Das ukrainische Restaurant „UA-Food“ wirkt eher unscheinbar – versteckt in einer Gasse, die an der Sportowa Straße des Basars in Słubice angrenzt. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift „UA-Food“ macht auf die ukrainische Küche aufmerksam. Das Restaurant selbst hat eher etwas von einem gemütlichen Bistro. Platz nehmen dürfen die Gäste an vier Tischen mit jeweils vier Stühlen. Die offene Küche, in der Tatjana Owtschinikowa selbst kocht, befindet sich direkt daneben, genau wie der Kühlschrank für Getränke.
Es gibt sogar einen überdachten Außenbereich. Genutzt werde dieser meistens nur im Sommer. „Dann habe ich auch immer Blumen auf den Tischen“, sagt die Ukrainerin und lächelt. Zusammen mit ihrer Tochter Alexandra kümmert sie sich täglich von 7 bis 15 Uhr um das leibliche Wohl ihrer Gäste. Geschlossen sei nur an Feiertagen. „Wir arbeiten viel“, sagt die Restaurant-Betreiberin. An den Wochenenden habe Tatjana Owtschinikowa gelegentlich Aushilfen vor Ort. Alles andere erledige sie mit ihrer Tochter zu zweit.

Tatjana Owtschinikowa konnte ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen

Das war nicht immer so. Vor ein paar Jahren hatte sie mehr Personal. Fünf Leute waren bei ihr beschäftigt – darunter auch ein Koch. Diesen und andere Angestellte musste sie allerdings 2020 zu Beginn der Pandemie entlassen. „Ich habe durch den Lockdown 70 Prozent meiner Klienten verloren“, sagt Tatjana Owtschinikowa. Ihr Personal konnte sie daher kaum noch bezahlen. Nach dem Lockdown habe sie zwar angefangen, ihre Speisen zu den Kunden liefern. „Das Geschäft konnte sich ein wenig erholen“, sagt sie.
Das ukrainische Restaurant "UA-Food" in Slubice freut sich auf Kunden. im Sommer gibt es sogar einen größeren Außenbereich zum Essen.
Das ukrainische Restaurant "UA-Food" in Slubice freut sich auf Kunden. im Sommer gibt es sogar einen größeren Außenbereich zum Essen.
© Foto: Janine Reinschmidt
Trotzdem habe Corona ihre Pläne zerstört. Tatjana Owtschinikowa hatte vor dem ersten Lockdown eigentlich vorgehabt, mit ihrem ukrainischen Restaurant in die Słubicer Innenstadt zu ziehen. „Ich wollte alles im ukrainischen Stil renovieren“, erklärt sie. Doch aktuell kann sich die Ukrainerin das nicht mehr leisten. Denn auf die Pandemie folgte der Krieg in ihrem Heimatland. „Ich hatte auch viele ukrainische Kunden. Die meisten sind aber jetzt alle im Krieg und kämpfen“, sagt sie.
Tatjana Owtschinikowa erzählt, dass nun ab und zu auch ukrainische Familien, die im vergangenen Jahr als Flüchtlinge in der Oder-Region landeten, ihr Restaurant besuchen. „Manche lasse ich sogar angesichts der Situation kostenlos bei mir essen“, sagt sie. Ihre Mutter sei selbst noch in der Ukraine. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Es ist, wie russisches Roulette“, berichtet die Restaurantbesitzerin.

Es ist nicht einfach einen polnischen Aufenthaltstitel zu bekommen

Ihre Familie stammt aus der westukrainischen Stadt Chmelnyzkyj. Bereits 2014, als der Krieg im Donbass losbrach, war es Tatjana Owtschinikowa in ihrer Heimat zu unsicher geworden. 2015 kam sie deshalb mit einem Teil ihrer Familie nach Słubice. Dazu zählen auch ihre drei Kinder. „Ich habe noch einen älteren Sohn und eine jüngere Tochter“, sagt sie. Die Familie, die ihr Kraft und Halt gibt, lebt heute mit einem polnischen Aufenthaltstitel (karta pobytu) in Słubice. „Diesen muss ich alle drei Jahre verlängern“, erzählt Tatjana Owtschinikowa. Das sei mit vielen Dokumenten und langen Wartezeiten verbunden. Beim ersten Antrag 2015 musste sie ein Jahr lang auf eine Antwort warten und durfte in dieser Zeit das polnische Staatsgebiet nicht verlassen.
Eine Portion Pelmeni mit Schmand gibt es im Restaurant UA-Food von Tatjana Owtschinikowa für 4,50 Euro.
Eine Portion Pelmeni mit Schmand gibt es im Restaurant UA-Food von Tatjana Owtschinikowa für 4,50 Euro.
© Foto: Janine Reinschmidt
Um so glücklicher sei sie, dass ihr Aufenthaltsstatus mittlerweile geklärt sei und sie wieder über die Brücke nach Frankfurt gehen kann. „Wir sprechen sogar ein bisschen Deutsch“, erklärt sie. Auch das Menü gibt es auf Deutsch. Tatjana Owtschinikowa sagt stolz: „Das deutsche Menü hat meine Tochter selbst gestaltet“. Viele Kunden kämen nämlich aus Deutschland. Aber auch Polen, Bulgaren und Rumänen würden ihr Restaurant oft besuchen.
Sie selbst merke auch die unterschiedlichen Essgewohnheiten ihrer Gäste. „Bulgaren essen oft nur Hähnchen, während Polen alles essen“, berichtet Tatjana Owtschinikowa. Deutsche dagegen würden oft Rippchen oder Schnitzel bestellen. Auch andere Standbesitzer am Basar würden regelmäßig mittags anrufen und Essen abholen. Die Preise entsprechen dem Słubicer Durchschnitt. Einen grünen Borschtsch (Sauerampfersuppe) gibt es bei ihr für 4 Euro, ein paniertes Schnitzel mit Pommes und Salat für 9,50 Euro. Bezahlen können Gäste sowohl in Euro als auch in Złoty.

Die Ukrainerin kocht auch auf Vorbestellung für größere Anlässe

Jeden Morgen vor Ladenöffnung holt sie ihre Lebensmittel wie Gemüse und Fleisch frisch ab. „Wir machen alles selbst. Nichts ist eingefroren oder aus Discountern“, unterstreicht sie. Auch für größere Veranstaltungen wie Geburtstage oder Hochzeiten koche sie immer frisch. Dafür habe sie extra Wärmebehälter vorrätig. Tatjana Owtschinikowa sagt: „Die Kunden rufen dann zwei bis drei Wochen vorher an und wir besprechen gemeinsam, was es gibt“. Solche großen Anlässe seien allerdings selten.