Für den Weg vom Kleist Forum in Frankfurt (Oder) nach Hause gab Uwe Madel, Moderator der rbb-Sendung „Täter-Opfer-Polizei“, den Zuschauern beim 34. MOZ-Talk direkt eine Weisheit mit: Nachts auf der Parkbank könne es weniger gefährlich sein als zu Hause.
Denn von den 500 Menschen, die in Deutschland jedes Jahr ermordet werden, sagte er, sterben die meisten durch Beziehungstaten. Dem gegenüber stünden 19.000 Tote durch ärztliche Kunstfehler. „Doch man geht hoffnungsvoll zum Arzt“, sagt Madel, „und hat nachts Angst auf der Parkbank“.
Faszination der Menschen für True Crime – und erfolgreiche Enkeltricks
Auch eine interessante Information, die der Moderator mit den Gästen teilte: Ältere Damen haben im Dunkeln mehr Angst als junge Herren im Hellen – dabei werden letztere eher Opfer von Gewalttaten. Alles Erkenntnisse, die den Heimweg an diesem Abend wohl etwas entspannter werden ließen. „Täter-Opfer-Polizei“ behandelt wahre Kriminalfälle – die Faszination der Menschen für solchen True Crime, so Uwe Madel, komme natürlich durch Spannung und Emotionen zustande. „Aber hoffentlich auch durch Empathie“, sagt er – und durch die Erkenntnis, welch Glück es sei, dass einen selbst dieses Schicksal nicht ereilt hat.
Anders sieht es beim Enkeltrick aus. Auch mit diesem hat Uwe Madel durch seine Arbeit immer wieder zu tun – und viele fallen eben auf die Maschen rein. Niemand brauche da „hochnäsig sein“ und denken, einem selbst könne das nicht passieren – wenn clever und auf der emotionalen Schiene betrogen wird, klappe das leider doch oft. Bei einer Präventionsaktion konnte die Berliner Polizei in nur einer Woche solche Betrugstaten im Wert von 3,4 Millionen Euro verhindern, erzählte Uwe Madel. „Ich wünschte mir, dass die Polizei so ausgerüstet ist, dass sie gerade in diesem Bereich nicht nur verwaltet, sondern aufklärt.“
Der 34. MOZ-Talk im Video
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Saskia Esken zu Tesla-Chef Elon Musks neuem Twitter
Um die Polizei ging es auch beim ersten Gast des Abends. SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken sprach unter anderem über rassistische Denkweisen in der Polizei, schlug Supervision und Aufarbeitung vor – betonte aber auch, dass die große Mehrheit der Polizei unter diesen Rassismus-Vorurteilen leide.
Sie sprach zudem über Hass im Netz, um die Empörungskultur im Internet und erklärte, warum sie den vor wenigen Tagen von Tesla-Chef Elon Musk gekauften Mikrobloggingdienst Twitter verlassen hat: Sie glaube mitnichten, dass Twitter durch den Tesla-Chef nun zu einem „gemeinnützigen Ort“ wird. Eher zu einem Markt der Meinungen. „Und ich möchte nicht, dass meine Meinung vermarktet wird, sondern ich möchte einen demokratischen Ort, wo wir unsere Meinungen austauschen können“, sagte sie.
Ihre eigene Meinung hielt sie bei der Frage nach dem bestmöglichen Standort fürs Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation etwas zurück – betonte aber, dass Transformationserfahrung und -kompetenz eigentlich nur im Osten vorhanden ist: „Wenn man die Ostdeutschen fragt, was hat sich mit dem Mauerfall für euch verändert, sagen sie: Alles.“ Westdeutsche wüssten gar nicht, was sich dadurch verändert haben soll.
