Zwei Stunden Strom, zwei Stunden ohne Energie, dann wieder zwei Stunden Zugang zu Strom – und das auch nur, wenn es gut läuft. Trotz steigender Strompreise und Energiesparmaßnahmen kann man sich solche Einschränkungen in Frankfurt (Oder) und anderswo im Land nur schlecht vorstellen. In Schostka, der Partnerstadt Frankfurts und Słubices in der Ukraine, ist das aktuell Realität.
Die Stromversorgung in der Region Sumy, aber auch in anderen Teilen des Landes, ist durch den Krieg immer wieder unterbrochen – gerade erst am Mittwoch (23.11.) hatte es einen Angriff auf die Infrastruktur gegeben und waren weite Teile des Landes ohne Strom und Wasser. Die Reparatur kann Tage dauern. Zuletzt hatten auch Schostkas Bürgermeister Mikolaj Noga auf Facebook und die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite von den Ausfällen berichtet. „Wir warten auf die vollständige Wiederherstellung der Energieversorgung“, schreibt der Bürgermeister am Freitag (25.11.).
Hörbar schlagen Bomben ein, die stellvertretende Bürgermeisterin sitzt im Halbdunkeln
Greifbar werden die Stromprobleme beim Kontakt mit einem Einwohner der Stadt, der der MOZ Fotos zur Verfügung stellen will: Er erwarte schnell eine Antwort, schreibt Yaroslav Schastlyvtsev, denn er wisse nie, wie lange die Internetverbindung stabil ist. Dieselbe Erfahrung hat das Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum gemacht. Dessen Leiter Sören Bollmann und seine Kollegin Marta Rusek hatten vor wenigen Tagen eine Videokonferenz mit Vertretern der Stadtverwaltung in Schostka. Die stellvertretende Bürgermeisterin Olena Kravchenko, mit der sie sprachen, saß im Halbdunkeln und wies sie nicht nur immer wieder auf die – hörbaren – Bombeneinschläge hin, sie musste auch irgendwann, „mit einer erstaunlichen Ruhe“ und einem Lächeln, das Videogespräch abbrechen, weil der Strom kurz darauf ausfiel.
Marta Rusek hatte zuvor gefragt, was in Schostka am dringendsten benötigt wird. Die Antwort: Stromgeneratoren und batteriebetriebene Lampen. Für die Stadtverwaltungen in Frankfurt und Słubice stand nach der abgebrochenen Videokonferenz schnell fest: Es soll eine Spendenaktion geben, um von dem Geld Generatoren kaufen und in die Ukraine schicken zu können.
Spendenaktion der Stadtverwaltungen Frankfurt (Oder) und Słubice
■ Schostka ist seit 2008 Partnerstadt von Słubice, seit diesem Sommer gibt es auch mit Frankfurt eine Partnerschaft.
■ Beide Stadtoberhäupter, Mariusz Olejniczak und René Wilke, rufen gemeinsam zum Spenden für die ukrainische Partnerstadt auf:
■ Spendenkonto in Frankfurt (Oder)
Kontoinhaber: Stadt Frankfurt (Oder)
DE42 1705 5050 1700 100498
WELADED1LOS
Verwendungszweck: Spende Schostka
Kontoinhaber: Stadt Frankfurt (Oder)
DE42 1705 5050 1700 100498
WELADED1LOS
Verwendungszweck: Spende Schostka
■ Spenden bis 300 Euro können auch ohne Spendenbescheinigung steuerlich geltend gemacht werden, es reicht der Kontoauszug.
■ Wer mehr als 300 Euro spendet, kann unter kooperationszentrum@frankfurt-oder.de eine Spendenbescheinigung anfordern.
■ Fragen zur Spendenaktion beantwortet das Kooperationszentrum unter Tel. 0335 55285-14 und -15.
Preisspanne bei Generatoren ist groß – auch kleine Geräte werden für Familien benötigt
Um die Dimensionen klarzumachen, hat Marta Rusek die Preise für solche Generatoren recherchiert. „Die Preisspanne ist groß“, sagt sie. Kleine Generatoren mit einer Leistung von 1000 Watt bekomme man für 300 bis 400 Euro. Damit könne man zwar einen Kühlschrank laufen lassen, auch ein Laptop verbraucht nur um die 20 bis 100 Watt pro Stunde. Ein Heizgerät jedoch brauche bereits 2000 Watt – ein solcher Generator liegt bei 500 Euro. Marta Rusek zeigt einen 22-Kilowatt-Generator (22.000 Watt). Der Preis: 9000 bis 10.000 Euro.
Neben der Notwendigkeit von Strom, um übers Internet Kontakt zu anderen zu halten, haben die Stadtverwaltungen Frankfurt und Słubice vor allem die nahende Winterzeit im Blick. Während die Temperaturen 60 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt aktuell nicht weit unter denen an der Oder liegen, wird das Thermometer im Verlauf des Winters dort noch fallen. Durch den Klimawandel kommt es nicht mehr zu -30 Grad Celsius wie früher, man rechnet aber mit -10 bis -15 Grad und weiterhin viel Schnee, berichtet Marta Rusek, die am Donnerstag (24.11.) mit der Tochter der stellvertretenden Bürgermeisterin telefoniert hat.
Für die Wärmestuben in der Stadt, die an verschiedenen Stellen wie etwa Kindergärten eingerichtet werden, seien die Generatoren wichtig. Ansonsten sei die Stadt total verdunkelt, berichtet Marta Rusek, die Ampeln funktionieren nicht, die Laternen auch nicht, die Bewohner sparen Strom, um die Krankenhäuser zu versorgen. „Daher sind sie sehr dankbar für jede Hilfe. Das haben sie mehrmals während des Gesprächs gesagt“, erzählt sie. Jede Hilfe zähle und auch kleine Stromgeneratoren werden dringend benötigt, um Familien mit Strom zu versorgen.
Schostka und die Dörfer rings herum stehen jeden Tag unter Beschuss
Noch lange liegt Schostka nicht im sicheren Gebiet. Die Stadt und die angrenzenden Dörfer stehen jeden Tag unter Beschuss, heißt es von Olena Kravchenko. Die Bomben erreichen Schostka selbst seltener als die Dörfer, hat sie Marta Rusek berichtet. „Daher gibt es aber viele Binnenflüchtlinge in Schostka aus diesen kleinen Städtchen.“
Gesammelt wird bei der Spendenaktion der Stadtverwaltungen Frankfurt und Słubice, die von der MOZ unterstützt wird, nicht für irgendwen: Seit der Bürgermeister Schostkas 2017 und 2018 an der Oder war und auch Jugend- und Tanzgruppen beim Bunten Hering auftraten, kenne man die Menschen persönlich, betont Sören Bollmann. Zuletzt waren acht Jugendliche und zwei Begleiter beim Sommercamp der Partnerstädte vor Ort.
Mehr zum Krieg in der Ukraine finden Sie in unserem Liveticker.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Facebook, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Sie erklären sich damit einverstanden, dass Ihnen externe Inhalte von Facebook angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.