Etwa 400 Hunde und 300 Katzen vermittelt jährlich das Tierheim am See in Eisenhüttenstadt. Laut Leiterin Jana Feister habe die Nachfrage nach einem Vierbeiner bei ihr wieder zugenommen. Im Frühjahr und Sommer hatte aus verschiedenen Gründen wie Kostenexplosion, zusätzliche Tiere durch die ukrainischen Flüchtlinge und die Ungewissheit über kommende Preise wie beispielsweise Tierarzt-Gebühren die Nachfrage stark nachgelassen.
Wohin gehen eigentlich diese Hunde aus dem Tierheim am See? „Jeweils zu 40 Prozent in die unmittelbare Region und nach Berlin und zu 20 Prozent weiter weg“, sagt Jana Feister. Das können sowohl Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein sein als auch das Ausland. Dabei nennt Jana Feister Schweiz, Österreich, Norwegen, eine Anfrage habe es gerade aus Belgien gegeben.
Weitgereiste sind in der Regel seriös
„Oft haben die Leute von weither dieses Tier auf Facebook, in den Medien oder auch im Fernsehen gesehen und sich in dieses Tier verliebt.“ Viele würden das dann mit einem Ausflug nach Eisenhüttenstadt verbinden, hier für einige Tage übernachten, um das Tier kennenzulernen und es dann mitnehmen. Diese Anfragen seien seriös, da schließlich ein hoher Aufwand dahinter stecke.
Das bestätigt auch die Leiterin des Eisenhüttenstädter Tierheims an der Oderlandstraße, Ute Valentin. „Nach Eisenhüttenstadt und Umgebung gehen etwa 60 Prozent unserer Tiere. Ins Ausland haben wir noch nie welche abgegeben.“
Auch bei ihr nehmen die Interessenten mitunter lange Wege in Kauf. Wenn dann die Chemie zwischen Hund und Mensch stimmt, dann klappe es in solchen Fällen in der Regel auch. „Nur einmal haben wir ein Tier aus Bayern zurückbekommen. Da hat der Hund ein kleines Kind beschützt und niemand mehr in das Kinderzimmer gelassen.“
Wenn es nicht klappt, müssen die Tiere ins Tierheim zurück
Wenn die Adoptanten mit ihrem Schützling aus dem Tierheim Probleme bekommen, dann sind sie in der Regel zum Wohle des Tieres vertraglich dazu angehalten, den Hund oder die Katze wieder an den Ausgangsort zurückzubringen.
In der Regel erfolgt bei einer Vermittlung eine Vorkontrolle. Laut Jana Feister würden dann bei weiter entfernt wohnenden Interessenten dort in der Nähe liegende Tierschutzvereine beauftragt, dort einmal nachzuschauen. Das funktioniere recht gut.
Allerdings seien laut Ute Valentin Vorkontrollen kein Allheilmittel gegen böse Überraschungen. „Auch bei einer Vorkontrolle gibt es nie eine Garantie. Außerdem muss diese immer angekündigt werden. Besser ist eine Nachkontrolle. Beispielsweise schauen wir auch mal selbst in Frankfurt oder Beeskow vorbei, wenn wir gerade in der Nähe sind. Nachkontrollen müssen nicht angemeldet sein. Dann merke ich sehr schnell, ob sich am Wesen des Tieres etwas verändert hat, ob es nervös ist und die Rahmenbedingungen stimmen.“
Viel läuft bei der Vermittlung über Bekanntschaften
Oft spielen bei der Vermittlung auch Bekanntschaften eine Rolle. So bringe beispielsweise laut Jana Feister regelmäßig ein Hundetrainer aus Dresden zu ihr Interessenten nach Eisenhüttenstadt, da er sich auf ihre Wesensbeschreibungen verlassen könne.
Beide Tierheim-Leiterinnen sagen übereinstimmend, dass es aus Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien oder Russland kein Interesse an ihren Angeboten gebe. Einen Hund habe Jana Feister mal nach Polen vermittelt, doch das sei eine deutsche Familie gewesen, die sicher gehen wollte, dass mit dem Tier und den Dokumenten alles in Ordnung ist.
Oft einen weiten Weg vor sich haben vermittelte Kampfhunde (Listenhunde), die im Land Brandenburg nicht gehalten werden dürfen. So habe Jana Feister jüngst zwei Listenhunde nach Niedersachsen und einen in die Schweiz vermittelt. Das waren drei Stafford-Terrier.
Als gefährlich eingestufte Hunde müssen nicht gelistet sein
Jana Feister berichtet auch von neuen Rassen wie American Pocket Bully und Exotic Bully. Fälschlicherweise werden laut der Tierheimleiterin diese Rassen, die vom American Staffordshireterrier abstammen, körperlich aber kleiner sind, als erlaubte Rassen angeboten.
Doch Behörden dürfen diese Tiere als gefährlich einstufen, da es keine anerkannten Rassen sind. Ohnehin ist auch das Halten von Abkömmlingen aus Kreuzungen mit verbotenen Listenhunden untersagt. Mitunter werde sich unüberlegt ein Listenhund angeschafft, dann bekämen laut Jana Feister die Besitzer oft kalte Füße, wenn Nachbarn oder auch Behörden darauf aufmerksam würden.
So habe sie auch einen Stafford aufgenommen, bei dem eine Behörde wegen unerlaubten Besitzes eingegriffen hatte. Dabei seien laut Jana Feister die Halter bereits aus Angst vor einer unliebsamen Entdeckung mit ihrem Listenhund nur noch in der Nacht draußen gewesen. Obwohl dieser Rüde an sich lieb sei, musste er ins Tierheim. Auf alle Fälle könne er laut Jana Feister nur noch in ein anderes Bundesland vermittelt werden.