz ist ein Hinweis auf wenig Bodenlebewesen. In einem lebendigen Boden zersetzen Regenwürmer, Bakterien und andere Organismen abgestorbene Rasengräser und machen daraus Humus und Nährstoffe. Rasenfilz entsteht, wenn dieser Abbau nicht funktioniert. Wenn Sie einen Dünger wie den organischen Azet Rasendünger ausbringen, aktivieren Sie das Bodenleben. Dann wird Ihr Rasen dicht, wächst aber nicht so stark in die Höhe.
Hat der Dünger Einfluss aus die Verbreitung von Moos?
Moos ist häufig eine Folge von Nähstoffmangel. Ist der Moosbefall stark und hartnäckig, kann ein Spezialdünger verwendet werden. Der organisch-mineralische Dünger enthält Eisen, das die Chlorophyllbildung in den Gräsern fördert. Das verbessert die Photosyntheseleistung der Rasenpflanzen.

Standfestigkeit wird gestärkt

Gleichzeitig stärkt der hohe Kaliumgehalt die Standfestigkeit und Widerstandskraft der Gräser. Je vitaler und kräftiger der Rasen wächst, umso weniger Chancen hat das Moos.
Wie kann ich die Bodenqualität selbst einschätzen, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen?
Indem Sie eine Bodenprobe entnehmen: Stechen Sie einfach mit dem Spaten ein Stück Boden aus nehmen es in Augenschein. Ein optimaler Boden weist eine dunkelbraune Färbung und lockere, krümelige Struktur auf. In den meisten Fällen sind fehlender Humus und ein verdichteter Untergrund die Ursache dafür, dass der Rasen nicht richtig wächst. Bei leichten, sandigen Böden verbessert Bentonit – ein natürliches Tonmineral – die Haltekraft für Wasser und Nährstoffe. Wichtig ist, das Bodenleben und damit die Humusbildung unter dem Rasen zu fördern.
Ingo Schlieder Ingo Schlieder, Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule
Ingo Schlieder Ingo Schlieder, Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule
© Foto: SPRECHZEIT / privat
Was kann ich tun gegen stark verdichteten Boden?
Wer es richtig gut machen will, legt den Rasen neu an. Vor der Aussaat sollten tiefwurzelnde Gründüngungspflanzen ausgesät werden, die die Verdichtungen lockern. Erst drei bis vier Monate später wird dann ausgesät. Wer das nicht machen will, sollte unbedingt einen organischen Rasendünger verwenden und jährlich Bodenverbesserer ausbringen.
Wie lässt sich fester Boden lockern, um Staunässe zu vermeiden?
Eine Methode, den Boden tiefgründig zu lockern, ist das Aerifizieren. Dabei werden Löcher aus dem Boden gestanzt, die dann mit Sand verfüllt werden. Hierfür gibt es Maschinen, die jedoch teuer und schwer sind.

Schwere Böden mit Nagelschuhen lockern

Bei kleineren Flächen funktioniert das Aerifizieren auch manuell mit einer Grabegabel: Deren Zinken tritt man senkrecht in den Boden, und sandet den Boden anschließend ab. Auch Nagelschuhe sind ein Mittel, um schwere Böden immer wieder zu lockern.
Laura Schüssler, Produktexpertin Gartenhandgeräte und Bewässerung
Laura Schüssler, Produktexpertin Gartenhandgeräte und Bewässerung
© Foto: SPRECHZEIT / privat
Wie oft soll der Rasen gekalkt werden?
Macht sich zu viel Moos im Rasen breit, wird gerne versucht, mit Kalk gegenzusteuern. So einfach ist es aber nicht! Zunächst muss ich mit einem Test-Set aus dem Gartencenter den pH-Wert des Bodens ermitteln. 5,5–6,5 ist der optimale pH-Wert für Rasengräser. Liegt er darunter, greife ich im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr zu kohlensaurem Kalk, zum Beispiel Azet Rasenkalk, um den pH-Wert anzuheben und das Gräserwachstum zu fördern. Nach dem Kalken möglichst zwei, drei Wochen mit dem Düngen warten, damit sich die Wirkung beider Stoffe nicht aufhebt.
Wie oft soll ich den Rasen mähen und auf welche Länge soll ich kürzen?
Mindestens einmal die Woche wird der Rasen gemäht. Im Mai und Juni, also in der Hauptwachstumszeit, am besten zweimal wöchentlich. Das regelmäßige Mähen ist deshalb so wichtig, weil man nie mehr als ein Drittel der Halmlänge abschneiden sollte.

