„Wir helfen, weil wir wissen: Die Menschen in der Ukraine kämpfen auch für uns“, erklärt Arkadiusz Burkowski, Chef der Firma Carter Ltd. Logistic. Mit seinem Fuhrunternehmen betreibt er neben dem Firmenhauptsitz in Nowy Tomyśl auch eine Niederlassung im gut eineinhalb Autostunden entfernten Frankfurt (Oder).
Mehr als 80 Beschäftigte, darunter viele Ukrainer, beliefern unter anderem Supermärkte in Deutschland – am vorigen Freitag machten sich mehrere von ihnen in die entgegensetzte Richtung auf. Die Firma von Arkadiusz Burkowski hat den Transport der ersten elf Generatoren, die von Spendengeldern aus Frankfurt (Oder) und Słubice angeschafft wurden, in die Ukraine ermöglicht.
Die beiden Nachbarstädte hatten Ende November zu Spenden für die gemeinsame Partnerstadt Schostka aufgerufen, um davon Stromgeneratoren zu kaufen. Denn diese werden dort dringend benötigt, um über den Winter zu kommen.
In Schostka herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt
Die nur rund 60 Kilometer von der russischen Grenze entfernte Stadt, die vor dem Krieg rund 75.000 Einwohner zählte, ist kriegsbedingt von massiven Stromausfällen betroffen. Erst vor einigen Tagen war Schostka aufgrund eines russischen Beschusses, bei dem Energieanlagen beschädigt wurden, nach Angaben von Bürgermeister Mykola Noha komplett von der Energieversorgung getrennt, das Krankenhaus und andere Versorgungseinrichtungen stellten auf Notstromversorgung durch Generatoren um. Die Bevölkerung war aufgerufen, in den Schutzräumen bleiben. In Schostka herrschen aktuell Temperaturen knapp um den Gefrierpunkt.
Seit dem Spendenaufruf der beiden Nachbar- und Partnerstädte flossen rund 10.500 Euro auf das eingerichtete Spendenkonto, berichtet Sören Bollmann vom Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum, der die Aktion zusammen mit Marta Rusek koordiniert. „Für 8000 Euro haben wir zehn Generatoren angeschafft. Einen weiteren hatte Słubice bereits vorher gekauft, sodass wir jetzt die ersten elf Generatoren auf die Reise schicken konnten“, sagt er.
Lkw mit Generatoren war Teil eines größeren Konvois
Arkadiusz Burkowski musste nicht lange überzeugt werden. Er sagte sofort zu, als Sören Bollmann anrief und um Unterstützung bat. Am Freitag (16.12.) wurden die elf Generatoren zunächst von Frankfurt (Oder) nach Nowy Tomyśl gefahren. Von dort aus reihte sich der Lkw in einen größeren polnischen Hilfskonvoi aus insgesamt acht Fahrzeugen ein. Geladen hatte der Lkw nicht nur die Stromerzeuger aus der Doppelstadt, sondern auch gespendete Weihnachtsgeschenke für Kinder in der ukrainischen Partnerstadt, wie Marta Rusek erzählt.
„Der Transport war nicht einfach“, berichtet Arkadiusz Burkowski. Abgesehen von den strengen Einfuhrbestimmungen an der polnisch-ukrainischen Grenze habe für die Fahrer natürlich ein großes Sicherheitsrisiko bestanden. Erst am Sonntag erreichte der Transport die westlich von Kiew gelegene Stadt Ternopil. Dort wartete dann bereits eine Gruppe aus Schostka, die rund 800 Kilometer ins Landesinnere gefahren war, um die Generatoren in Empfang zu nehmen. Inzwischen sind nicht nur die Fahrer von Arkadiusz Burkowski sicher nach Polen zurückgekehrt, auch die Generatoren konnten am Dienstag in Schostka ausgeladen werden.
Spendenaktion der Stadtverwaltungen Frankfurt (Oder) und Słubice
Słubices Bürgermeister Mariusz Olejniczak und Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke rufen gemeinsam zum Spenden für Schostka auf:
■ Spendenkonto in Frankfurt (Oder)
Kontoinhaber: Stadt Frankfurt (Oder)
DE42 1705 5050 1700 100498
WELADED1LOS
Verwendungszweck: Spende Schostka
Kontoinhaber: Stadt Frankfurt (Oder)
DE42 1705 5050 1700 100498
WELADED1LOS
Verwendungszweck: Spende Schostka
■ Spenden bis 300 Euro können ohne Spendenbescheinigung, nur per Kontoauszug, steuerlich geltend gemacht werden. Ab 300 Euro kann man unter [email protected] eine Spendenbescheinigung anfordern.
■ In Słubice kann über das Konto der Stiftung des Collegium Polonicum gespendet werden
■ Fragen beantwortet das Kooperationszentrum unter Tel. 0335 55285-14 und -15.
„Einen großen Dank an all jene, die diesen ersten Transport ermöglicht haben, und auch dafür, dass sich bisher so viele Frankfurter und Słubicer beteiligt haben – obwohl viele von ihnen in diesen Zeiten selbst finanzielle Sorgen haben“, sagte Oberbürgermeister René Wilke.
Ein weiterer Transport ist geplant, Spenden werden weiter gebraucht
Erst im Sommer hatten die Stadtverordneten von Frankfurt (Oder) die Städtepartnerschaft offiziell beschlossen, Słubice und Schostka kooperieren bereits länger miteinander. „Es ist gut, dass die Städtepartnerschaft gleich mit Leben gefüllt werden kann, indem wir den Menschen dort sehr konkret und praktisch helfen. Unsere elf Generatoren verändern vielleicht nicht die Welt, aber für einige Menschen, die damit mit Strom versorgt werden können, sind sie eine große Hilfe“, so der OB.
Davon ist auch sein Słubicer Amtskollege Mariusz Olejniczak überzeugt, der alle Daumen gedrückt hatte, dass der Hilfstransport sicher ankommt. „Es gab auch kritische Fragen, ob es uns wirklich gelingt, die Generatoren in der jetzigen Zeit nach Schostka zu bringen“, erzählte er. Doch es habe funktioniert. Er hoffe daher, dass die Spendenbereitschaft in Słubice noch zunehmen werde, um eine weitere Generatorenspende zu finanzieren.
Arkadiusz Burkowski und seine Mitarbeiter jedenfalls stünden zur Verfügung. „Wir sind bereit für neue Herausforderungen“, sagte er.