Besonders Kinder, die sonst in die Kita gehen, wollen nun daheim bespaßt werden, das bringt auch die phantasiereichsten Eltern irgendwann an ihre Grenzen – besonders dann, wenn sie vielleicht selbst noch arbeiten sollen. Charlotte Martens, Leiterin des "Kindergarten auf dem Land" in Altranft, hat sich für die Familien ihrer Kita-Kinder etwas einfallen lassen, damit neben der Corona-Krise nicht auch noch eine Stimmungskrise daheim ausbricht.

Struktur ist für Kinder wichtig

"Es ist wichtig für die Kinder, dass sie ihre Tages- und Wochenstruktur beibehalten", erklärt Martens, warum sie den Familien jeden Tag eine neue Idee für eine Bewegungsgeschichte, ein Sprachspiel oder eine Bastelidee per E-Mail schickt. Da es im Kindergarten die ganze Woche über Thementage gebe, versuche sie, sich auch bei den Beschäftigungsvorschlägen an diese Struktur zu halten. Und sie verrät: "Auch meinem Tag gibt diese Arbeit eine schöne Struktur und hilft mir zu unterscheiden, ob gerade ein Wochentag oder Wochenende ist." Einige ihrer Kolleginnen sind mit der Notbetreuung von Kindern beschäftigt, deren Eltern in den sogenannten systemrelevanten Jobs arbeiten. Charlotte Martens ist selbst im Homeoffice tätig, da ist Struktur wichtig.
"Viele der Ideen hole ich mir aus dem Internet", verrät die Erzieherin. Mit Kopieren und weiterversenden ist es aber nicht getan. "Ich probiere selbst aus, wie leicht die Dinge umzusetzen sind. Wichtig ist, dass man gerade die Bastelideen mit Dingen machen kann, die man eigentlich immer daheim hat", erzählt Martens. Denn natürlich kann man in der aktuellen Situation nicht mal einfach in ein Geschäft gehen und Bastelutensilien kaufen.
Vor dem Versenden steht also der Wie-einfach-ist-das-zu-machen-Test. Eindeutig bestanden hat diesen Test das Osternest aus einem Tetrapack, also einem Getränkekarton. "Den haben ja beinahe alle daheim", erklärt Charlotte Martens. Das Getränkekarton-Osternest ging also als Vorschlag raus. Übrigens habe keine der 34 Familien erklärt, dass sie diese Mails nicht bekommen möchte. Da es im Kindergarten keine Osterferien gibt, schickt Martens auch in der Ferienzeit jeden Tag eine Mail an die Familien – außer am Wochenende und den Feiertagen.

Erzieher haben Zeit für andere Aufgaben

Der Alltag für die Erzieherinnen der Kitas sehe derzeit völlig anders aus, erzählt die Kindergartenleiterin. Zwar würden auch im "Kindergarten auf dem Land" Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen betreut, aber die Arbeit sei aktuell dennoch weniger. Dieser andere Alltag biete den Erzieherinnen aber auch die Chance, sich Dingen zu widmen, für die sonst kaum Zeit ist, erzählt Charlotte Martens. So werde die Zeit genutzt, um neue Projektideen zu entwickeln, Dokumentationen zu erstellen oder teaminterne Fortbildungen zu erarbeiten. "Mein Team hat sich übrigens von der Idee der Online-Kinderbetreuung anstecken lassen und macht inzwischen mit", freut sich Charlotte Martens.
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