Teslas möchte sein Gelände der sogenannten Gigafactory in Grünheide nach offiziellen Angaben um circa 100 Hektar (Waldkenner vor Ort sprechen von 150 ha) nach Osten erweitern. Die Aufstellung des betreffenden Bebauungsplanes Nr. 60 „Service- und Logistikzentrum Freienbrink-Nord“ und die Änderung des Flächennutzungsplanes wurden im Dezember 2022 durch die Gemeindevertretung unter starkem Protest auf den Weg gebracht. Die Pläne werden nun ab 6. April einen Monat lang für jedermann öffentlich einsehbar ausliegen.
Tesla besitzt aktuell ein 300 Hektar großes Gewerbegrundstück in Grünheide. Der B-Plan dafür ist seit der gescheiterten BMW-Ansiedlung 2001 festgezurrt und diese Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert. Auf dem Gelände hat Tesla bereits die Gigafactory und eine Batteriefabrik gebaut. Hier sind auch weitere Produktionsstätten geplant.
Was ist auf dem Grundstück der Erweiterung geplant?
Das Erweiterungsareal ist hingegen Landschaftsschutzgebiet, 35 bis 40 Hektar davon sogar Trinkwasserschutzgebiet. Rodungen sind eigentlich laut Trinkwasserschutzverordnung bei neuen B-Plänen verboten. Zunächst müsste die Entlassung aus dem Landschaftsschutzgebiet erfolgen und die Waldumwandlung im Trinkwasserschutzgebiet – dann sind Rodungen möglich.
Die anvisierte Fläche schließt östlich an das bestehende Gelände an und liegt zwischen der Bahnlinie des RE1 und den Landstraßen L23 sowie L38.
Hier ist nach Tesla-Angaben ein Güterbahnhof mit optimierten Schienen- und Verkehrswegen geplant. Die Pläne für den Güterbahnhof sind seit 2020 bekannt, jedoch sollte der Bahnhof und die Verladung ursprünglich auf Teslas bisherigem Besitz entstehen (siehe erste Grafik). Zusätzlich sind auf der Erweiterungsfläche Logistik- und Lagerflächen angedacht sowie Erholungs- und Schulungsräume und eine Kita. Mit der Flächenerweiterung könne der US-Autobauer 1000 Lkws am Tag sparen und auf die Schiene bringen sowie Lagerflächen vor Ort konzentrieren, so Teslas Argumentation für die Erweiterung.
Gutachten zu Wald und Tieren werden ausliegen
Bestandteil der Unterlagen werden der Vorentwurf des Bebauungsplanes Nr. 60, die 6. Änderung des Flächennutzungsplanes, dessen Begründung mit dem Umweltbericht sowie bereits vorliegende Fachgutachten sein. Ein Gutachten widmet sich der CO2-Bilanz und der Inanspruchnahme von Wald; ein zweites beschäftigt sich mit der Tierwelt vor Ort.
In dem Mischwald leben Fledermäuse, Vögel, Reptilien und Waldameisen. Geschützte Reptilien wie Schlingnatter und Zauneidechse waren einst vom beräumten 300 Hektar großen Tesla-Gelände hierher umgesiedelt worden.
Starker Protest stemmt sich gegen Rodung des Mischwaldes
Die Erweiterung des Geländes ist in der Gemeinde und bei Umweltverbänden heftig umstritten, weil erneut mindestens 100 Hektar Kiefer- und Laubwald gerodet werden müssen, die in den letzten Jahrzehnten von den Brandenburger Forsten aufgeforstet wurden. 6698 Stimmen sammelte die Grünheider Bürgerinitiative dagegen auf der Kampagnen-Plattform innn.it unter dem Motto „Keine Tesla-Erweiterung! Für den Schutz unseres Waldes und Wassers“.
Wo liegen die Unterlagen aus – und wie können Einwände vorgebracht werden?
Wer den vorläufigen Bebauungsplan, die Änderung des Flächennutzungsplanes sowie die Gutachten einsehen will, kann dies vom 6- April bis 8. Mai 2023 im Grünheider Rathaus, Am Marktplatz 1, 2. Obergeschoss, tun. Die Unterlagen können montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr angeschaut werden. Am Dienstag sogar bis 18 Uhr. Am Freitag hingegen nur von 8 bis 12 Uhr.
Zeitgleich sind die Pläne aber auch im Internet auf der Gemeindeseite abrufbar. Interessierte und Betroffene können sich zu den Plänen äußern und ihre Bedenken formulieren. Stellungnahmen können bei der Gemeinde schriftlich an Gemeinde Grünheide (Mark), Am Marktplatz 1, 15537 Grünheide oder per Mail an [email protected] eingereicht werden. Auch mündlich zur Niederschrift ist es möglich. Alle Einwänder werden über das Ergebnis der Prüfung informiert.