Der sechsjährige Finn ist mit seinem eigenen Trecker gekommen. Einem Fendt Farmer 2S aus dem Baujahr 1952. Zwar kann der Junge, der gerade seine Schultüte gekriegt hat, nicht selbst fahren, aber er darf während der großen Ausfahrt mit dem Uropa auf dem Bock sitzen. Gut angeschnallt natürlich, darauf legt Heiko Brudlo aus Beerfelde (75) großen Wert.
Den Farmer 2S hat er seinem Urenkel bereits vor zwei Jahren geschenkt, weil der Kleine sich so sehr einen richtigen Traktor gewünscht habe. Uropa griff tief in die Tasche und kaufte in Bayern das Exemplar, mit dem nun die ganze Familie (samt Hänger) am Sonnabend, 9. September, zum 17. Oldtimer- und Traktorentreffen nach Demnitz gekommen ist.
Schon gut 400 Fahrzeuge bis zur Mittagszeit
Im kleinen Dorf bei Fürstenwalde ist schon seit dem frühen Sonnabendmorgen Betrieb, der Parkplatz auf der Wiese und der schattenspendende Park von Demnitz sind gut gefüllt. Alles ist bestens organisiert. Dafür sorgen die Mitglieder vom Verein Oldtimerfreunde Demnitz schon seit Jahren.
Bis Mittag sprechen die Veranstalter der Schau von rund 400 Fahrzeugen – vom Moped über Traktoren, von Pkw bis zu riesigen Militärfahrzeugen. Die Besucher – alle Altersklassen sind vertreten - streifen umher, machen hier und da ein Schwätzchen.
„Das ist ja ganz was Seltenens“
Werner Golz (70) bleibt bei Heiko Schmidt (36) stehen, weil er „etwas Seltenes“ entdeckt hat. Der Trebuser hat an seinen Belarus-Traktor ein „Mietzudeckgerät“ oder „Mietenwolf“ installiert. „So ein Teil kenn ich noch aus der Zeit, als ich auf der Kolchose gearbeitet habe“, erinnert sich Werner Golz. „Es ersparte körperliche Arbeit, schleuderte die Erde auf die Miete, man musste nicht mehr schippen.“
Großer Teile- und Trödelmarkt lockt an
Man kann gucken, aber auch kaufen, jede Menge Ersatzteile, aber auch einen Dreischarpflug, den Tobias Meeß aus Briesen mit seinem Belarus angekarrt hat. Mit dem komme man gut durch den Brandenburger „Karnickelsand“ fachsimpeln die Herumstehenden.
Ein Stückchen weiter machen die „Herzfölder“ mit ihrem lustigen Schild auf sich aufmerksam. Tatsächlich kommt die illustre Gemeinschaft um Tom Theuer (32) aus Herzfelde (MOL). Die jungen Leute haben ein Faible für Ostfahrzeuge und veranstalten immer zu Pfingsten ihre eigene Schau.
In Demnitz sind sie mit sieben Fahrzeugen dabei, Trabant, Barkass und Queck junior, Wohnwagen, in denen sie geschlafen haben. Wie alle, die man fragt, was sie an den alten Fahrzeugen fasziniert, sagt auch Tom Theuer: „Die einfache, robuste Technik und der Duft der Zwei-Takter.“
Ausfahrt im Duft der Zweitakter nach Steinhöfel
Ein solcher Duft liegt in der heißen Luft, als sich der lange Zug der Fahrzeuge – angeführt von einem Polizeiauto – in Bewegung setzt, durchs Dorf, dann bis nach Steinhöfel und zurück.
Darunter sind auch einige mit Sonnenblumen geschmückte Trabant-Kübel, von denen es heißt, dass ihr Preis stetig steigt: 12.000 Euro soll man bereits für das DDR-Kultauto zahlen. Kein Wunder, dass die Kult-Autos nicht abgegeben werden. Genauso wenig wie die viele Traktoren, die bei der Ausfahrt auch mit Anhänger gleich Jung und Alt befördern.
Oldtimer-Vereinschef als Jungpionier unterwegs
Unterdessen ist Enrico Sturm ständig auf dem Platz unterwegs, guckt nach dem Rechten, ein Hallo hier, ein Hallo dort. Viele kennen sich. Damit der Vereinsvorsitzende der Demnitzer Oldtimerfreunde in dem Trubel auf dem weiträumigen Gelände zwischen Technikschau und Essenmeile gut zu erkennen ist, hat er sich auffällig als Jungpionier verkleidet.
Dem 53-Jährigen passt das blaue Halstuch wie in alten Zeiten. „Ich mach mir einen Spaß draus, so findet mich jeder. Außerdem lassen sich die Besucher gern mit mir fotografieren“, so Sturm und war bis zum Ende des Treffens am Abend tatsächlich wieder ein sehr beliebtes Foto-Motiv.