Zu tiefes Mähern führt zu Trockenschäden

Wird versehentlich der Vegetationspunkt der Gräser entfernt, treiben diese nur schlecht wieder durch. Außerdem führt zu tiefes Mähen schnell zu Trockenschäden. In der Folge entstehen Lücken, und es können sich leichter Unkräuter ansiedeln. Vier bis fünf Zentimeter ist eine gute Schnitthöhe für einen klassischen Gebrauchsrasen.
Wie kann ich den Rasen schonend und nachhaltig mähen?
Besonders schonend mähen Spindelmäher, da sie die Blätter nicht abschlagen, sondern sauber abschneiden. Bei stets scharfen Klingen hinterlässt der Spindelmäher glatte Schnittflächen, die schnell und gesund verheilen. Die manuell betriebenen Spindelmäher brauchen keinen Strom, sind sehr leise und können deshalb sogar am Sonntag benutzt werden. Und sie lassen sich sehr gut zum Mulchmähen nutzen: Wer häufiger mäht, dabei immer nur wenige Millimeter kürzt und das Schnittgut nicht auffängt, bringt Nährstoffe auf natürlichem Weg zurück in den Boden und stärkt die Gräser.
Lukas Mackle, Gartenakademie Rheinland-Pfalz
Lukas Mackle, Gartenakademie Rheinland-Pfalz
© Foto: SPRECHZEIT / privat
Ich habe ein Rasenstück zu bewässern, das groß, aber nicht rechteckig ist. Gibt es dafür spezielle Sprinkler?
Bei Sprühmustern von Sprinklern lässt sich grundsätzlich in Viereck- und Kreisregner unterscheiden. Auch die Größe der Rasenfläche ist ein weiteres wichtiges Merkmal für die Auswahl des richtigen Sprinklers.

Impulsregner für größere Kreisflächen

Während sich für kleinere kreisförmige Flächen ein Wirbelsprinkler mit eher sanftem Sprühstrahl eignet, ist für große kreisförmige Flächen ein Impulsregner mit größerer Reichweite zu empfehlen. Sprinklermodelle mit einstellbarer Bewässerungsfläche erlauben es Ihnen, neben der 360 Grad-Fläche auch ganz gezielt Teilflächen mit Wasser zu versorgen und so wassersparend zu arbeiten.
Wie stelle ich fest, wie viel Wasser mein Rasen braucht?
Das hängt stark von der Bodenbeschaffenheit ab. Sandige Böden benötigen häufiger Wasser als lehmige Böden. Präzise Ergebnisse über die Bodenfeuchte liefert ein Bodenhygrometer. Bei der Bewässerung des Rasens ist vor allem der Zeitpunkt entscheidend. Zwei Drittel der Wassermenge sollte in den frühen Morgenstunden gegeben werden, damit der Rasen über den Tag hinweg versorgt ist. Ein Drittel geben Sie am späteren Nachmittag, damit der Boden über Nacht nicht komplett austrocknet und die morgendliche Wassergabe besser aufgenommen wird.
Sabine Klingelhöfer, Gartenbauingenieurin
Sabine Klingelhöfer, Gartenbauingenieurin
© Foto: SPRECHZEIT / privat
Wie kann ich meinen Rasen möglichst sparsam bewässern?
Bei Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung verdunstet Wasser, bevor es vollständig in den Boden sickern kann. Wässern Sie deshalb am besten morgens oder abends und dabei möglichst bodennah, um Verdunstungen von den Blattoberflächen zu vermeiden. Kurze Grashalme brauchen mehr Feuchtigkeit als hochgewachsene.

Rasen im Sommer höher stehen lassen

Mähen Sie den Rasen im Sommer deshalb nicht zu kurz, sondern lassen Sie ihn lieber ein bisschen höher stehen. Beim Einsatz von Sprinklern sollten Sie auf wassersparende Eigenschaften achten. Sprinkler mit Wassersparfunktion erreichen eine gleichmäßige Wasserverteilung und einen niedrigen Sprühwinkel, was den Wasserverbrauch um bis zu 20 Prozent zu reduzieren hilft.
Ein Teil meines Rasens liegt im Halbschatten und gedeiht nicht so gut. Was kann ich tun?
Sie können eine so genannte Schattenrasenmischung verwenden, doch bei der Gartenakademie RLP empfehlen wir, auf bodendeckende Stauden umzusteigen. Diese sind zudem weniger pflegintensiv und verbrauchen weniger Wasser und Dünger. Vor allem mit niedrigen, schattenverträglichen Stauden schaffen Sie ansprechende Grünflächen, die sich allerdings nicht zum Spielen und Toben eignen. Schattenstauden lieben humose Böden, doch es gibt auch solche, die mit Wurzeldruck und sommerlicher Trockenheit gut zurechtkommen, zum Beispiel Steinsame oder Bergwald-Storchschnabel.
Worauf muss ich beim Auslegen von Rollrasen achten?
Es kommt vor allem auf Schnelligkeit und gute Bodenvorbereitung an. Der Boden soll locker-tiefgründig sein, gerne mit Sand und Kompost eingearbeitet und penibel genau glattgezogen. Die Verlegung muss, unabhängig von der Witterung, sofort nach Lieferung erfolgen, da Rollrasen schnell austrocknet. Die Erde soll feucht sein, der Rasen muss sofort nach dem Verlegen gewässert werden. Während der ersten Wochen ständig gleichmäßig feucht halten. Unter dem Strich halten wir allerdings Rasenalternativen für die bessere Wahl.
Fragen und Antworten entstammen einem Telefonforum mit den Experten Sabine Klingelhöer, Gartenbauingenieurin, Lukas Mackle von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz, Gärtnermeister Ingo Schlieder und Produktexpertin Laura Schüssler.

Einfach natürlich gärtnern

Stress mit dem Buchsbaumzünsler? Probleme mit dem Rasen? Pläne für eine Wildblumenwiese? In einem neuen Podcast zu allen Themen rund ums natürliche Gärtnern spricht Sabine Klingelhöfer, Gartenbau-Ingenieurin bei Neudorff, mit Paula Thelen, Radiojournalistin bei Radio aktiv und bekennende Gartenanfängerin. Etwa alle zwei Wochen gibt es eine neue Episode – überall, wo es Podcasts gibt und auf www.neudorff.de.