Die Brandenburger essen gern pünktlich. Und so kamen sie schon eine Stunde vor der Eröffnung zum Tempelberger Kartoffelfest, um sich in die lange, lange Schlange einzureihen, an deren Ende man einen der begehrten handgemachten, knusprigen Kartoffelpuffer ergattern kann. Dabei gibt es noch vieles andere hier zu essen, doch die Puffer sind der Renner – und das seit 23. Jahren. Dabei fing 1999 alles klein an. „Zu unserem Dorffest. Wir hatten nur eine große runde Pfanne, in der einen Hälfte brutzelten die Bratkartoffeln, in der anderen die Puffer“, erzählt Sabine Riemer, die Festkoordinatorin und Schatzmeisterin des Vereins Pro Tempelberg.
Mit knapp hundert Kilo habe man angefangen, „diesmal wird es wohl eine Tonne sein, die wir verarbeiten.“ Echte Brandenburger Knollen sind es, geliefert von der Grabs & Ring GbR aus Neu Golm, einem der wenigen Kartofffelbauern in der Region.

An einem Tag 400 Kilogramm Kartoffeln geschält

Burkhard Grabs und Jörg Pankow verkaufen die Sorten Adretta und Gala gleich vom Hänger an die, die die einen Zehn-Kilo-Beutel mit nach Hause nehmen möchten. Gleichzeitig preisen sie ihre Weihnachtsenten und -gänse an und raten zur Vorbestellung. Die Kartoffelernte sei in diesem Jahr „dank des Regens zur rechten Zeit“ gut, freut sich Bauer Grabs.
Vor Ort verarbeitet werden seine recht großen Knollen für Puffer, Kartoffelsalat, Pell- und Bratkartoffeln. Während vorn schon seit zwei Stunden verkauft wird, wird hinter den Kulissen immer noch geschält. Irene Pfeifer (80), Sieglinde Schubert (81) und Monique Berthe sitzen im Schatten unterm Baum und sorgen für Nachschub. „Gestern waren 18 Leute dabei, 400 Kilo haben wir geschält“, erzählen die Frauen.
Jörg Pankow und Burkhard Grabs aus Neu Golm verkaufen Kartoffeln der Sorten Adretta und Gala aus eigener Ernte, hier mit Günter Rückert aus Fürstenwalde und Bettina Sommer aus Briesen (v.l.).
Jörg Pankow und Burkhard Grabs aus Neu Golm verkaufen Kartoffeln der Sorten Adretta und Gala aus eigener Ernte, hier mit Günter Rückert aus Fürstenwalde und Bettina Sommer aus Briesen (v.l.).
© Foto: Ruth Buder

Mit Nonstop-Programm durch den Tag

An Helfern mangele es nicht, lobt Sabine Riemer. „Die Leute kommen gern, bieten sich an, wollen mithelfen.“ Während sie erzählt, wird sie immer gegrüßt und umarmt, auch von Sieglinde Freimuth. „Ach, wir kennen uns schon lange“, sagt die Jänickendorfern. Beim Kartoffelfest in Tempelberg müsse man unbedingt dabei sein, „zu Hause schmecken doch die Kartoffelpuffer nicht so gut wie hier.“ Ein besseres Lob kann sich auch Margrit Tschanz, die Vereinsvorsitzende nicht wünschen.
„Wir werden geliebt. Und das liebe ich“, strahlt die 1990 zugewanderte Tempelbergerin über das gelungene Fest mit seinen vielen Ständen, Spiel- und Kaufmöglichkeiten und das große Zusammensein von freundlichen Menschen. Mit dem Wetter hatten die Organisatoren auch in diesem Jahr Glück, so richtig schlecht soll es Mitte September, noch nie gewesen sein, „wenn bei uns die fünfte Jahreszeit“ anbricht, scherzt Hanne Bäcker, die gemeinsam mit Torsten Linde das Nonstop-Programm moderiert.

200 Einwohner freuen sich auf tausende Gäste

Schon Tage vorher sehe man, wie die Vorgärten in Schuss gebracht, Zäune einladend geschmückt werden und sich von Tag zu Tag der Dorfplatz mit Aufbauten füllt. 200 Einwohner freuen sich auf tausende Gäste. „Es ist immer wieder ein Phänomen“, wundert sich Sabine Riemer über den ungebrochenen Zulauf. „Das muss man sich mal vorstellen, alles im Ehrenamt, die Städte holen sich dafür Veranstaltungsagenturen. Und alles ohne Zuschüsse. Wir gehen immer in Vorleistungen.“
Bettina Sommer aus Briesen, meint zu wissen, warum das Fest so gut angenommen wird: „Es ist das Ländliche, das Gemütliche und man spürt, dass hier Menschen mit viel Herzblut am Werke sind.“