Gekommen waren rund 100 Besucher, unter ihnen Stadtverordnete fast aller Parteien. Für die Investoren der „Residenz am Gutspark“ standen Jörg Rade und Michael Betker, beide geschäftsführende Mitgesellschafter, am Rednerpult. Von Seiten der Verwaltung waren Bürgermeister Heiko Müller (SPD), Baudezernent Thomas Zylla und die Amtsleiterin für Stadtplanung, Kathrin Pollow, anwesend. Bernhard von Schröder sprach für die AG Zentrum. Hans-Peter Pohl (CDU), ebenfalls Mitglied der AG, führte moderierend durch den Abend. Die Veranstaltung diente nicht nur der Information, es sollten Bedenken und Fragen der Bürger besprochen und nach möglichen Lösungen oder Kompromissen gesucht werden.
Ein Wohn- und Geschäftshaus im Herzen der Stadt. „Residenz am Gutspark“ heißt das Bauprojekt, aber eine Seniorenresidenz ist damit nicht gemeint. Vorgestellt wurde der Entwurf, der 2017 als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen war. Auf einem gemeinsamen Erdgeschoss thronen vier Gebäude, womit das Haus weder sperrig noch massiv wirkt. Eine Höhe von 18 Metern wird es erreichen und damit nur um wenige Meter vom benachbarten Kirchturm überragt.
Im Erdgeschoss werden auf knapp 1.700 Quadratmetern Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister unterkommen, dazu Parkraum. Weitere 154 Stellplätze für PKW sollen in einer Tiefgarage entstehen. 8.000 Quadratmeter Geschosswohnungsbau sind insgesamt geplant. Alternativ oder in Teilfläche könnte hier auch ein Stadthotel entstehen. Bliebe es beim Wohnungsbau, wären es überwiegend 2-Zimmer-Wohnungen. Sozialquoten, so die Investoren, müssen dabei nicht erfüllt werden. „Über Mietpreise können wir jetzt noch nichts sagen“, erklärt Jörg Rade.
Das Grundstück ist zu klein
Der vielbeachtete Gewinnerentwurf passt nicht auf das zur Verfügung stehende Grundstück der alten Stadthalle. Der Investor würde dazukaufen, eine entsprechende Option steht im Kaufvertrag, dem Grundstücksverkauf müssten die Stadtverordneten noch zustimmen. Hierbei geht es um die Tiefgarage, die zum Teil unter dem öffentlichen Platz liegen würde. Aber auch Andere sehen Probleme. So fürchtet die Europa-Schule eine Verschattung des Schulhofes und Lärm.
Regina Beyer, Leiterin der benachbarten Schule, liegen drei Knackpunkte im Magen. Zum einen würde sich der Pausenhof der Schule verkleinern und verschatten. Mit 13 Meter Abstand zwischen den Gebäuden stehe aus Beyers Sicht das Gebäude zu dicht an der Schule. Beyer sieht mit dem Gebäude einen steigenden Lärmpegel auf die Schüler zukommen. An- und abfahrender Verkehr könnte für die Kinder zum Risiko werden.
Für das Pausenhof-Problem hat Bürgermeister Heiko Müller bereits eine Lösung: eine Verlagerung des Pausenhofes würde auch das Schattenproblem lösen. Beim Verkehr werden sich die Herausforderungen nicht so einfach lösen lassen. Die Investoren erklären, sie können mit so mancher Verkehrsführung leben. Nur sollte es eben eine geben. Zufahrt wäre die Straße Am Gutspark, hier sollen gleichzeitig mehr Parkplätze entstehen. Die Investoren rechnen nicht mit Sattelschleppern, der ursprünglich vorgesehene Lebensmittelmarkt ist nicht mehr Teil der Planung. Lieferverkehr wird es durch Einzelhandel und Gastronomie geben.
Michael Evert, stellvertretender Gemeindekirchenrat der Gemeinde Falkensee-Seegefeld, lobt den Entwurf, hat aber Bedenken, was die Mieter der oberen Etagen angeht. „Die werden dann pünktlich mit der Kirchenglocke geweckt“, sagt er. Nun könnte man annehmen, wer in die Nähe einer Kirche zieht, darf damit rechnen, nur die Erfahrung gibt Evert recht. „Ich möchte mich als Vertreter des Gemeindekirchenrates dann nicht mit aufgebrachten Mietern auseinandersetzen.“
Ist das Gebäude nicht doch etwas zu groß? Und wie viel Grün geht der Stadt diesmal verloren? Barrierefreiheit bedacht worden? Zu den oben aufgeführten Bedenken mischten sich weitere, für viele davon könnte es eine Lösung geben, sagen Rade und Betker. Deutlich wird auch, dass sie viele der hier gestellten Fragen bereits für geklärt hielten.
Rade und Betker sind seit 2013 mit dem Projekt beschäftigt. „Wir sind mit mehreren 100.000 Euro in Vorleistung gegangen“, sagt Rade. Auch der Abriss der alten Stadthalle gehört laut Vertrag mit der Stadt zu den Aufgaben der Investoren. Die bestätigen gleich mehrfach, sie würden lieber heute als Morgen loslegen. Doch: „Solange wir keine Grundlage haben, arbeiten wir daran nicht weiter“, sagt Betker.
Wenn es nach Rade ging, würde das Bebauungsplan-Verfahren in diesem Jahr abgeschlossen werden. Bis dahin könnte auch noch an der Feinjustierung gearbeitet werden. Er hofft, dass sie bis Anfang/Mitte 2020 die Baugenehmigung erhalten. Für Kathrin Pollow eine: „realistische Planung.“ Bernhard von Schröder von der AG Zentrum plädiert für das Vorhaben „Residenz am Gutspark.“ Er befürchtet eine Zentrumsverlagerung in den Süden. Das Zentrum als Ganzes betrachten und entwickeln ist eines der Hauptanliegen der AG. „Ich möchte, dass das Projekt in die Schuhe kommt.“
Die ehrenamtlichen Mitglieder der AG Zentrum sind seit rund einem Jahr aktiv. Auch wenn vieles noch in den Startlöchern sitzt, so können sich die Mitglieder eines auf die Fahne schreiben. In Falkensee stellt man nicht mehr die Frage, ob die Stadt ein Zentrum braucht, es geht inzwischen um ein wie. Ebenfalls erfolgreich: die Diskussionsrunden zur Zentrumsentwicklung der AG. Die soll es auch zukünftig geben, versichert Hans-Peter Pohl. „Auch dass fast alle Parteien dabei sind, ist mir sehr wichtig“, sagt er.