Knackig, saftig, süß oder sauer – welchen Apfel Menschen aus Frankfurt (Oder) mögen
Verändert hat sich auch einiges auf den Feldern der Markendorf Obst e.G. Frost und Dürre haben in den vergangenen Jahren immer wieder zu klimabedingten Missernten geführt, erzählte Obstbauer Raik Neumann beim MOZ-Talk. „Die Natur ist ein komplexes System“ – das hat er schon vor über 20 Jahren kennengelernt, als er seinem Jurastudium in Berlin den Rücken kehrte und in den Obstbaubetrieb seines Vaters einstieg. Vielleicht sei er damals schon ein Trendsetter gewesen, denn heute sei es ganz normal, aus der Großstadt zu fliehen und landwirtschaftlich zu arbeiten, scherzte er. Es sei für ihn einfach „sinnlich, haptisch, schön, draußen zu sein und das Wetter zu spüren“.
Das mit der Haptik scheint den Kundinnen und Kunden ähnlich zu gehen. Sie zählten aktuell eher auf Gefühl als auf Geschmack, verriet der Obstbauer, würden beispielsweise statt nach einem süßen oder sauren Apfel nach einem knackigen oder saftigen fragen. Besonders knackig ist übrigens auch die neue Apfelsorte „Fräulein“, an der sich Moderatorin Lilo Wanders besonders interessiert zeigte. Sie ist ein kleiner Hoffnungsträger für die Obstbauern, die darauf hoffen, damit ein in Deutschland angebautes Pendant zur sehr beliebten Sorte „Pink Lady“ (die eine schlechte CO₂-Bilanz hat) geschaffen zu haben. Aber auch anderes Obst schließt Raik Neumann für Markendorf nicht aus: „Ich habe Bock auf Quitte“, sagte er bei seinem Besuch auf dem MOZ-Sofa.
Frankfurt (Oder) singt mit, als Gitte Hænning alte Schlager performt
Doch kein MOZ-Talk ohne Musik – und so spielte nicht nur die MOZ-Talk-Showband rund um Thomas Strauch, Jacek Fałdyna und Søren Gundermann, sondern auch Moderator David Friedrich selbst, zusammen mit Fabian Horstfeld an Gitarre und Mikrofon, der ihn vor Kurzem bereits bei seiner Weltuntergangs-Soloshow „Apocalyppo“ im Kleist Forum begleitete. Sowohl Themen als auch die Autotune-Effekte ihres Auftritts waren sehr modern.
Gitte Hænning hingegen nahm die MOZ-Talk-Besucher mit zurück in die 40er Jahre, mit dem Lied „There's No Business Like Show Business“, außerdem in die 70er, mit ihren Songs „Ich hab die Liebe verspielt in Monte Carlo“ und „So schön kann doch kein Mann sein“, und in die 80er, mit der Frauen-Selbstbestimmungshymne „Ich will alles“. Das mitsingende Publikum bekam Lob von der dänischen Sängerin: „Sie sind gut, bleiben Sie so. Ich kann Sie nicht bezahlen, dafür sind Sie zu viele“, scherzte sie. Aber man könne sich ja vorstellen, dass die Zuschauer ihr Chor wären. „Und sicher kennen Sie meine Texte viel besser als ich. Ich habe schon längst aufgegeben, deutsche Texte auswendig draufzuhaben.“
Mit zwölf Jahren war Gitte Hænning 1958 bereits berühmter Kinderstar, erst nur in Skandinavien, später auch in Deutschland. Sie war damals schon wirklich reich, betonte das Moderatoren-Duo. Ja, bestätigte Hænning. „Aber ich fand das ganz doof, dass man von Erwachsenen so bewundert wurde“ für das viele Geld, das ihre Mutter dann in irgendwelche Mietshäuser steckte, gab sie zu.
Mütter spielten übrigens schon am Anfang dieses MOZ-Talks eine Rolle: Saskia Esken sagte, nicht Willy Brandt oder jemand anderes sei ihr Vorbild, sondern ihre Mutter, die immer berufstätig war, sozial engagiert und einfach „eine starke Frau“.
Weil dieser eine Ersatzveranstaltung für einen Corona-Ausfall war, ist der nächste MOZ-Talk bereits für den 13. Dezember 2022, also in gut einem Monat, angesetzt.
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