Bei einem Filzkurs in Chorin hat Heidrun Jürgens vor vielen Jahren die Leidenschaft für ihr Hobby entdeckt. Inzwischen gibt sie selber Kurse für Kinder und Erwachsene. Ihre Werkstatt befindet sich nicht nur in einem Nebengebäude des Eigenheims, das sie mit ihrem Mann bewohnt, sondern inzwischen vor allem im Fischerhaus in Altranft, das zum Gebäudeensemble des Oderbruch-Museums gehört. Filzen mit Heidrun Jürgens zählt zu den Mitmachangeboten des Museums.
Heidrun Jürgens verarbeitet in der Regel die Wolle von Merino- und von Bergschafen. Sie filzt daraus Mützen, Schals, Jacken und Röcke, die sie auch selber trägt.
Filzerin verarbeitet Wolle von Merino- und von Bergschafen
„Ich kaufe mir nur das Notwendigste an Kleidung“, sagt die Frau aus Altranft. Für Kleidung verwendet sie Merinowolle, die ganz fein und weich sei und sich gut tragen lasse. Das grobe Fell vom Bergschaf eigne sich eher für Sitzkissen und halte mehr aus.
Jetzt hat Heidrun Jürgens erstmals mit Hundehaaren gefilzt. Ihre Neugier weckte ein Ungarischer Hirtenhund, der vergangenen Herbst am anderen Ende einer Hundeleine in der Königstraße in Bad Freienwalde unterwegs war. Sie hatte Glück: Die Halterin, Angela Mans aus Angermünde, schert dem Hund jeden Sommer das Fell, sammelt es in Säckchen und hebt es auf.
Zottiges Fell schützt vor Witterung und Verletzungen
Das elfenbeinfarbene, zottige Fell des Hundes besteht aus derbem Deckhaar und feiner Unterwolle. Es sieht wie Schafwolle aus und schützt den großen Hund, der in seiner Heimat als Herdenschutzhund eingesetzt wird, vor extremen Witterungen und Verletzungen, ist dem „Zooplus-Magazin“ zu entnehmen. Es heißt, die an ein Schaf erinnernde Optik solle Wölfe in die Flucht schlagen, wenn das vermeintliche Schaf plötzlich zum Angriff übergeht.
Wasser und Seife spülen den Schmutz aus den Haaren
Heidrun Jürgens vergleicht das Fell des Ungarischen Hirtenhundes mit der Wolle des Bergschafes. „Es ließ sich gut und schnell filzen“, lautet ihr Urteil.
Beim nassen Filzen mit Wasser und Olivenseife wusch sie zugleich den Sand aus der Wolle, sodass sie fast weiß wurde. Wie alle Hunde buddelt Hündin „Manci“ im Garten gerne Löcher und legt sich hinein. Auch mit kräftigem Schütteln wird sie den Sand nicht los.
Mit Kardierbürsten die Fasern gelöst
Fürs Filzen selber waren jedoch Vorarbeiten erforderlich, um die Fasern des bereits verfilzten Fells zu lösen. Heidrun Jürgens erster Versuch mit einer Kardiermaschine schlug fehl. Sie besteht aus zwei mit Nadeln gespickten Walzen, die mit einer Kurbel gedreht werden. Die Wolle wird durch die Walzen gedreht, bis sich die Fasern spalten und öffnen, sodass ein feines Gespinst entsteht.
Dieses nutzt Heidrun Jürgens, um es mithilfe Wasser und Seife wieder zu verfilzen und der Wolle eine neue Form zu verschaffen, sodass daraus zum Beispiel eine Mütze oder ein Schal entsteht. Beim Hundehaar musste sie die Fasern manuell mithilfe von Kardierbürsten lösen. Das Ziel ist es, ungeordnete Fasern in eine parallele Anordnung zu bringen. Das Kardieren dient als Vorbereitung zum Spinnen oder Filzen. Einen Unterschied beim Filzen von Hunde- und Schaffell, kann Heidrun Jürgens nicht feststellen. Der eventuell höhere Fettgehalt bei Schafwolle werde beim Nassfilzen durch die Seife gelöst und herausgewaschen.
Produkte riechen nicht nach Hund
Für Angela Mans filzte die Altranfterin einen Schal, ein Deckchen und als Dekoration für die Wohnung Blüten, in die sie vor gefärbte Schafwolle einarbeitete.
Die Angermünderin freut sich darüber und ist begeistert von den Produkten, die übrigens überhaupt nicht nach Hund riechen. So wird ihre Mühe belohnt, die sie jährlich beim vorsichtigen Scheren des Fells der Hündin auf sich nimmt. Geschnitten wird der Hund vorsichtig mit der Schere. Denn im Gegensatz zum Schaf, wird das Fell nur gekürzt, die Haut darf nicht sichtbar sein.
Erste Übungen mit Haar eines Cockerspaniels
Die Altranfterin hat auch das lockige Fell ihres Cockerspaniels gefilzt, was aber nicht so gut funktioniert habe. Geeignet seien ausschließlich langhaarige Hunderassen, sagt sie. Gesponnen und zu Wolle verarbeitet, werde auch das Haar zum Beispiel von Collies, Golden Retrievern, Wolfshunden oder Huskys. Die Filzerin wird nun die Hundehaare auch mit in ihre Kurse nehmen, sodass junge und erwachsene Schüler lernen, was alles gefilzt werden kann.