Knapp 90 Spenden tauchen unter seiner alten Spendernummer auf. Etwa 90 Mal hat Michael Wolf* aus dem Raum Eisenhüttenstadt 500 Milliliter Blut gespendet, das macht zusammen rund 45 Liter Lebenssaft. „Und jedes Mal habe ich mich danach sauwohl gefühlt“, sagt der heute 76-Jährige. Doch mit 73 Jahren war Schluss, danach durfte er aufgrund der bestehenden Altersgrenze kein Blut mehr spenden – obwohl er gern weiter gegangen wäre, erzählt er. Drei Jahre ist das nun her. Doch nun dürfe er bald wieder aktiv werden, habe er gehört. Die Altersgrenze entfalle. Stimmt das?
„Die Altersgrenze für Erstspendende und Mehrfachspendende fällt weg“, bestätigt Kerstin Schweiger, Pressesprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost auf eine Anfrage von moz.de. Die Spendetauglichkeit werde bei allen Spendewilligen durch den Arzt, beziehungsweise die Ärztin auf dem Blutspendetermin festgestellt.

Überprüfungen aller über 60-Jährigen

Nachdem der Bundestag bereits im Frühjahr das bestehende Transfusionsgesetz geändert hatte und unter anderem das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer abgeschafft hatte (die Änderung trat im Mai 2023 in Kraft), hat nun auch die Bundesärztekammer im Einvernehmen mit dem Paul-Ehrlich-Institut eine Novelle der Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten vorgelegt.
Das ist neu:
1. Die oberen Altersgrenzen für Spendewillige entfallen – sowohl für Erstspender als auch für Wiederholungsspender. „Jetzt muss die Eignung bei über 60-Jährigen mindestens im Abstand von fünf Jahren überprüft werden“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Bundesärztekammer.
2. Es dürfen telemedizinische Verfahren der Untersuchungen zur Spendetauglichkeit eingesetzt werden.

Das ist relevant für das Sexleben

3. Um auch künftig die Sicherheit der Blutprodukte zu gewährleisten, „ist eine spendenwillige Person für vier Monate von der Spende zurückzustellen, die innerhalb der letzten vier Monate ein Sexualverhalten aufgewiesen hat, das ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt“, heißt es aus der Bundesärztekammer.
Zum risikobehafteten Sexualverhalten gehören demnach: Sexualverkehr mit insgesamt mehr als zwei Personen, Sex mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr praktiziert wurde, Sexarbeit und deren Inanspruchnahme, Sexualverkehr mit einer Person, die mit Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV infiziert ist oder die in einem Endemiegebiet/Hochprävalenzland für diese Viren lebt beziehungsweise von dort eingereist ist.
Um Antworten auf all diese Fragen zu bekommen, wird es bei der Blutspende künftig neue Fragebögen geben.

Ab wann werden die Regeln umgesetzt

Aber wann werden die neuen Regelungen umgesetzt? „Nach der Veröffentlichung der neuen Richtlinie im Bundesanzeiger werden in enger Abstimmung mit den Überwachungsbehörden zeitnah alle notwendigen Schritte auf den Weg gebracht, um die neuen Regelungen in der Praxis schnellstmöglich umzusetzen“, informiert Pressesprecherin Kerstin Schreiber. Dies benötige jedoch noch eine kurze Karenzzeit für die sorgfältige Vorbereitung, da Fragebögen neu angelegt, EDV-Systeme entsprechend der neuen Änderungen umgestellt und validiert sowie die entsprechenden Dienstanweisungen erstellt werden müssten.
Für Michael Wolf (76) aus Eisenhüttenstadt ist es schon beschlossene Sache, dass er wieder beim DRK-Blutspendedienst Blut spenden geht. Er freut sich drauf. Auch wenn er dafür nicht bezahlt wird, wie bei anderen Anbietern. Vielleicht kommt er doch noch auf die einst anvisierten 100 Spenden.
Nun muss nur noch der Arzt vor Ort grünes Licht geben, dann kann er auch mit 76 Jahren zum potenziellen Lebensretter werden.
* Name auf Wunsch des Spenders geändert.

Termine für Blutspender in Eisenhüttenstadt

Zwei Termine für Blutspender bietet der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes im September 2023 in Eisenhüttenstadt an, und zwar dicht beieinander.
Am 13. September wird Blut im Werkzentrum von ArcelorMittal abgezapft. Von 11 bis 15 Uhr haben Spender die Möglichkeit, sich dort einzufinden. Allerdings sollte man vorher ein Zeitfenster vereinbart haben, das ist online und telefonisch unter 0800 1194911 möglich.
Der zweite Termin findet am 15. September von 15 bis 19 Uhr in der Goethe-Grundschule an der Kastanienstraße statt. Auch dort ist ein Termin zu reservieren.
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