Wenn ein Hund zum zweiten Mal ins Tierheim muss, dann ist der Grund dafür oft ein trauriger. Im Fall Tapsi war es andersrum. Die zehnjährige Australian-Cattle-Dog-Mix-Hündin lief auf alle Mitarbeiter freudig hin und bellte freudig. Dabei hatte sie diejenigen über ein Jahr nicht mehr gesehen.
Die Hündin hatte im Tierheim am See an der Vogelsänger Chaussee in Eisenhüttenstadt eine schlimme Zeit durchgemacht. Aber nicht etwa, weil sie dort vielleicht schlecht behandelt worden wäre, sondern sie hatte dort ein Dreivierteljahr verbringen müssen. Bei einer Lebenserwartung von etwa 13 Jahren eine lange Zeit.

Auf Kosten ihrer Seele nicht freigegeben

„Das nehme ich dem Mann noch immer übel. Er hat sie aus ganz egoistischen Gründen lange nicht zur Adoption freigegeben, obwohl er wusste, dass er sie längere Zeit nicht haben kann. Das war auf Kosten ihrer Seele“, erklärt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Viktoria Mühlich.
Tapsi hatte einem Sexualstraftäter gehört, der zunächst in Untersuchungshaft gesessen hatte. Erst als der Eisenhüttenstädter zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, hatte er einer Vermittlung des Hundes zugestimmt. Dabei hatte ihm Tierheim-Leiterin Jana Feister lange darum gebeten, die Hündin im Interesse des Tieres endlich zur Adoption freizugeben. Auftraggeber für die Tierheim war die Polizei, über die auch die Unterbringungskosten geregelt wurden.

Unnötige Trennungsängste

Die Hündin habe sich damals zwar in einem guten Zustand befunden, doch im Tierheim seelische Qualen erleiden müssen. „Wir sind ja noch Feierabend nach Hause gegangen. Da hat sie immer Trennungsängste gehabt, sie konnte das ja nicht verstehen“, erklärt Viktoria Mühlich. Der Verurteilte habe die Hündin offensichtlich sehr gut gehalten.
Dabei hatte Jana Feister schon damals festgestellt, dass Tapsi der ideale Familienhund sei. „Sie ist sehr freundlich, super umgänglich, lebensfroh.“ Zudem sei die kastrierte Tapsi nicht krank, sie spiele viel und gehe gern Gassi. Außerdem sei sie stubenrein.

Tapsi kann bei einem schönen Zuhause alt werden

Das bestätigt auch die Frau aus dem Landkreis Märkisch-Oderland, die Tapsi schließlich aufnehmen durfte. „Zunächst dachte ich, es wäre der Hund von einem Mitarbeiter, da sie frei herumlief. Für meine Familie ist sie eine absolute Bereicherung. Ich habe noch drei Kinder im Alter von 17, neun und sechs Jahren. Tapsi ist sehr sensibel und gutmütig. Sie hat noch nie geschnappt. Wenn es lauter wird, zieht sie sich zurück. Tapsi kann bei uns alt werden“, erklärt die Halterin.
Altersbedingt habe sie kleinere Wehwehchen, doch das sei ihr bereits bei der Adoption klar gewesen. „Die Tierarztrechnungen waren bislang für mich günstiger als die Privatarztrechnung für meine Kinder.“
Für Jana Feister ist es eine schöne Sache, ihren einstigen Schützling in gute Hände zu wissen. Allerdings ist es für sie schade, dass den Ämtern in solchen Fällen die Hände gebunden sind. Schließlich hätte Tapsi viel schneller vermittelt werden können. Die Entscheidungsgewalt habe dafür bei der Polizei gelegen. Möglicherweise hätten bei einer früheren Vermittlung auch einige Kosten gespart werden können. Stattdessen sei Tapsi eine schöne Lebenszeit verloren gegangen.