Klimaaktivisten haben am Dienstagvormittag (21.03.) eine Protestaktion am Tesla-Store in Berlin durchgeführt. Die etwa ein Dutzend Vermummten beklebten das Geschäft des US-Autobauers am Leipziger Platz mit Plakaten. Auf ihnen war unter anderem zu lesen: „Driving For A Burning Planet“ – Fahren für einen brennenden Planeten.
Außerdem enthüllten die Aktivisten ein Banner mit dem Schriftzug: „CARpitalismus abwracken! Klima schützen!“. An dem Protest beteiligten sich unter anderem Mitglieder der Gruppen „Interventionistische Linke“, „Ums Ganze...!“, „Sand im Getriebe“ und „Ende Gelände“. Hintergrund ist die anhaltende Kritik am Wasserverbrauch der Gigafactory in Grünheide.

Aktivisten werfen Tesla kriminelles Verhalten vor

Teslas wiederholte Umweltverstöße und das Rauben wertvollen Wassers seien nämlich kriminell, sagte Aktivistin Lou Winters über die Aktion vor der Mall of Berlin. Um das Wasser der Region zu retten, müssten die Produktion und der Ausbau des Werks gestoppt werden, forderte sie weiter. Winters: „Doch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke schützt lieber den kriminellen Autokonzern als unsere Lebensgrundlage. Deshalb fordern wir: Keinen Liter mehr für Tesla.“
Die Aktion der Aktivisten fand unmittelbar vor einer geplanten Pressekonferenz von Umweltverbänden statt. Eingeladen dazu hatten Nabu Brandenburg, Grüne Liga und der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg (VNLB). „Das Wasser steht im Mittelpunkt, nicht nur am Weltwassertag am 22.03.23, sondern auch bei der Ansiedlung von Tesla in Grünheide“, hieß es in der Ankündigung.

Umweltverbände fordern „echte Kehrtwende“

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz unterstrich Christiane Schröder vom Nabu deshalb, dass es dringend eine „echte Kehrtwende“ brauche. Wasser werde zu einer „begrenzten Ressource“ in Brandenburg. Aufrufe, Pools nicht mehr neu mit Wasser zu befüllen und Verbote gegen Gartenbewässerung würden sich künftig häufen, betonte Schröder. Dass die Regierung in Brandenburg gerade in Bezug auf Tesla den Profit einzelner vorantreibe, laufe gegen die Interessen der Bürger und sei zudem dramatisch für die Umwelt.
Wie schlimm die Ansiedlung von Tesla in den Augen der Umweltverbände ist, zeigte Manu Hoyer vom VNLB anschließend anhand eines „Zeitstrahls des Grauens“. Hier listete sie die „Fehltritte“ des US-Autobauers seit 2019 auf – darunter unter anderem Diesellachen auf dem Gelände in Grünheide, Müllprobleme neben der Tesla-Baustelle, illegal errichtete Lagertanks, ausgetretene Chemikalien sowie den Austritt giftigen Kathodenpulvers, einen Containerbrand mit Aluminiumschlacke und einen Großbrand in der nicht genehmigten Recyclinganlage.

Großteil der Gigafactory steht in Trinkwasserschutzgebiet

Die besondere Dramatik ergebe sich vor allem aus der Tatsache, dass sich zwei Drittel der Tesla-Fabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet befinden, sagte Steffen Schorcht von der Grünen Liga. Hinzu komme, dass es sich um eine der niederschlagsärmsten Regionen handelt und der Grundwasserspiegel hier stetig falle. Deshalb und vor dem Hintergrund des stetigen Zuzugs sei Grünheide für die Tesla-Ansiedlung ungeeignet, so Schorcht.
Vertreter von Umweltverbänden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.
Vertreter von Umweltverbänden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.
© Foto: Cornelius Pape
Zusätzlich dazu sei zu bemängeln, dass es in Brandenburg bis heute keine Konzepte für die Wasserversorgung und für den Umgang mit Abwasser gebe. Schorcht wirft der SPD-geführten Landesregierung deshalb ein „massives Versagen“ vor. Diese habe für Brandenburg „Industrialisierungspläne wie im 18. Jahrhundert“. Die Folge schon jetzt: Der Wasserverbrauch werde für Neukunden beschränkt; für neue Bauvorhaben fehle Wasser in der Region. Ein einmaliger Vorgang in Deutschland, wie Schorcht betonte.
Auch deshalb wollen die Umweltverbände weiter gegen Tesla kämpfen. „Die endgültige Genehmigung für die Fabrik ist noch längst nicht sicher“, sagte der Anwalt der Umweltverbände, Thorsten Deppner, dazu. Er vertritt Nabu Brandenburg und Grüne Liga Brandenburg in dem Widerspruchsverfahren gegen den Autobauer. Dass es zum „Worst Case“ für Tesla kommt – also dass die Gigafactory ihren Betrieb einstellen muss – hält Deppner für unwahrscheinlich. Ziel seien jedoch „Verbesserungen“, zum Beispiel eingeschränkte Produktionskapazitäten.

Tesla hat Vertrag über 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser

Bislang stehen Tesla für sein Werk in Grünheide in der ersten Ausbaustufe 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr vom Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) vertraglich zu. Das US-Unternehmen hatte angegeben, die vereinbarten Mengen reichten auch für den geplanten Ausbau.
Ein Jahr Tesla in Brandenburg – das sind die Tops und Flops
Gigafactory Grünheide
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Grünheide
Tesla hatte sich zunächst ein Ziel von 500.000 Model Y pro Jahr für die Gigafactory in Grünheide gesteckt. Das soll nun, wie berichtet, verdoppelt werden. Der US-Elektroautobauer hatte dazu – knapp ein Jahr nach dem Produktionsstart – beim Land einen entsprechenden Antrag auf Ausbau des Werks eingereicht.