Im Rahmen eines kooperativen Forschungsprojektes der Technischen Universität Kaiserslautern mit der Bauhaus-Universität in Weimar, dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner und der Universität in Kassel wird seit drei Jahren der Umgang mit der historischen Bausubstanz in ausgewählten Altstädten der DDR untersucht und ihre Entwicklung bis in die 1990er Jahre verfolgt. Erste Forschungsergebnisse sind in eine Wanderausstellung eingeflossen, die in den kommenden Wochen in zehn ostdeutschen Städten mit historischen Stadtkernen gezeigt wird.
Der Startschuss für diese spannende Reise wird am Donnerstag (21.10.) in Brandenburg an der Havel abgefeuert – mit einer offiziellen Eröffnungsfeier ab 17.00 Uhr in der Johanniskirche. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, bei einem frühabendlichen Rundgang durch das Stadtmuseum in der Ritterstraße 96 die Wanderausstellung „Stadtwende“ erstmals zu sehen. Ab dem 22. Oktober kann sie dann bis zum 30. Januar 2022 zu den Öffnungszeiten des Stadtmuseums besichtigt werden.
Sozialistische Abriss- und Umbaupläne
Die Ausstellung zeichnet die Planungen zum Umbau nach sozialistischem Muster aus den späten 1960er Jahren und den damit einhergehenden Abrissen in den Altstädten Ostdeutschlands auf. In Brandenburg an der Havel sollte bereits laut 1968 ersonnenem Plan rund um die Jahrtausendbrücke ein vollkommen neues Stadtzentrum mit großen Magistralen entstehen.
Der Mitte der 1980er Jahre überarbeitete Generalbebauungsplan ist zum Glück nie zur Ausführung gekommen, weil fast alle Baukapazitäten auf Ost-Berlin gelenkt wurden. Und weil Bürgerbewegungen, die IG Denkmalpflege und der AK Stadtgeschichte sich gegen Abrissideen wehrten. So blieben Altbauten großteils erhalten, doch viel zu oft vernachlässigt.
Glück für Brandenburg an der Havel
Glück für Brandenburg an der Havel: sie wurde zu einer der Modellstädte für die Stadterneuerung nach 1990, was für weite Teile der historischen Bausubstanz ein Happy End bedeutete. Ein Stadtspaziergang offenbart das jederzeit, die Ausstellung „Stadtwende“ zeigt es kompakt und im ostdeutschen Zusammenhang – und auf die Zukunft ausgerichtet: In einem Bereich des Ausstellungsrundgangs sind alle BesucherInnen eingeladen, am „Planungstisch“ Wünsche für die Zukunft der Stadt zu hinterlassen. Dieser Bereich, in dem Bilder aus der Sammlung der Brandenburger Fotografin Ute Steglich Akzente setzen, wird als „Stadtwende“-Labor zugleich für Veranstaltungen und Workshops genutzt.
Auch Zeitzeugengespräche, einen Filmnachmittag und Stadtspaziergänge soll es geben, um weitere gute Gelegenheiten zu schaffen, sich zu erinnern – und um den Stadtwende-Dialog fortzusetzen sowie neue Erkenntnisse und Materialien für das bis Ende 2022 laufende Forschungsprojekt zu sammeln.
Für die Eröffnungsveranstaltung in der Johanniskirche und die anschließende Ausstellungsführung im Stadtmuseum sind Anmeldungen unter [email protected] oder 03381/584501 möglich.