In der Mittagshitze stundenlang auf dem Bahnhofsvorplatz in Bernau ausharren – genau das mussten hunderte Reisende am Freitag, 14. Juli. Grund dafür war ein Großeinsatz der Polizei. Dutzende Beamte riegelten gegen 11 Uhr das Bahnhofsgebäude ab, der Zugverkehr der S-Bahn und der Regionalbahn in Richtung Berlin, Eberswalde und Stralsund wurde ausgesetzt. Ein Regional-Express nach Stralsund, der zu dieser Zeit in den Bahnhof einfuhr, musste evakuiert werden.
Aus dem RE3-Zug hatte zuvor eine Frau bei der Polizei angerufen, wie die Bundespolizei auf Nachfrage berichtete. Diese Zugreisende hätte einen „gefährlich aussehenden Mann“ gemeldet, der sich „auffällig verhalte“. Vermutungen, dass der Mann eine Bombe bei sich habe, wurden geäußert. „Eine konkrete Bombendrohung ging von dem Verdächtigen nicht aus“, sagte eine Polizeisprecherin dazu. Dennoch sei der Einsatz ausgelöst worden, um eine Gefährdung von Fahrgästen auszuschließen.

Polizei untersucht in Bernau Fahrgast und dessen Koffer

Wie sich im Verlauf des Einsatzes zeigen sollte, war die Sorge der Anruferin nicht völlig unbegründet. „Der Mann wurde von Beamten im Zug aufgegriffen und auf dem Bahnsteig durchsucht“, so die Polizeisprecherin. Auch der mitgeführte Koffer wurde in Augenschein genommen. Zudem waren Einsatzkräfte des Entschärfungsdienstes des Landeskriminalamts (LKA) dazu gerufen worden. Schließlich musste durch diese ein verdächtiger Gegenstand, den der 32-Jährige in seiner Weste mit sich geführt hatte, entschärft werden. Um was es sich dabei genau handelte, konnte die Sprecherin nicht sagen, das werde jetzt ermittelt. „Aber wenn etwas entschärft werden muss, besteht potenziell die Gefahr, dass es hochgeht.“
Der Koffer war durch die Entschärfer erst geröntgt und anschließend mit einem sogenannten Wassergewehr beschossen worden. „Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich in dem Koffer keine gefährlichen Gegenstände befanden“, begründete die Polizeisprecherin den Schuss, dessen Knall laut auf dem Bahnhofsvorplatz zu hören war. Der Inhalt des Koffers werde nun ebenfalls untersucht.
Inzwischen ist der Entschärfungsdienst des Landeskrimalamts Brandenburg am Bahnhof in Bernau im Einsatz.
Inzwischen ist der Entschärfungsdienst des Landeskrimalamts Brandenburg am Bahnhof in Bernau im Einsatz.
© Foto: Conradin Walenciak

32-Jähriger wegen des Verdachts auf angekündigte Straftaten festgenommen

Gegen 14.45 Uhr wurde der 32-jährige Mann von der Polizei in Handschellen vom Bahnsteig aus durch das Fahrradparkhaus geführt und in ein bereitstehendes Fahrzeug gesetzt. Festgenommen wurde er, weil der Verdacht bestehe, dass er Straftaten angekündigt habe, so die Polizeisprecherin. Anschließend konnte der Zugverkehr wieder freigegeben werden. Es dauerte jedoch noch Stunden, bis dieser sich normalisierte. Insbesondere der Regionalverkehr Richtung Ostsee war bis in die Abendstunden nur eingeschränkt nutzbar.
Der Ernst der Lage wurde von den gestrandeten Fahrgästen vor Ort unterschiedlich eingestuft. Ein Mann sagte, der 32-Jährige habe nicht gefährlich, sondern lediglich ein bisschen verwirrt ausgesehen. „Dieser Einsatz ist absolut übertrieben“, sagte er. „Nur weil er eine Militärweste anhat, muss man doch nicht den ganzen Bahnhof sperren.“ Als der Zug evakuiert wurde, seien die Fahrgäste ganz dicht an dem Verdächtigen und dem Koffer vorbeigeführt worden. „Ich verstehe nicht, warum die Polizei nicht einfach den Mann und den Koffer vom Bahnsteig gebracht hat. Dann müssten wir nicht stundenlang warten.“
Polizei riegelt Bahnhof in Bernau stundenlang ab

Großeinsatz Polizei riegelt Bahnhof in Bernau stundenlang ab

Fahrgast berichtet von Tarnanzug und Sprengstoffgürtel

Ein anderer Fahrgast, der sich mit seiner Frau auf dem Weg nach Swinemünde in den Urlaub befand, hatte andere Eindrücke von dem Verdächtigen gesammelt. „Er trug eine Art Tarnanzug und war teilweise vermummt. Außerdem hatte er etwas umgebunden, was meiner Ansicht nach aussah wie ein Sprengstoffgürtel.“ Als die Polizei eintraf, wurde der Mann aufgegriffen und abgetastet, beschreibt der Fahrgast den Einsatz. „Er musste die Hände gegen den Zug pressen und wurde dann überprüft“, so der Urlauber. Dabei müssen die Beamten dann offensichtlich fündig geworden sein.
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Die Bahn kündigte zwar einen Schienenersatzverkehr an, richtete aber keinen ein. Die Stadt Bernau und die Barnimer Busgesellschaft (BBG) sprangen ein. Die BBG schickte am frühen Nachmittag drei Busse nach Bernau, die die Fahrgäste nach Eberswalde brachten. Eine Stunde vorher war bereits die Feuerwehr Bernau am Bahnhof eingetroffen, um die Wartenden bei den hohen Temperaturen mit Wasser zu versorgen.
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